der Fertigkeit enthalten ist, bestehet zum Theil aus Re- produktionen; wie das geschwinde etwas übersehen, nur halb ein Sehen, und halb ein Einbilden ist.
Daraus folget, daß die Fertigkeit zwar eine Fertig- keit erfodere, gewisse Jdeenreihen ohne merkliche Mühe zu reproduciren; aber wenn man sich so ausdrücken will, so muß die Vorstellung von der Thätigkeit selbst als der wesentlichste Bestandtheil nicht ausgeschlossen, und die uns geläufig seyn sollende Jdeenreihe nicht auf die Jdeen von den Gegenständen und andere äußerlich empfindbare Veränderungen eingeschränket werden.
Die Vorstellungen aus äußern Empfindungen kön- nen der Regel nach nicht wiederum bis zu Empfindun- gen hervorgehen, ohne daß auch von außen der ehema- lige Eindruck hinzu komme. Denn das Phantasma von dem Mond wird nicht Empfindung von dem Monde, wenn nicht das Auge von außen her gerühret wird. Dasselbige treffen wir zwar auch in den Gemüthszustän- den und in den Handlungen an, aber in einem unterschie- denen Grade. Ein Mensch kann sich durch seine Jma- ginationen so lebhaft wieder erhitzen oder beunruhigen, als er es durch die Empfindungen gewesen ist, und noch stärker. Die Wiedervorstellungen der Empfindnisse ge- hen nämlich leichter in wahre Empfindungen über, als jene; und so auch wie die Erfahrung lehret, die innern Willensthätigkeiten. Jst die Fertigkeit zur Handlung recht groß, so darf man sich solche nur ein wenig lebhaft vorstellen, und die ganze Aktion erfolget. Und dieß er- äugnet sich gar bey vielen, die von körperlichen Kräften abhangen. Einige Leute gähnen nicht nur, wenn sie an- dere gähnen sehen, sondern alsdenn schon, wenn sie sichs bey andern nur lebhaft vorstellen.
Die Fertigkeiten, welche wir uns erwerben müssen, entstehen| nur aus der Handlung selbst, und die Hand- lung erfolget nur auf Empfindnisse. Die Jdee von der
Absicht,
I.Band. T t
der Vorſtellungskraft ⁊c.
der Fertigkeit enthalten iſt, beſtehet zum Theil aus Re- produktionen; wie das geſchwinde etwas uͤberſehen, nur halb ein Sehen, und halb ein Einbilden iſt.
Daraus folget, daß die Fertigkeit zwar eine Fertig- keit erfodere, gewiſſe Jdeenreihen ohne merkliche Muͤhe zu reproduciren; aber wenn man ſich ſo ausdruͤcken will, ſo muß die Vorſtellung von der Thaͤtigkeit ſelbſt als der weſentlichſte Beſtandtheil nicht ausgeſchloſſen, und die uns gelaͤufig ſeyn ſollende Jdeenreihe nicht auf die Jdeen von den Gegenſtaͤnden und andere aͤußerlich empfindbare Veraͤnderungen eingeſchraͤnket werden.
Die Vorſtellungen aus aͤußern Empfindungen koͤn- nen der Regel nach nicht wiederum bis zu Empfindun- gen hervorgehen, ohne daß auch von außen der ehema- lige Eindruck hinzu komme. Denn das Phantasma von dem Mond wird nicht Empfindung von dem Monde, wenn nicht das Auge von außen her geruͤhret wird. Daſſelbige treffen wir zwar auch in den Gemuͤthszuſtaͤn- den und in den Handlungen an, aber in einem unterſchie- denen Grade. Ein Menſch kann ſich durch ſeine Jma- ginationen ſo lebhaft wieder erhitzen oder beunruhigen, als er es durch die Empfindungen geweſen iſt, und noch ſtaͤrker. Die Wiedervorſtellungen der Empfindniſſe ge- hen naͤmlich leichter in wahre Empfindungen uͤber, als jene; und ſo auch wie die Erfahrung lehret, die innern Willensthaͤtigkeiten. Jſt die Fertigkeit zur Handlung recht groß, ſo darf man ſich ſolche nur ein wenig lebhaft vorſtellen, und die ganze Aktion erfolget. Und dieß er- aͤugnet ſich gar bey vielen, die von koͤrperlichen Kraͤften abhangen. Einige Leute gaͤhnen nicht nur, wenn ſie an- dere gaͤhnen ſehen, ſondern alsdenn ſchon, wenn ſie ſichs bey andern nur lebhaft vorſtellen.
Die Fertigkeiten, welche wir uns erwerben muͤſſen, entſtehen| nur aus der Handlung ſelbſt, und die Hand- lung erfolget nur auf Empfindniſſe. Die Jdee von der
Abſicht,
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der Vorſtellungskraft ⁊c.
der Fertigkeit enthalten iſt, beſtehet zum Theil aus Re-
produktionen; wie das geſchwinde etwas uͤberſehen, nur
halb ein Sehen, und halb ein Einbilden iſt.
Daraus folget, daß die Fertigkeit zwar eine Fertig-
keit erfodere, gewiſſe Jdeenreihen ohne merkliche Muͤhe
zu reproduciren; aber wenn man ſich ſo ausdruͤcken will,
ſo muß die Vorſtellung von der Thaͤtigkeit ſelbſt als der
weſentlichſte Beſtandtheil nicht ausgeſchloſſen, und die
uns gelaͤufig ſeyn ſollende Jdeenreihe nicht auf die Jdeen
von den Gegenſtaͤnden und andere aͤußerlich empfindbare
Veraͤnderungen eingeſchraͤnket werden.
Die Vorſtellungen aus aͤußern Empfindungen koͤn-
nen der Regel nach nicht wiederum bis zu Empfindun-
gen hervorgehen, ohne daß auch von außen der ehema-
lige Eindruck hinzu komme. Denn das Phantasma
von dem Mond wird nicht Empfindung von dem Monde,
wenn nicht das Auge von außen her geruͤhret wird.
Daſſelbige treffen wir zwar auch in den Gemuͤthszuſtaͤn-
den und in den Handlungen an, aber in einem unterſchie-
denen Grade. Ein Menſch kann ſich durch ſeine Jma-
ginationen ſo lebhaft wieder erhitzen oder beunruhigen,
als er es durch die Empfindungen geweſen iſt, und noch
ſtaͤrker. Die Wiedervorſtellungen der Empfindniſſe ge-
hen naͤmlich leichter in wahre Empfindungen uͤber, als
jene; und ſo auch wie die Erfahrung lehret, die innern
Willensthaͤtigkeiten. Jſt die Fertigkeit zur Handlung
recht groß, ſo darf man ſich ſolche nur ein wenig lebhaft
vorſtellen, und die ganze Aktion erfolget. Und dieß er-
aͤugnet ſich gar bey vielen, die von koͤrperlichen Kraͤften
abhangen. Einige Leute gaͤhnen nicht nur, wenn ſie an-
dere gaͤhnen ſehen, ſondern alsdenn ſchon, wenn ſie ſichs
bey andern nur lebhaft vorſtellen.
Die Fertigkeiten, welche wir uns erwerben muͤſſen,
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/717>, abgerufen am 22.11.2024.
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