Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.mand stören durfte, legte bedachtsam einen feinen Bogen Papier zurecht und schrieb an Mynheer Verkolyn: Ew. Wohlmögenden thue ich hiermit avisiren, daß die bestellten und accordirten hundert Centner Käse fertig und gut zur Uebernahme im Zorgenhof bereit liegen. Bei neben dem Käse ist auch das Pflegekind von Mynheer, die Galinda, nunmehr so weit fertig und groß gezogen, daß es zum Transportiren in die Stadt für sie die höchste Zeit ist, als warum ich hiermit bei unserem gerade jetzt zu Michael abgelaufenen Pensionscontract ersuchen muß. -- Ja wohl, Mynheer, geht es mir hart an, das übrigens gesund und flink conditionirte Maisje abgeben zu müssen; aber es läßt sich anders nicht prakticiren, abgesehen, weil seit der Zeit, daß die Geschichte mit dem Freimeister Jan sich zerschlagen hat, nun gar kein Auskommen mit der Galinda mehr ist; denn da hat sie in ihrer Freude meinem Sohne Bertold einen Liebeswurm ins Herz gesetzt, der mir, darin wie in einem Käse heckend, bald den ganzen Jungen verderben, ja leicht mein ganzes Haus mit fressendem Unglück anstecken möchte. -- Also wollte ich Mynheer ersuchen, am besten den ehrenfesten Herrn Baldus Sachtervanst selbst hierhin zu erpediren, daß er die hundert Centner Käse und die Galinda von mir abnehmen thue. Verbleibe mit allem Respect von Mynheer der gehorsamste Diener Hendrick Zorg. Zorgenhof, am 26. September 1809. mand stören durfte, legte bedachtsam einen feinen Bogen Papier zurecht und schrieb an Mynheer Verkolyn: Ew. Wohlmögenden thue ich hiermit avisiren, daß die bestellten und accordirten hundert Centner Käse fertig und gut zur Uebernahme im Zorgenhof bereit liegen. Bei neben dem Käse ist auch das Pflegekind von Mynheer, die Galinda, nunmehr so weit fertig und groß gezogen, daß es zum Transportiren in die Stadt für sie die höchste Zeit ist, als warum ich hiermit bei unserem gerade jetzt zu Michael abgelaufenen Pensionscontract ersuchen muß. — Ja wohl, Mynheer, geht es mir hart an, das übrigens gesund und flink conditionirte Maisje abgeben zu müssen; aber es läßt sich anders nicht prakticiren, abgesehen, weil seit der Zeit, daß die Geschichte mit dem Freimeister Jan sich zerschlagen hat, nun gar kein Auskommen mit der Galinda mehr ist; denn da hat sie in ihrer Freude meinem Sohne Bertold einen Liebeswurm ins Herz gesetzt, der mir, darin wie in einem Käse heckend, bald den ganzen Jungen verderben, ja leicht mein ganzes Haus mit fressendem Unglück anstecken möchte. — Also wollte ich Mynheer ersuchen, am besten den ehrenfesten Herrn Baldus Sachtervanst selbst hierhin zu erpediren, daß er die hundert Centner Käse und die Galinda von mir abnehmen thue. Verbleibe mit allem Respect von Mynheer der gehorsamste Diener Hendrick Zorg. Zorgenhof, am 26. September 1809. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0064"/> mand stören durfte, legte bedachtsam einen feinen Bogen Papier zurecht und schrieb an Mynheer Verkolyn:</p><lb/> <floatingText> <body> <div type="letter"> <opener> <salute>Ew. Wohlmögenden</salute> </opener> <p>thue ich hiermit avisiren, daß die bestellten und accordirten hundert Centner Käse fertig und gut zur Uebernahme im Zorgenhof bereit liegen. Bei neben dem Käse ist auch das Pflegekind von Mynheer, die Galinda, nunmehr so weit fertig und groß gezogen, daß es zum Transportiren in die Stadt für sie die höchste Zeit ist, als warum ich hiermit bei unserem gerade jetzt zu Michael abgelaufenen Pensionscontract ersuchen muß. — Ja wohl, Mynheer, geht es mir hart an, das übrigens gesund und flink conditionirte Maisje abgeben zu müssen; aber es läßt sich anders nicht prakticiren, abgesehen, weil seit der Zeit, daß die Geschichte mit dem Freimeister Jan sich zerschlagen hat, nun gar kein Auskommen mit der Galinda mehr ist; denn da hat sie in ihrer Freude meinem Sohne Bertold einen Liebeswurm ins Herz gesetzt, der mir, darin wie in einem Käse heckend, bald den ganzen Jungen verderben, ja leicht mein ganzes Haus mit fressendem Unglück anstecken möchte. — Also wollte ich Mynheer ersuchen, am besten den ehrenfesten Herrn Baldus Sachtervanst selbst hierhin zu erpediren, daß er die hundert Centner Käse und die Galinda von mir abnehmen thue.</p><lb/> <closer> <salute>Verbleibe mit allem Respect von Mynheer</salute> <signed>der gehorsamste Diener Hendrick Zorg.</signed> <dateline><placeName>Zorgenhof</placeName>, am 26. September 1809.</dateline> </closer> </div> </body> </floatingText><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
mand stören durfte, legte bedachtsam einen feinen Bogen Papier zurecht und schrieb an Mynheer Verkolyn:
Ew. Wohlmögenden thue ich hiermit avisiren, daß die bestellten und accordirten hundert Centner Käse fertig und gut zur Uebernahme im Zorgenhof bereit liegen. Bei neben dem Käse ist auch das Pflegekind von Mynheer, die Galinda, nunmehr so weit fertig und groß gezogen, daß es zum Transportiren in die Stadt für sie die höchste Zeit ist, als warum ich hiermit bei unserem gerade jetzt zu Michael abgelaufenen Pensionscontract ersuchen muß. — Ja wohl, Mynheer, geht es mir hart an, das übrigens gesund und flink conditionirte Maisje abgeben zu müssen; aber es läßt sich anders nicht prakticiren, abgesehen, weil seit der Zeit, daß die Geschichte mit dem Freimeister Jan sich zerschlagen hat, nun gar kein Auskommen mit der Galinda mehr ist; denn da hat sie in ihrer Freude meinem Sohne Bertold einen Liebeswurm ins Herz gesetzt, der mir, darin wie in einem Käse heckend, bald den ganzen Jungen verderben, ja leicht mein ganzes Haus mit fressendem Unglück anstecken möchte. — Also wollte ich Mynheer ersuchen, am besten den ehrenfesten Herrn Baldus Sachtervanst selbst hierhin zu erpediren, daß er die hundert Centner Käse und die Galinda von mir abnehmen thue.
Verbleibe mit allem Respect von Mynheer der gehorsamste Diener Hendrick Zorg. Zorgenhof, am 26. September 1809.
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Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/64>, abgerufen am 22.07.2024. |