Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Hört mich an, sagte Bertold entschieden; ich habe es mit meiner Linda schon abgemacht, daß sie Der aus Amsterdam in seine Hände nicht kriegen soll -- Jonge, sprich nicht so entsetzlich! schrie Lora dazwischen. Sagtet Ihr nicht, sie sei für ihn gerade gemessen? warf ihr der Jüngling grimmig vor; aber jetzt seht Ihr doch, daß die schöne Galinda nicht für den Meister Jan von Amsterdam paßt. Das wußt' ich wohl, und darum bin ich hergekommen, um euch zu bitten, daß ihr Beide mir helfen sollt, daß er nicht Hand an sie legt. Ich sag' es noch einmal, was ich dazu thun kann, soll geschehen, versprach Piet nachgebend. Und daß meine gute Mutter Lora mir nichts abschlagen kann, das weiß ich schon lange, schmeichelte der Jüngling, indem er die dürre Hand der Alten streichelte. Die Galinda wird bei euch am sichersten aufgehoben sein. Wir wollen vorher noch einmal Alles probiren, um die Eltern auf andere Gedanken zu bringen, und wenn sie dann nicht von ihrem Willen lassen, so bringe ich die Linda heimlich zu euch. Hier sucht sie kein Gottesmensch, und wenn auch, so wird mein Bruder Piet die Galinda schon zu verstecken wissen. Das geht denn doch nicht so geschwind, meinte die Alte kopfschüttelnd; erst muß ich wissen, ob du es auch ehrlich meinst, und was du mit der Linda eigentlich im Sinne hast. Hört mich an, sagte Bertold entschieden; ich habe es mit meiner Linda schon abgemacht, daß sie Der aus Amsterdam in seine Hände nicht kriegen soll — Jonge, sprich nicht so entsetzlich! schrie Lora dazwischen. Sagtet Ihr nicht, sie sei für ihn gerade gemessen? warf ihr der Jüngling grimmig vor; aber jetzt seht Ihr doch, daß die schöne Galinda nicht für den Meister Jan von Amsterdam paßt. Das wußt' ich wohl, und darum bin ich hergekommen, um euch zu bitten, daß ihr Beide mir helfen sollt, daß er nicht Hand an sie legt. Ich sag' es noch einmal, was ich dazu thun kann, soll geschehen, versprach Piet nachgebend. Und daß meine gute Mutter Lora mir nichts abschlagen kann, das weiß ich schon lange, schmeichelte der Jüngling, indem er die dürre Hand der Alten streichelte. Die Galinda wird bei euch am sichersten aufgehoben sein. Wir wollen vorher noch einmal Alles probiren, um die Eltern auf andere Gedanken zu bringen, und wenn sie dann nicht von ihrem Willen lassen, so bringe ich die Linda heimlich zu euch. Hier sucht sie kein Gottesmensch, und wenn auch, so wird mein Bruder Piet die Galinda schon zu verstecken wissen. Das geht denn doch nicht so geschwind, meinte die Alte kopfschüttelnd; erst muß ich wissen, ob du es auch ehrlich meinst, und was du mit der Linda eigentlich im Sinne hast. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <pb facs="#f0021"/> <p>Hört mich an, sagte Bertold entschieden; ich habe es mit meiner Linda schon abgemacht, daß sie Der aus Amsterdam in seine Hände nicht kriegen soll —</p><lb/> <p>Jonge, sprich nicht so entsetzlich! schrie Lora dazwischen.</p><lb/> <p>Sagtet Ihr nicht, sie sei für ihn gerade gemessen? warf ihr der Jüngling grimmig vor; aber jetzt seht Ihr doch, daß die schöne Galinda nicht für den Meister Jan von Amsterdam paßt. Das wußt' ich wohl, und darum bin ich hergekommen, um euch zu bitten, daß ihr Beide mir helfen sollt, daß er nicht Hand an sie legt.</p><lb/> <p>Ich sag' es noch einmal, was ich dazu thun kann, soll geschehen, versprach Piet nachgebend.</p><lb/> <p>Und daß meine gute Mutter Lora mir nichts abschlagen kann, das weiß ich schon lange, schmeichelte der Jüngling, indem er die dürre Hand der Alten streichelte. Die Galinda wird bei euch am sichersten aufgehoben sein. Wir wollen vorher noch einmal Alles probiren, um die Eltern auf andere Gedanken zu bringen, und wenn sie dann nicht von ihrem Willen lassen, so bringe ich die Linda heimlich zu euch. Hier sucht sie kein Gottesmensch, und wenn auch, so wird mein Bruder Piet die Galinda schon zu verstecken wissen.</p><lb/> <p>Das geht denn doch nicht so geschwind, meinte die Alte kopfschüttelnd; erst muß ich wissen, ob du es auch ehrlich meinst, und was du mit der Linda eigentlich im Sinne hast.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Hört mich an, sagte Bertold entschieden; ich habe es mit meiner Linda schon abgemacht, daß sie Der aus Amsterdam in seine Hände nicht kriegen soll —
Jonge, sprich nicht so entsetzlich! schrie Lora dazwischen.
Sagtet Ihr nicht, sie sei für ihn gerade gemessen? warf ihr der Jüngling grimmig vor; aber jetzt seht Ihr doch, daß die schöne Galinda nicht für den Meister Jan von Amsterdam paßt. Das wußt' ich wohl, und darum bin ich hergekommen, um euch zu bitten, daß ihr Beide mir helfen sollt, daß er nicht Hand an sie legt.
Ich sag' es noch einmal, was ich dazu thun kann, soll geschehen, versprach Piet nachgebend.
Und daß meine gute Mutter Lora mir nichts abschlagen kann, das weiß ich schon lange, schmeichelte der Jüngling, indem er die dürre Hand der Alten streichelte. Die Galinda wird bei euch am sichersten aufgehoben sein. Wir wollen vorher noch einmal Alles probiren, um die Eltern auf andere Gedanken zu bringen, und wenn sie dann nicht von ihrem Willen lassen, so bringe ich die Linda heimlich zu euch. Hier sucht sie kein Gottesmensch, und wenn auch, so wird mein Bruder Piet die Galinda schon zu verstecken wissen.
Das geht denn doch nicht so geschwind, meinte die Alte kopfschüttelnd; erst muß ich wissen, ob du es auch ehrlich meinst, und was du mit der Linda eigentlich im Sinne hast.
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Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/21>, abgerufen am 16.07.2024. |