Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Mein Gott, was fehlt dir denn? fragte die alte Frau gerührt von dem tiefschmerzlichen Klageton des Jünglings; sag es mir, und wenn ich kann, so ist mein Herzblut mir nicht zu gut, wenn ich dir, mein Jongje, damit helfen soll. Erzähl es mir, was dir fehlen thut. Ja, aber mach es kurz, stimmte Piet derb und gutmüthig bei, und was ich dazu thun kann, soll geschehen, so wahr ich der Entenpiet heiße! So leicht geht das nicht zu sagen, seufzte Bertold; Ihr habt doch gehört, daß ein reicher Baas um die Galinda geht und schon um sie angehalten hat? Das wäre! rief Lora staunend, was das Ding für Glück hat in dieser schlimmen Franzosenzeit! -- Wer ist denn der Baas? Denkt euch -- es ist der Meister Jan von Amsterdam. Was? schrieen beide Zuhörer, zurückfahrend. Der ist für die hoffährtige Linda gerade recht; da kann sie in Kutschen fahren, versicherte Piet lachend. Ja, so Einer mußte kommen; dem paßt die wilde Jungfer wie angemessen; der wird sie schon zahm machen, gab Lora zu. Ich aber leid' es nicht, und wenn es mir den Hals kostet! drohte Bertold entschlossen. Was hast du denn dagegen? fragte Piet, du wirst doch deiner Schwester Glück nicht im Wege sein wollen? Mein Gott, was fehlt dir denn? fragte die alte Frau gerührt von dem tiefschmerzlichen Klageton des Jünglings; sag es mir, und wenn ich kann, so ist mein Herzblut mir nicht zu gut, wenn ich dir, mein Jongje, damit helfen soll. Erzähl es mir, was dir fehlen thut. Ja, aber mach es kurz, stimmte Piet derb und gutmüthig bei, und was ich dazu thun kann, soll geschehen, so wahr ich der Entenpiet heiße! So leicht geht das nicht zu sagen, seufzte Bertold; Ihr habt doch gehört, daß ein reicher Baas um die Galinda geht und schon um sie angehalten hat? Das wäre! rief Lora staunend, was das Ding für Glück hat in dieser schlimmen Franzosenzeit! — Wer ist denn der Baas? Denkt euch — es ist der Meister Jan von Amsterdam. Was? schrieen beide Zuhörer, zurückfahrend. Der ist für die hoffährtige Linda gerade recht; da kann sie in Kutschen fahren, versicherte Piet lachend. Ja, so Einer mußte kommen; dem paßt die wilde Jungfer wie angemessen; der wird sie schon zahm machen, gab Lora zu. Ich aber leid' es nicht, und wenn es mir den Hals kostet! drohte Bertold entschlossen. Was hast du denn dagegen? fragte Piet, du wirst doch deiner Schwester Glück nicht im Wege sein wollen? <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <pb facs="#f0020"/> <p>Mein Gott, was fehlt dir denn? fragte die alte Frau gerührt von dem tiefschmerzlichen Klageton des Jünglings; sag es mir, und wenn ich kann, so ist mein Herzblut mir nicht zu gut, wenn ich dir, mein Jongje, damit helfen soll. Erzähl es mir, was dir fehlen thut.</p><lb/> <p>Ja, aber mach es kurz, stimmte Piet derb und gutmüthig bei, und was ich dazu thun kann, soll geschehen, so wahr ich der Entenpiet heiße!</p><lb/> <p>So leicht geht das nicht zu sagen, seufzte Bertold; Ihr habt doch gehört, daß ein reicher Baas um die Galinda geht und schon um sie angehalten hat?</p><lb/> <p>Das wäre! rief Lora staunend, was das Ding für Glück hat in dieser schlimmen Franzosenzeit! — Wer ist denn der Baas?</p><lb/> <p>Denkt euch — es ist der Meister Jan von Amsterdam.</p><lb/> <p>Was? schrieen beide Zuhörer, zurückfahrend.</p><lb/> <p>Der ist für die hoffährtige Linda gerade recht; da kann sie in Kutschen fahren, versicherte Piet lachend.</p><lb/> <p>Ja, so Einer mußte kommen; dem paßt die wilde Jungfer wie angemessen; der wird sie schon zahm machen, gab Lora zu.</p><lb/> <p>Ich aber leid' es nicht, und wenn es mir den Hals kostet! drohte Bertold entschlossen.</p><lb/> <p>Was hast du denn dagegen? fragte Piet, du wirst doch deiner Schwester Glück nicht im Wege sein wollen?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Mein Gott, was fehlt dir denn? fragte die alte Frau gerührt von dem tiefschmerzlichen Klageton des Jünglings; sag es mir, und wenn ich kann, so ist mein Herzblut mir nicht zu gut, wenn ich dir, mein Jongje, damit helfen soll. Erzähl es mir, was dir fehlen thut.
Ja, aber mach es kurz, stimmte Piet derb und gutmüthig bei, und was ich dazu thun kann, soll geschehen, so wahr ich der Entenpiet heiße!
So leicht geht das nicht zu sagen, seufzte Bertold; Ihr habt doch gehört, daß ein reicher Baas um die Galinda geht und schon um sie angehalten hat?
Das wäre! rief Lora staunend, was das Ding für Glück hat in dieser schlimmen Franzosenzeit! — Wer ist denn der Baas?
Denkt euch — es ist der Meister Jan von Amsterdam.
Was? schrieen beide Zuhörer, zurückfahrend.
Der ist für die hoffährtige Linda gerade recht; da kann sie in Kutschen fahren, versicherte Piet lachend.
Ja, so Einer mußte kommen; dem paßt die wilde Jungfer wie angemessen; der wird sie schon zahm machen, gab Lora zu.
Ich aber leid' es nicht, und wenn es mir den Hals kostet! drohte Bertold entschlossen.
Was hast du denn dagegen? fragte Piet, du wirst doch deiner Schwester Glück nicht im Wege sein wollen?
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Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/20>, abgerufen am 16.07.2024. |