Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Reflexiones über dieß Buch.
Fertigkeit werden. Wenn man aber zuviel
aus Worten und Terminis denken wolle, so
verhindere man sich selbst. Dieß Gespräch
hat der Geist vermuthlich Aristotelis, wohl ge-
billigt und sagt: wenn man blos aus Wor-
ten zu den Sachen komme, und nicht zugleich
von den Sachen zu den Worten, so greiffe
man es verkehrt an, und komme zu keiner
Weisheit. Man sollte alles nach dem innern
Fortgang, und nach dem Nutzen lernen. Von
den Geistern des Planeten Mercurs wird ge-
meldet, daß sie die Wörtersprache als materiel
verabscheuen, aber eben deswegen wird auch an-
geführt, daß die Geister des Mercurs wenig Ur-
theils Kraft besitzen, weil sie blos die anschauen-
de Erkenntniß ohne die symbolische lieben.
Man sagte ihnen: ob sie aus ihren Kennt-
nissen keinen Nutzen ziehen wollen? aber sie
antworteten, daß sie sich an den Kenntnissen
ergötzen, und daß sie dieselben auch auf den
Nutzen bringen. Wolf redet davon deutlich,
wie man Absichten wieder zu Mitteln, und
diese wieder zu Absichten machen müsse. Es
wird aber unter den Geistern des Mercurs
nicht an solchen manglen, welche dieß alles aus
der Uebung an ihren Fehlern lernen. Jn der
Sprache der Geister ist ein unsäglicher Un-
terschied: Man lese von den Geistern, wel-
che zu Swedenborg gekommen: die waren im
Durchsehen, Denken und Reden fertiger als
die andern. Als sie kamen, giengen sie gleich

mein

Reflexiones über dieß Buch.
Fertigkeit werden. Wenn man aber zuviel
aus Worten und Terminis denken wolle, ſo
verhindere man ſich ſelbſt. Dieß Geſpräch
hat der Geiſt vermuthlich Ariſtotelis, wohl ge-
billigt und ſagt: wenn man blos aus Wor-
ten zu den Sachen komme, und nicht zugleich
von den Sachen zu den Worten, ſo greiffe
man es verkehrt an, und komme zu keiner
Weisheit. Man ſollte alles nach dem innern
Fortgang, und nach dem Nutzen lernen. Von
den Geiſtern des Planeten Mercurs wird ge-
meldet, daß ſie die Wörterſprache als materiel
verabſcheuen, aber eben deswegen wird auch an-
geführt, daß die Geiſter des Mercurs wenig Ur-
theils Kraft beſitzen, weil ſie blos die anſchauen-
de Erkenntniß ohne die ſymboliſche lieben.
Man ſagte ihnen: ob ſie aus ihren Kennt-
niſſen keinen Nutzen ziehen wollen? aber ſie
antworteten, daß ſie ſich an den Kenntniſſen
ergötzen, und daß ſie dieſelben auch auf den
Nutzen bringen. Wolf redet davon deutlich,
wie man Abſichten wieder zu Mitteln, und
dieſe wieder zu Abſichten machen müſſe. Es
wird aber unter den Geiſtern des Mercurs
nicht an ſolchen manglen, welche dieß alles aus
der Uebung an ihren Fehlern lernen. Jn der
Sprache der Geiſter iſt ein unſäglicher Un-
terſchied: Man leſe von den Geiſtern, wel-
che zu Swedenborg gekommen: die waren im
Durchſehen, Denken und Reden fertiger als
die andern. Als ſie kamen, giengen ſie gleich

mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0303" n="299"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reflexiones über dieß Buch.</hi></fw><lb/>
Fertigkeit werden. Wenn man aber zuviel<lb/>
aus Worten und Terminis denken wolle, &#x017F;o<lb/>
verhindere man &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. Dieß Ge&#x017F;präch<lb/>
hat der Gei&#x017F;t vermuthlich Ari&#x017F;totelis, wohl ge-<lb/>
billigt und &#x017F;agt: wenn man blos aus Wor-<lb/>
ten zu den Sachen komme, und nicht zugleich<lb/>
von den Sachen zu den Worten, &#x017F;o greiffe<lb/>
man es verkehrt an, und komme zu keiner<lb/>
Weisheit. Man &#x017F;ollte alles nach dem innern<lb/>
Fortgang, und nach dem Nutzen lernen. Von<lb/>
den Gei&#x017F;tern des Planeten Mercurs wird ge-<lb/>
meldet, daß &#x017F;ie die Wörter&#x017F;prache als materiel<lb/>
verab&#x017F;cheuen, aber eben deswegen wird auch an-<lb/>
geführt, daß die Gei&#x017F;ter des Mercurs wenig Ur-<lb/>
theils Kraft be&#x017F;itzen, weil &#x017F;ie blos die an&#x017F;chauen-<lb/>
de Erkenntniß ohne die &#x017F;ymboli&#x017F;che lieben.<lb/>
Man &#x017F;agte ihnen: ob &#x017F;ie aus ihren Kennt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en keinen Nutzen ziehen wollen? aber &#x017F;ie<lb/>
antworteten, daß &#x017F;ie &#x017F;ich an den Kenntni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ergötzen, und daß &#x017F;ie die&#x017F;elben auch auf den<lb/>
Nutzen bringen. Wolf redet davon deutlich,<lb/>
wie man Ab&#x017F;ichten wieder zu Mitteln, und<lb/>
die&#x017F;e wieder zu Ab&#x017F;ichten machen mü&#x017F;&#x017F;e. Es<lb/>
wird aber unter den Gei&#x017F;tern des Mercurs<lb/>
nicht an &#x017F;olchen manglen, welche dieß alles aus<lb/>
der Uebung an ihren Fehlern lernen. Jn der<lb/>
Sprache der Gei&#x017F;ter i&#x017F;t ein un&#x017F;äglicher Un-<lb/>
ter&#x017F;chied: Man le&#x017F;e von den Gei&#x017F;tern, wel-<lb/>
che zu Swedenborg gekommen: die waren im<lb/>
Durch&#x017F;ehen, Denken und Reden fertiger als<lb/>
die andern. Als &#x017F;ie kamen, giengen &#x017F;ie gleich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0303] Reflexiones über dieß Buch. Fertigkeit werden. Wenn man aber zuviel aus Worten und Terminis denken wolle, ſo verhindere man ſich ſelbſt. Dieß Geſpräch hat der Geiſt vermuthlich Ariſtotelis, wohl ge- billigt und ſagt: wenn man blos aus Wor- ten zu den Sachen komme, und nicht zugleich von den Sachen zu den Worten, ſo greiffe man es verkehrt an, und komme zu keiner Weisheit. Man ſollte alles nach dem innern Fortgang, und nach dem Nutzen lernen. Von den Geiſtern des Planeten Mercurs wird ge- meldet, daß ſie die Wörterſprache als materiel verabſcheuen, aber eben deswegen wird auch an- geführt, daß die Geiſter des Mercurs wenig Ur- theils Kraft beſitzen, weil ſie blos die anſchauen- de Erkenntniß ohne die ſymboliſche lieben. Man ſagte ihnen: ob ſie aus ihren Kennt- niſſen keinen Nutzen ziehen wollen? aber ſie antworteten, daß ſie ſich an den Kenntniſſen ergötzen, und daß ſie dieſelben auch auf den Nutzen bringen. Wolf redet davon deutlich, wie man Abſichten wieder zu Mitteln, und dieſe wieder zu Abſichten machen müſſe. Es wird aber unter den Geiſtern des Mercurs nicht an ſolchen manglen, welche dieß alles aus der Uebung an ihren Fehlern lernen. Jn der Sprache der Geiſter iſt ein unſäglicher Un- terſchied: Man leſe von den Geiſtern, wel- che zu Swedenborg gekommen: die waren im Durchſehen, Denken und Reden fertiger als die andern. Als ſie kamen, giengen ſie gleich mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/303
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/303>, abgerufen am 08.05.2024.