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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
als sie in diesem Grad aufnehmen können; die
aber viel Zuneigung und Verlangen gehabt ha-
ben, die empfangen viel; selbst der Grad der
Zuneigung und des Verlangens verhält sich wie
ein Maas, wo hinzu gethan wird, bis es voll
ist; der bekommt demnach mehr, der ein grosses
Maas hat, und der weniger, der ein kleines hat:
daß sich die Sache so verhalte, ist die Ursache,
weil die Liebe, von welcher die Zuneigung und
das Verlangen herrühret, alles das empfängt,
was ihr zukommt, um so groß daher die Liebe
ist, in so viel empfängt sie. Dieses wird durch
die Worte des Herrn verstanden, "Wer da
hat, dem wird gegeben werden, daß er
die Fülle habe,"
Matth. 13, 12. Cap. 25,
29. Ein voll gedrückt, gerüttelt und
überflüßig Maas wird man in euren
Schoos geben,"
Luc. 6, 38.

350. Alle diejenigen, welche das Wahre und
das Gute um des Wahren und Guten willen
geliebet haben, werden in den Himmel aufge-
nommen; die demnach dessen viel geliebet haben,
die sind es, so Weise genennet werden; die
aber dessen wenig geliebet haben, die heissen
Einfältige; die Weisen im Himmel haben
vieles Licht, aber die Einfältigen im Himmel ha-
ben weniger Licht; ein jeder hat Licht nach dem
Grad seiner Liebe zum Guten und Wahren.
Das Wahre und Gute lieben, um des Wahren
und Guten willen, heißt, es wollen und thun,
denn die es wollen und thun, die lieben es,

die

Vom Himmel.
als ſie in dieſem Grad aufnehmen koͤnnen; die
aber viel Zuneigung und Verlangen gehabt ha-
ben, die empfangen viel; ſelbſt der Grad der
Zuneigung und des Verlangens verhaͤlt ſich wie
ein Maas, wo hinzu gethan wird, bis es voll
iſt; der bekommt demnach mehr, der ein groſſes
Maas hat, und der weniger, der ein kleines hat:
daß ſich die Sache ſo verhalte, iſt die Urſache,
weil die Liebe, von welcher die Zuneigung und
das Verlangen herruͤhret, alles das empfaͤngt,
was ihr zukommt, um ſo groß daher die Liebe
iſt, in ſo viel empfaͤngt ſie. Dieſes wird durch
die Worte des Herrn verſtanden, „Wer da
hat, dem wird gegeben werden, daß er
die Fuͤlle habe,“
Matth. 13, 12. Cap. 25,
29. Ein voll gedruͤckt, geruͤttelt und
uͤberfluͤßig Maas wird man in euren
Schoos geben,“
Luc. 6, 38.

350. Alle diejenigen, welche das Wahre und
das Gute um des Wahren und Guten willen
geliebet haben, werden in den Himmel aufge-
nommen; die demnach deſſen viel geliebet haben,
die ſind es, ſo Weiſe genennet werden; die
aber deſſen wenig geliebet haben, die heiſſen
Einfaͤltige; die Weiſen im Himmel haben
vieles Licht, aber die Einfaͤltigen im Himmel ha-
ben weniger Licht; ein jeder hat Licht nach dem
Grad ſeiner Liebe zum Guten und Wahren.
Das Wahre und Gute lieben, um des Wahren
und Guten willen, heißt, es wollen und thun,
denn die es wollen und thun, die lieben es,

die
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[59/0058] Vom Himmel. als ſie in dieſem Grad aufnehmen koͤnnen; die aber viel Zuneigung und Verlangen gehabt ha- ben, die empfangen viel; ſelbſt der Grad der Zuneigung und des Verlangens verhaͤlt ſich wie ein Maas, wo hinzu gethan wird, bis es voll iſt; der bekommt demnach mehr, der ein groſſes Maas hat, und der weniger, der ein kleines hat: daß ſich die Sache ſo verhalte, iſt die Urſache, weil die Liebe, von welcher die Zuneigung und das Verlangen herruͤhret, alles das empfaͤngt, was ihr zukommt, um ſo groß daher die Liebe iſt, in ſo viel empfaͤngt ſie. Dieſes wird durch die Worte des Herrn verſtanden, „Wer da hat, dem wird gegeben werden, daß er die Fuͤlle habe,“ Matth. 13, 12. Cap. 25, 29. Ein voll gedruͤckt, geruͤttelt und uͤberfluͤßig Maas wird man in euren Schoos geben,“ Luc. 6, 38. 350. Alle diejenigen, welche das Wahre und das Gute um des Wahren und Guten willen geliebet haben, werden in den Himmel aufge- nommen; die demnach deſſen viel geliebet haben, die ſind es, ſo Weiſe genennet werden; die aber deſſen wenig geliebet haben, die heiſſen Einfaͤltige; die Weiſen im Himmel haben vieles Licht, aber die Einfaͤltigen im Himmel ha- ben weniger Licht; ein jeder hat Licht nach dem Grad ſeiner Liebe zum Guten und Wahren. Das Wahre und Gute lieben, um des Wahren und Guten willen, heißt, es wollen und thun, denn die es wollen und thun, die lieben es, die

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/58>, abgerufen am 02.05.2024.