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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
die es aber nicht wollen und thun, die lieben es nicht:
jene sind es auch, die den Herrn lieben, und
vom Herrn geliebet werden, weil das Gute
und Wahre vom Herrn ist, und weil es vom
Herrn ist so ist auch in ihnen, nämlich in dem
bey ihnen befindlichen Guten und Wahren, der
Herr; mithin ist Er auch bey denen, welche das
Wahre und Gute in ihrem Leben durch das Wol-
len und Thun aufnehmen. Auch ist der Mensch
in sich betrachtet weiter nichts, als sein Gutes
und Wahres, weil das Gute seinen Willen und
das Wahre seinen Verstand ausmacht, und der
Mensch ist so, wie sein Wille und Verstand be-
schaffen; hieraus erhellet, daß der Mensch nur
um so viel vom Herrn geliebet wird, in so viel
sein Wille von dem Guten, und sein Verstand
von dem Wahren gebildet ist. Vom Herrn
geliebet werden, heißt, den Herrn hinwiederum
lieben, denn die Liebe verhält sich wechselsweise,
weil der Herr den, der von Jhm geliebet wird,
begnadigt, daß er liebet.

351, Die Welt glaubt, diejenigen, welche
viel wüßten, es mag nun aus den Lehren der
Kirche und aus dem Wort, oder aber aus Wis-
senschaften seyn, sähen die Wahrheiten inniger
und schärfer ein, verstünden also mehr, und wä-
ren weiser, als andre; ja, sie selbst sind von eben
solcher Einbildung eingenommen; allein, was ei-
gentlich die wahre Erkänntnis und Weisheit, und
was hingegen die unächte, und falsche sey, soll
nun im folgenden gesagt werden:

Die

Vom Himmel.
die es aber nicht wollen und thun, die lieben es nicht:
jene ſind es auch, die den Herrn lieben, und
vom Herrn geliebet werden, weil das Gute
und Wahre vom Herrn iſt, und weil es vom
Herrn iſt ſo iſt auch in ihnen, naͤmlich in dem
bey ihnen befindlichen Guten und Wahren, der
Herr; mithin iſt Er auch bey denen, welche das
Wahre und Gute in ihrem Leben durch das Wol-
len und Thun aufnehmen. Auch iſt der Menſch
in ſich betrachtet weiter nichts, als ſein Gutes
und Wahres, weil das Gute ſeinen Willen und
das Wahre ſeinen Verſtand ausmacht, und der
Menſch iſt ſo, wie ſein Wille und Verſtand be-
ſchaffen; hieraus erhellet, daß der Menſch nur
um ſo viel vom Herrn geliebet wird, in ſo viel
ſein Wille von dem Guten, und ſein Verſtand
von dem Wahren gebildet iſt. Vom Herrn
geliebet werden, heißt, den Herrn hinwiederum
lieben, denn die Liebe verhaͤlt ſich wechſelsweiſe,
weil der Herr den, der von Jhm geliebet wird,
begnadigt, daß er liebet.

351, Die Welt glaubt, diejenigen, welche
viel wuͤßten, es mag nun aus den Lehren der
Kirche und aus dem Wort, oder aber aus Wiſ-
ſenſchaften ſeyn, ſaͤhen die Wahrheiten inniger
und ſchaͤrfer ein, verſtuͤnden alſo mehr, und waͤ-
ren weiſer, als andre; ja, ſie ſelbſt ſind von eben
ſolcher Einbildung eingenommen; allein, was ei-
gentlich die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit, und
was hingegen die unaͤchte, und falſche ſey, ſoll
nun im folgenden geſagt werden:

Die
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[60/0059] Vom Himmel. die es aber nicht wollen und thun, die lieben es nicht: jene ſind es auch, die den Herrn lieben, und vom Herrn geliebet werden, weil das Gute und Wahre vom Herrn iſt, und weil es vom Herrn iſt ſo iſt auch in ihnen, naͤmlich in dem bey ihnen befindlichen Guten und Wahren, der Herr; mithin iſt Er auch bey denen, welche das Wahre und Gute in ihrem Leben durch das Wol- len und Thun aufnehmen. Auch iſt der Menſch in ſich betrachtet weiter nichts, als ſein Gutes und Wahres, weil das Gute ſeinen Willen und das Wahre ſeinen Verſtand ausmacht, und der Menſch iſt ſo, wie ſein Wille und Verſtand be- ſchaffen; hieraus erhellet, daß der Menſch nur um ſo viel vom Herrn geliebet wird, in ſo viel ſein Wille von dem Guten, und ſein Verſtand von dem Wahren gebildet iſt. Vom Herrn geliebet werden, heißt, den Herrn hinwiederum lieben, denn die Liebe verhaͤlt ſich wechſelsweiſe, weil der Herr den, der von Jhm geliebet wird, begnadigt, daß er liebet. 351, Die Welt glaubt, diejenigen, welche viel wuͤßten, es mag nun aus den Lehren der Kirche und aus dem Wort, oder aber aus Wiſ- ſenſchaften ſeyn, ſaͤhen die Wahrheiten inniger und ſchaͤrfer ein, verſtuͤnden alſo mehr, und waͤ- ren weiſer, als andre; ja, ſie ſelbſt ſind von eben ſolcher Einbildung eingenommen; allein, was ei- gentlich die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit, und was hingegen die unaͤchte, und falſche ſey, ſoll nun im folgenden geſagt werden: Die

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/59>, abgerufen am 02.05.2024.