Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
sicht steif und fest auf seine Liebe, die er bestän-
dig vor den Augen hat, er mag sich herumwen-
den, wie er will, man lese Num. 123-124.
Alle Geister können hin geführet werden, wohin
sie nur wollen, nur müssen sie in ihrer herrschen-
den Liebe gehalten werden, sie können auch nicht
widerstehen, wenn sie auch gleich wissen, daß es
also geschehe, und den Gedanken haben, daß sie
widerstreben wollen; es wurde vielmals versucht,
ob sie etwas wider die herrschende Liebe etwas un-
ternehmen könnten, aber umsonst; ihre Liebe ist
wie ein Band oder wie ein Strick, mit welchem
sie gleichsam um und um gebunden sind, durch
den sie können gezogen werden, und von dem sie
sich nicht los machen können: eben so geht es auch
mit den Menschen in der Welt, die eben auch
von ihrer Liebe geführet, und durch ihre Liebe von
andern geführet werden; noch mehr aber, wenn
sie Geister werden, weil alsdenn nicht verstattet
wird, zum Anschein eine andre Liebe vorzuziehen,
um die seinige zu verläugnen. Daß der Geist
des Menschen seine herrschende Liebe sey, wird in
einer jeden Vergesellschaftung im andern Leben
offenbar, denn um so viel einer nach der Liebe des
andern handelt und redet, um so viel kommt der
andere ganz und gar, mit dem völligen, fröhli-
chen und lebhaften Angesicht zum Vorschein; um
so viel aber einer wider die Liebe des andern han-
delt und redet, um so viel fängt das Angesicht
des andern an, verändert, und verdunkelt zu wer-
den, und nicht zu erscheinen, und endlich ver-

schwindet
R 5

Von der Geiſterwelt.
ſicht ſteif und feſt auf ſeine Liebe, die er beſtaͤn-
dig vor den Augen hat, er mag ſich herumwen-
den, wie er will, man leſe Num. 123-124.
Alle Geiſter koͤnnen hin gefuͤhret werden, wohin
ſie nur wollen, nur muͤſſen ſie in ihrer herrſchen-
den Liebe gehalten werden, ſie koͤnnen auch nicht
widerſtehen, wenn ſie auch gleich wiſſen, daß es
alſo geſchehe, und den Gedanken haben, daß ſie
widerſtreben wollen; es wurde vielmals verſucht,
ob ſie etwas wider die herrſchende Liebe etwas un-
ternehmen koͤnnten, aber umſonſt; ihre Liebe iſt
wie ein Band oder wie ein Strick, mit welchem
ſie gleichſam um und um gebunden ſind, durch
den ſie koͤnnen gezogen werden, und von dem ſie
ſich nicht los machen koͤnnen: eben ſo geht es auch
mit den Menſchen in der Welt, die eben auch
von ihrer Liebe gefuͤhret, und durch ihre Liebe von
andern gefuͤhret werden; noch mehr aber, wenn
ſie Geiſter werden, weil alsdenn nicht verſtattet
wird, zum Anſchein eine andre Liebe vorzuziehen,
um die ſeinige zu verlaͤugnen. Daß der Geiſt
des Menſchen ſeine herrſchende Liebe ſey, wird in
einer jeden Vergeſellſchaftung im andern Leben
offenbar, denn um ſo viel einer nach der Liebe des
andern handelt und redet, um ſo viel kommt der
andere ganz und gar, mit dem voͤlligen, froͤhli-
chen und lebhaften Angeſicht zum Vorſchein; um
ſo viel aber einer wider die Liebe des andern han-
delt und redet, um ſo viel faͤngt das Angeſicht
des andern an, veraͤndert, und verdunkelt zu wer-
den, und nicht zu erſcheinen, und endlich ver-

ſchwindet
R 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0248" n="249"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
&#x017F;icht &#x017F;teif und fe&#x017F;t auf &#x017F;eine Liebe, die er be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig vor den Augen hat, er mag &#x017F;ich herumwen-<lb/>
den, wie er will, man le&#x017F;e Num. 123-124.<lb/>
Alle Gei&#x017F;ter ko&#x0364;nnen hin gefu&#x0364;hret werden, wohin<lb/>
&#x017F;ie nur wollen, nur mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in ihrer herr&#x017F;chen-<lb/>
den Liebe gehalten werden, &#x017F;ie ko&#x0364;nnen auch nicht<lb/>
wider&#x017F;tehen, wenn &#x017F;ie auch gleich wi&#x017F;&#x017F;en, daß es<lb/>
al&#x017F;o ge&#x017F;chehe, und den Gedanken haben, daß &#x017F;ie<lb/>
wider&#x017F;treben wollen; es wurde vielmals ver&#x017F;ucht,<lb/>
ob &#x017F;ie etwas wider die herr&#x017F;chende Liebe etwas un-<lb/>
ternehmen ko&#x0364;nnten, aber um&#x017F;on&#x017F;t; ihre Liebe i&#x017F;t<lb/>
wie ein Band oder wie ein Strick, mit welchem<lb/>
&#x017F;ie gleich&#x017F;am um und um gebunden &#x017F;ind, durch<lb/>
den &#x017F;ie ko&#x0364;nnen gezogen werden, und von dem &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich nicht los machen ko&#x0364;nnen: eben &#x017F;o geht es auch<lb/>
mit den Men&#x017F;chen in der Welt, die eben auch<lb/>
von ihrer Liebe gefu&#x0364;hret, und durch ihre Liebe von<lb/>
andern gefu&#x0364;hret werden; noch mehr aber, wenn<lb/>
&#x017F;ie Gei&#x017F;ter werden, weil alsdenn nicht ver&#x017F;tattet<lb/>
wird, zum An&#x017F;chein eine andre Liebe vorzuziehen,<lb/>
um die &#x017F;einige zu verla&#x0364;ugnen. Daß der Gei&#x017F;t<lb/>
des Men&#x017F;chen &#x017F;eine herr&#x017F;chende Liebe &#x017F;ey, wird in<lb/>
einer jeden Verge&#x017F;ell&#x017F;chaftung im andern Leben<lb/>
offenbar, denn um &#x017F;o viel einer nach der Liebe des<lb/>
andern handelt und redet, um &#x017F;o viel kommt der<lb/>
andere ganz und gar, mit dem vo&#x0364;lligen, fro&#x0364;hli-<lb/>
chen und lebhaften Ange&#x017F;icht zum Vor&#x017F;chein; um<lb/>
&#x017F;o viel aber einer wider die Liebe des andern han-<lb/>
delt und redet, um &#x017F;o viel fa&#x0364;ngt das Ange&#x017F;icht<lb/>
des andern an, vera&#x0364;ndert, und verdunkelt zu wer-<lb/>
den, und nicht zu er&#x017F;cheinen, und endlich ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwindet</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0248] Von der Geiſterwelt. ſicht ſteif und feſt auf ſeine Liebe, die er beſtaͤn- dig vor den Augen hat, er mag ſich herumwen- den, wie er will, man leſe Num. 123-124. Alle Geiſter koͤnnen hin gefuͤhret werden, wohin ſie nur wollen, nur muͤſſen ſie in ihrer herrſchen- den Liebe gehalten werden, ſie koͤnnen auch nicht widerſtehen, wenn ſie auch gleich wiſſen, daß es alſo geſchehe, und den Gedanken haben, daß ſie widerſtreben wollen; es wurde vielmals verſucht, ob ſie etwas wider die herrſchende Liebe etwas un- ternehmen koͤnnten, aber umſonſt; ihre Liebe iſt wie ein Band oder wie ein Strick, mit welchem ſie gleichſam um und um gebunden ſind, durch den ſie koͤnnen gezogen werden, und von dem ſie ſich nicht los machen koͤnnen: eben ſo geht es auch mit den Menſchen in der Welt, die eben auch von ihrer Liebe gefuͤhret, und durch ihre Liebe von andern gefuͤhret werden; noch mehr aber, wenn ſie Geiſter werden, weil alsdenn nicht verſtattet wird, zum Anſchein eine andre Liebe vorzuziehen, um die ſeinige zu verlaͤugnen. Daß der Geiſt des Menſchen ſeine herrſchende Liebe ſey, wird in einer jeden Vergeſellſchaftung im andern Leben offenbar, denn um ſo viel einer nach der Liebe des andern handelt und redet, um ſo viel kommt der andere ganz und gar, mit dem voͤlligen, froͤhli- chen und lebhaften Angeſicht zum Vorſchein; um ſo viel aber einer wider die Liebe des andern han- delt und redet, um ſo viel faͤngt das Angeſicht des andern an, veraͤndert, und verdunkelt zu wer- den, und nicht zu erſcheinen, und endlich ver- ſchwindet R 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/248
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/248>, abgerufen am 24.11.2024.