es der Wille ist, der von der Liebe entzündet wird, und weil es das Denken ist, das in Glau- bens Sachen erleuchtet wird, derowegen sonst keine, als nur diejenigen, welche weislich den- ken können, erleuchtet werden, und nach Be- schaffenheit der Erleuchtung das Wahre denken und das Wahre wollen, oder welches einerley ist, welche das Wahre glauben und das Wahre lieben.
474. Es ist aber zu wissen, daß der Wille den Menschen ausmache, das Denken aber nur in so ferne, in so weit es aus dem Willen herrühret, und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; oder, welches einerley ist, daß die Liebe den Menschen ausmache, und der Glaube nur in so ferne, in so ferne er aus der Liebe herkommt; und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; daraus folget, daß der Wille oder die Liebe der Mensch selbst sey, denn was hervorkommt, das kommt demjenigen zu, von welchem es herkommt; hervorkommen ist eben so viel, als in einer anständigen Gestalt her- vorgebracht und dargestellet werden, damit es wahrgenommen werde und zum Vorschein kom- me. Hieraus kann nun erhellen, was der Glau- be sey, der von der Liebe getrennt ist, daß er nämlich gar kein Glaube sey, sondern nur ein Wissen, das kein geistliches Leben in sich hat; desgleichen, was eine That oder ein Werk ohne die Liebe sey, daß es nämlich nicht eine That oder
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Von der Geiſterwelt.
es der Wille iſt, der von der Liebe entzuͤndet wird, und weil es das Denken iſt, das in Glau- bens Sachen erleuchtet wird, derowegen ſonſt keine, als nur diejenigen, welche weislich den- ken koͤnnen, erleuchtet werden, und nach Be- ſchaffenheit der Erleuchtung das Wahre denken und das Wahre wollen, oder welches einerley iſt, welche das Wahre glauben und das Wahre lieben.
474. Es iſt aber zu wiſſen, daß der Wille den Menſchen ausmache, das Denken aber nur in ſo ferne, in ſo weit es aus dem Willen herruͤhret, und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; oder, welches einerley iſt, daß die Liebe den Menſchen ausmache, und der Glaube nur in ſo ferne, in ſo ferne er aus der Liebe herkommt; und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; daraus folget, daß der Wille oder die Liebe der Menſch ſelbſt ſey, denn was hervorkommt, das kommt demjenigen zu, von welchem es herkommt; hervorkommen iſt eben ſo viel, als in einer anſtaͤndigen Geſtalt her- vorgebracht und dargeſtellet werden, damit es wahrgenommen werde und zum Vorſchein kom- me. Hieraus kann nun erhellen, was der Glau- be ſey, der von der Liebe getrennt iſt, daß er naͤmlich gar kein Glaube ſey, ſondern nur ein Wiſſen, das kein geiſtliches Leben in ſich hat; desgleichen, was eine That oder ein Werk ohne die Liebe ſey, daß es naͤmlich nicht eine That oder
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Von der Geiſterwelt.
es der Wille iſt, der von der Liebe entzuͤndet
wird, und weil es das Denken iſt, das in Glau-
bens Sachen erleuchtet wird, derowegen ſonſt
keine, als nur diejenigen, welche weislich den-
ken koͤnnen, erleuchtet werden, und nach Be-
ſchaffenheit der Erleuchtung das Wahre denken
und das Wahre wollen, oder welches einerley
iſt, welche das Wahre glauben und das Wahre
lieben.
474. Es iſt aber zu wiſſen, daß der Wille
den Menſchen ausmache, das Denken aber
nur in ſo ferne, in ſo weit es aus dem Willen
herruͤhret, und daß die Thaten oder Werke aus
beyden herkommen; oder, welches einerley iſt,
daß die Liebe den Menſchen ausmache, und der
Glaube nur in ſo ferne, in ſo ferne er aus der
Liebe herkommt; und daß die Thaten oder Werke
aus beyden herkommen; daraus folget, daß der
Wille oder die Liebe der Menſch ſelbſt ſey, denn
was hervorkommt, das kommt demjenigen zu,
von welchem es herkommt; hervorkommen iſt
eben ſo viel, als in einer anſtaͤndigen Geſtalt her-
vorgebracht und dargeſtellet werden, damit es
wahrgenommen werde und zum Vorſchein kom-
me. Hieraus kann nun erhellen, was der Glau-
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naͤmlich gar kein Glaube ſey, ſondern nur ein
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/242>, abgerufen am 25.11.2024.
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