ein Werk des Lebens, sondern eine That oder ein Werk des Todes sey, worinnen nur ein Anschein des Lebens ist aus der Liebe zum Bösen und aus dem Glauben an das Falsche; dieser Anschein des Lebens ist es, den man den geistlichen Tod nenuet.
475. Weiter ist zu wissen, daß in den Tha- ten oder Werken der ganze Mensch dargestellt werde, und daß sein Wollen und Denken, oder seine Liebe und sein Glaube, welche das Jnnere des Menschen sind, nicht eher erfüllet seyen, als bis sie in den Thaten oder Werken vorhanden, die das Aeussere des Menschen sind; denn die Thaten oder Werke sind das Aeusserste, worein sich das Wollen und Denken, oder die Liebe und der Glaube endigen, und ohne die Endigungen sind sie, wie ungeendigte Dinge, die noch nicht da sind, die also noch in dem Menschen sind: denken und wollen ohne es zu thun, wenn man es doch kann, ist wie eine in ein Gefäß einge- schlossene Flamme, welche auslöschet; und wie ein in den Sand geworfenes Saamenkorn, das nicht aufgeht, sondern mit seiner Fruchtbrin- genden Kraft verdirbt; aber denken und wollen und daher auch thun, ist wie eine Flamme, die um und um Wärme und Licht giebt; und ist wie ein Saamenkorn in der Erde, das zu einem Baum oder zu einer Blume wächst, und hervor- kommt; ein jeder kann wissen, daß das Wol- len, es aber nicht thun, wenn man doch kann,
so
Von der Geiſterwelt.
ein Werk des Lebens, ſondern eine That oder ein Werk des Todes ſey, worinnen nur ein Anſchein des Lebens iſt aus der Liebe zum Boͤſen und aus dem Glauben an das Falſche; dieſer Anſchein des Lebens iſt es, den man den geiſtlichen Tod nenuet.
475. Weiter iſt zu wiſſen, daß in den Tha- ten oder Werken der ganze Menſch dargeſtellt werde, und daß ſein Wollen und Denken, oder ſeine Liebe und ſein Glaube, welche das Jnnere des Menſchen ſind, nicht eher erfuͤllet ſeyen, als bis ſie in den Thaten oder Werken vorhanden, die das Aeuſſere des Menſchen ſind; denn die Thaten oder Werke ſind das Aeuſſerſte, worein ſich das Wollen und Denken, oder die Liebe und der Glaube endigen, und ohne die Endigungen ſind ſie, wie ungeendigte Dinge, die noch nicht da ſind, die alſo noch in dem Menſchen ſind: denken und wollen ohne es zu thun, wenn man es doch kann, iſt wie eine in ein Gefaͤß einge- ſchloſſene Flamme, welche ausloͤſchet; und wie ein in den Sand geworfenes Saamenkorn, das nicht aufgeht, ſondern mit ſeiner Fruchtbrin- genden Kraft verdirbt; aber denken und wollen und daher auch thun, iſt wie eine Flamme, die um und um Waͤrme und Licht giebt; und iſt wie ein Saamenkorn in der Erde, das zu einem Baum oder zu einer Blume waͤchſt, und hervor- kommt; ein jeder kann wiſſen, daß das Wol- len, es aber nicht thun, wenn man doch kann,
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Von der Geiſterwelt.
ein Werk des Lebens, ſondern eine That oder ein
Werk des Todes ſey, worinnen nur ein Anſchein
des Lebens iſt aus der Liebe zum Boͤſen und aus
dem Glauben an das Falſche; dieſer Anſchein
des Lebens iſt es, den man den geiſtlichen Tod
nenuet.
475. Weiter iſt zu wiſſen, daß in den Tha-
ten oder Werken der ganze Menſch dargeſtellt
werde, und daß ſein Wollen und Denken, oder
ſeine Liebe und ſein Glaube, welche das Jnnere
des Menſchen ſind, nicht eher erfuͤllet ſeyen, als
bis ſie in den Thaten oder Werken vorhanden,
die das Aeuſſere des Menſchen ſind; denn die
Thaten oder Werke ſind das Aeuſſerſte, worein
ſich das Wollen und Denken, oder die Liebe und
der Glaube endigen, und ohne die Endigungen
ſind ſie, wie ungeendigte Dinge, die noch nicht
da ſind, die alſo noch in dem Menſchen ſind:
denken und wollen ohne es zu thun, wenn man
es doch kann, iſt wie eine in ein Gefaͤß einge-
ſchloſſene Flamme, welche ausloͤſchet; und wie
ein in den Sand geworfenes Saamenkorn, das
nicht aufgeht, ſondern mit ſeiner Fruchtbrin-
genden Kraft verdirbt; aber denken und wollen
und daher auch thun, iſt wie eine Flamme, die
um und um Waͤrme und Licht giebt; und iſt wie
ein Saamenkorn in der Erde, das zu einem
Baum oder zu einer Blume waͤchſt, und hervor-
kommt; ein jeder kann wiſſen, daß das Wol-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/243>, abgerufen am 25.11.2024.
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