Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
weil sie leben, und das Leben eines jedweden nicht
anderswoher, als aus der Neigung kommt, und
nach ihr eingerichtet ist; dahero hat ein jedes Thier
eine angeborne Wissenschaft nach der Neigung
seines Lebens: der Mensch ist ihnen auch nach
seinem natürlichen Menschen gleich, deswegen
wird er ihnen auch in gemeiner Art zu reden ver-
glichen, so, daß er, wenn er milde oder fanftmü-
thig ist, ein Schaaf oder ein Lamm, wenn er wilde
ist, ein Bär oder ein Wolf, und wenn er listig
ist, ein Fuchs oder eine Schlange genennet wird,
und so weiter.

111. Eine gleiche Uebereinstimmung ist auch
mit denen Dingen, welche im Gewächsreich sind:
ein Garten überhaupt stimmet mit dem Himmel
in Ansehung der Erkänntnis und Weisheit über-
ein, dahero wird der Himmel ein Garten Got-
tes,
und Paradies, wie auch von dem Men-
schen das himmlische Paradies genennet. Die
Bäume stimmen nach ihren Gattungen mit dem
Vernehmen und Erkennen des Guten und Wah-
ren, aus welchen Verstand und Weisheit her-
kommt, überein; derohalben haben die Alten, die
die Wissenschaft der Uebereinstimmungen hatten,
ihren heiligen Dienst in den Wäldern gehalten;
und daher kommt es, daß in dem Wort so viel-
mal Bäume vorkommen, als der Weinstock,
Oel
- und Cederbaum, und andre mehr, und
mit ihnen der Himmel, die Kirche, und der Mensch,
das Gute aber, das diese thun, mit den Früchten

ver-
H 4

Vom Himmel.
weil ſie leben, und das Leben eines jedweden nicht
anderswoher, als aus der Neigung kommt, und
nach ihr eingerichtet iſt; dahero hat ein jedes Thier
eine angeborne Wiſſenſchaft nach der Neigung
ſeines Lebens: der Menſch iſt ihnen auch nach
ſeinem natuͤrlichen Menſchen gleich, deswegen
wird er ihnen auch in gemeiner Art zu reden ver-
glichen, ſo, daß er, wenn er milde oder fanftmuͤ-
thig iſt, ein Schaaf oder ein Lamm, wenn er wilde
iſt, ein Baͤr oder ein Wolf, und wenn er liſtig
iſt, ein Fuchs oder eine Schlange genennet wird,
und ſo weiter.

111. Eine gleiche Uebereinſtimmung iſt auch
mit denen Dingen, welche im Gewaͤchsreich ſind:
ein Garten uͤberhaupt ſtimmet mit dem Himmel
in Anſehung der Erkaͤnntnis und Weisheit uͤber-
ein, dahero wird der Himmel ein Garten Got-
tes,
und Paradies, wie auch von dem Men-
ſchen das himmliſche Paradies genennet. Die
Baͤume ſtimmen nach ihren Gattungen mit dem
Vernehmen und Erkennen des Guten und Wah-
ren, aus welchen Verſtand und Weisheit her-
kommt, uͤberein; derohalben haben die Alten, die
die Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen hatten,
ihren heiligen Dienſt in den Waͤldern gehalten;
und daher kommt es, daß in dem Wort ſo viel-
mal Baͤume vorkommen, als der Weinſtock,
Oel
- und Cederbaum, und andre mehr, und
mit ihnen der Himmel, die Kirche, und der Menſch,
das Gute aber, das dieſe thun, mit den Fruͤchten

ver-
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0166" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
weil &#x017F;ie leben, und das Leben eines jedweden nicht<lb/>
anderswoher, als aus der Neigung kommt, und<lb/>
nach ihr eingerichtet i&#x017F;t; dahero hat ein jedes Thier<lb/>
eine angeborne Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft nach der Neigung<lb/>
&#x017F;eines Lebens: der Men&#x017F;ch i&#x017F;t ihnen auch nach<lb/>
&#x017F;einem natu&#x0364;rlichen Men&#x017F;chen gleich, deswegen<lb/>
wird er ihnen auch in gemeiner Art zu reden ver-<lb/>
glichen, &#x017F;o, daß er, wenn er milde oder fanftmu&#x0364;-<lb/>
thig i&#x017F;t, ein Schaaf oder ein Lamm, wenn er wilde<lb/>
i&#x017F;t, ein Ba&#x0364;r oder ein Wolf, und wenn er li&#x017F;tig<lb/>
i&#x017F;t, ein Fuchs oder eine Schlange genennet wird,<lb/>
und &#x017F;o weiter.</p><lb/>
            <p>111. Eine gleiche Ueberein&#x017F;timmung i&#x017F;t auch<lb/>
mit denen Dingen, welche im Gewa&#x0364;chsreich &#x017F;ind:<lb/>
ein <hi rendition="#fr">Garten</hi> u&#x0364;berhaupt &#x017F;timmet mit dem Himmel<lb/>
in An&#x017F;ehung der Erka&#x0364;nntnis und Weisheit u&#x0364;ber-<lb/>
ein, dahero wird der Himmel ein <hi rendition="#fr">Garten Got-<lb/>
tes,</hi> und <hi rendition="#fr">Paradies,</hi> wie auch von dem Men-<lb/>
&#x017F;chen das <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;che Paradies</hi> genennet. Die<lb/><hi rendition="#fr">Ba&#x0364;ume</hi> &#x017F;timmen nach ihren Gattungen mit dem<lb/>
Vernehmen und Erkennen des Guten und Wah-<lb/>
ren, aus welchen Ver&#x017F;tand und Weisheit her-<lb/>
kommt, u&#x0364;berein; derohalben haben die <hi rendition="#fr">Alten,</hi> die<lb/>
die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Ueberein&#x017F;timmungen hatten,<lb/>
ihren heiligen Dien&#x017F;t in den Wa&#x0364;ldern gehalten;<lb/>
und daher kommt es, daß in dem <hi rendition="#fr">Wort</hi> &#x017F;o viel-<lb/>
mal <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;ume</hi> vorkommen, als der <hi rendition="#fr">Wein&#x017F;tock,<lb/>
Oel</hi>- und <hi rendition="#fr">Cederbaum,</hi> und andre mehr, und<lb/>
mit ihnen der Himmel, die Kirche, und der Men&#x017F;ch,<lb/>
das Gute aber, das die&#x017F;e thun, mit den Fru&#x0364;chten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0166] Vom Himmel. weil ſie leben, und das Leben eines jedweden nicht anderswoher, als aus der Neigung kommt, und nach ihr eingerichtet iſt; dahero hat ein jedes Thier eine angeborne Wiſſenſchaft nach der Neigung ſeines Lebens: der Menſch iſt ihnen auch nach ſeinem natuͤrlichen Menſchen gleich, deswegen wird er ihnen auch in gemeiner Art zu reden ver- glichen, ſo, daß er, wenn er milde oder fanftmuͤ- thig iſt, ein Schaaf oder ein Lamm, wenn er wilde iſt, ein Baͤr oder ein Wolf, und wenn er liſtig iſt, ein Fuchs oder eine Schlange genennet wird, und ſo weiter. 111. Eine gleiche Uebereinſtimmung iſt auch mit denen Dingen, welche im Gewaͤchsreich ſind: ein Garten uͤberhaupt ſtimmet mit dem Himmel in Anſehung der Erkaͤnntnis und Weisheit uͤber- ein, dahero wird der Himmel ein Garten Got- tes, und Paradies, wie auch von dem Men- ſchen das himmliſche Paradies genennet. Die Baͤume ſtimmen nach ihren Gattungen mit dem Vernehmen und Erkennen des Guten und Wah- ren, aus welchen Verſtand und Weisheit her- kommt, uͤberein; derohalben haben die Alten, die die Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen hatten, ihren heiligen Dienſt in den Waͤldern gehalten; und daher kommt es, daß in dem Wort ſo viel- mal Baͤume vorkommen, als der Weinſtock, Oel- und Cederbaum, und andre mehr, und mit ihnen der Himmel, die Kirche, und der Menſch, das Gute aber, das dieſe thun, mit den Fruͤchten ver- H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/166
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/166>, abgerufen am 03.05.2024.