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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Uebersetzte Oden.
Sein Ausdruck ist ganz ungemein,
Doch muß man auch die Weise loben,
Kein Lied durft unternommen seyn,
Kein Vers gemacht, bevor er nicht erst brav gehoben.
Du weißt, daß er triefäugig war,
Doch weißt du, was Mecen oft sagte?
Er sprach: daher sey die Gefahr,
Weil er so oftermahls das Glas zu leeren wagte;
Auch, daß der grosse Trunkenbold
Selbst diesen Spaß dazu verlachte?
Und ihn bezahlt mit gleichem Sold,
Wenn dessen Schenktisch er, nicht ihm Aufwartung
machte.
Fällt dir noch endlich Kato ein,
Von Utika, der Tugend hegte,
Die nicht kann härt und trockner seyn,
Und ohnerachtet er sehr stark zu tadeln pflegte,
Doch täuscht er oft die Strengigkeit,
Die Trockne netzte sich die Zunge,
Und trotz der weisen Seltenheit
Besof der Alte sich als wie ein kleiner Junge.
Zu Haus allein sog er in sich,
Um nur die Grillen zu ertränken,
Soviel oft als ein Gänserich,
Hernachmals kam es auch mit ihm wol gar zu Schwän-
Hatt er nicht ein Glas Wein versucht?(ken;
War noch solch guter Mann vorhanden,
Der vor Roms Splitterrichter Zucht
Dem Nachbar mit der Frau so redlich beygestanden?
Wenn
Ueberſetzte Oden.
Sein Ausdruck iſt ganz ungemein,
Doch muß man auch die Weiſe loben,
Kein Lied durft unternommen ſeyn,
Kein Vers gemacht, bevor er nicht erſt brav gehoben.
Du weißt, daß er triefaͤugig war,
Doch weißt du, was Mecen oft ſagte?
Er ſprach: daher ſey die Gefahr,
Weil er ſo oftermahls das Glas zu leeren wagte;
Auch, daß der groſſe Trunkenbold
Selbſt dieſen Spaß dazu verlachte?
Und ihn bezahlt mit gleichem Sold,
Wenn deſſen Schenktiſch er, nicht ihm Aufwartung
machte.
Faͤllt dir noch endlich Kato ein,
Von Utika, der Tugend hegte,
Die nicht kann haͤrt und trockner ſeyn,
Und ohnerachtet er ſehr ſtark zu tadeln pflegte,
Doch taͤuſcht er oft die Strengigkeit,
Die Trockne netzte ſich die Zunge,
Und trotz der weiſen Seltenheit
Beſof der Alte ſich als wie ein kleiner Junge.
Zu Haus allein ſog er in ſich,
Um nur die Grillen zu ertraͤnken,
Soviel oft als ein Gaͤnſerich,
Hernachmals kam es auch mit ihm wol gaꝛ zu Schwaͤn-
Hatt er nicht ein Glas Wein verſucht?(ken;
War noch ſolch guter Mann vorhanden,
Der vor Roms Splitterrichter Zucht
Dem Nachbar mit der Frau ſo redlich beygeſtanden?
Wenn
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[365/0385] Ueberſetzte Oden. Sein Ausdruck iſt ganz ungemein, Doch muß man auch die Weiſe loben, Kein Lied durft unternommen ſeyn, Kein Vers gemacht, bevor er nicht erſt brav gehoben. Du weißt, daß er triefaͤugig war, Doch weißt du, was Mecen oft ſagte? Er ſprach: daher ſey die Gefahr, Weil er ſo oftermahls das Glas zu leeren wagte; Auch, daß der groſſe Trunkenbold Selbſt dieſen Spaß dazu verlachte? Und ihn bezahlt mit gleichem Sold, Wenn deſſen Schenktiſch er, nicht ihm Aufwartung machte. Faͤllt dir noch endlich Kato ein, Von Utika, der Tugend hegte, Die nicht kann haͤrt und trockner ſeyn, Und ohnerachtet er ſehr ſtark zu tadeln pflegte, Doch taͤuſcht er oft die Strengigkeit, Die Trockne netzte ſich die Zunge, Und trotz der weiſen Seltenheit Beſof der Alte ſich als wie ein kleiner Junge. Zu Haus allein ſog er in ſich, Um nur die Grillen zu ertraͤnken, Soviel oft als ein Gaͤnſerich, Hernachmals kam es auch mit ihm wol gaꝛ zu Schwaͤn- Hatt er nicht ein Glas Wein verſucht? (ken; War noch ſolch guter Mann vorhanden, Der vor Roms Splitterrichter Zucht Dem Nachbar mit der Frau ſo redlich beygeſtanden? Wenn

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/385>, abgerufen am 27.04.2024.