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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Lie
lichen Dingen, einem Grübchen im Kinn, oder einem
schönen Busen, aufhalten und immer mit dem Amor,
mit Küssen und den Grazien spielen; noch auf der
andern Seite seine Empfindungen ins phantastische
treiben und von lauter himmlischen Entzükungen
sprechen. Die Empfindungen, die man äußert, müs-
sen natürlich und nicht im Enthusiasmus eingebil-
det seyn; nicht auf bloß vorübergehende Aufwal-
lungen, sondern auf dauerhafte, rechtschaffenen
Gemüthern auf immer eingeprägte Züge des Cha-
rakters gegründet seyn. Hier wär also für junge
Dichter von edler Gemüthsart noch Ruhm zu erwer-
ben. Denn dieses Feld ist bey der ungeheuren
Menge unsrer Liebeslieder, noch wenig angebaut.

Zulezt stehen die Lieder, die zum geselischaftlichen
Vergnügen ermuntern. Diese, auch selbst die arti-
gen Trinklieder, wenn sie nur die, von der gesunden
Vernunft gezeichneten Gränzen einer wolgesitteten
Fröhlichkeit nicht überschreiten, sind schäzbar. Die
Fröhlichkeit gehört allerdings unter die Wolthaten
des Lebens, und kann einen höchst vortheilhaften
Einflus auf den Charakter der Menschen haben. Der
hypochondrische Mensch ist nicht blos dadurch unglük-
lich, daß er seine Tage mit Verdruß zubringt; ihn
verleitet der Verdruß sehr oft unmoralisch zu denken,
und zu handeln. Wol ihm, wenn die Dichter der
Freude sein Gemüth bisweilen erheitern könnten!

Aber es ist nicht so leicht, als sich der Schwarm
junger unerfahrner Dichter einbildet, in dieser Art
etwas hervorzubringen, das den Beyfall des ver-
nünftigen und feineren Theils der Menschen verdienet.
Nur gar zu viel junge Dichter in Deutschland haben
uns läppische Kindereyen, anstatt scherzhafter Er-
gözlichkeiten gegeben; andre haben sich als ekelhafte,
grobe Schwelger, oder einem würklich liederlichen
Leben nachhängende verdorbene Jünglinge gezeiget,
da sie glaubten eine anständige Fröhlichkeit des ju-
gendlichen und männlichen Alters zu besingen. Es
ist nichts geringes auf eine gute Art über gewisse
Dinge zu scherzen, und bey der Fröhlichkeit den Ton
der feineren Welt zu treffen. Wer nicht lustig wird,
als wann er im eigentlichen Verstand schwelget;
wen die Liebe nicht vergnügt, als durch das Gröbste
des thierischen Genusses, der muß sich nicht einbilden
mit Wein und Liebe scherzen zu können. Mancher
junge deutsche Dichter glaubt, die feinere Welt zu
ergözen, und Niemand achtet seiner, als etwa Men-
schen von niedriger Sinnesart, die durch die schö-
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Lie
nen Wissenschaften so weit erleuchtet worden, daß
sie wissen, was für Gottheiten Bachus, Venus und
Amor sind. Aber wir haben uns hierüber schon
anderswo hinlänglich erkläret. (*) Der große Haufen
unsrer vermeintlich scherzhaften Liederdichter verdie-
net nicht, daß man sich in umständlichen Tadel ih-
rer kindischen Schwermereyen einlasse. Unser Ha-
gedorn kann auch in dieser Art zum Muster vor-
gestellt werden. Seine scherzhaften Lieder sind
voll Geist, und verrathen einen Mann, der die
Fröhlichkeit zu brauchen gewußt hat, ohne sie zu
mißbrauchen. Aber hierin scheinen die französischen
Dichter an naivem, geistreichem und leichtem Scherz
alle andern Völker zu übertreffen. Man hat eine
große Menge ungemein schöner Trinklieder von dieser
Nation.

Die blos wizig scherzhaften Lieder, worin außer
einigen schalkhaften Einfällen auch nichts ist, das
zur Fröhlichkeit ermuntert, verdienen hier gar keine
Betrachtung, und gehören vielmehr in die geringste
Classe der Gedichte, davon wir unter dem Namen
Sinngedichte sprechen werden. Zu dieser Art rech-
nen wir z. B. das X Lied im ersten Theil der vorher-
angezogenen Berlinischen Sammlung einiger Oden
mit Melodien, welches zur Aufschrift hat: Kinder-
fragen
und noch mehrere dieser Sammlung. Noch
weniger rechnen wir in die Classe der nüzlichen Lie-
der diejenigen, die persönliche Satyren enthalten;
wie so viele Vaudevilles der französischen Dichter.
Sie sind ein Mißbrauch des Gesanges.

Unsere heutige Meister und Liebhaber der Musik
machen sich gar zu wenig aus den Liedern. Jn kei-
nem Concert höret man sie singen: rauschende Con-
certe, mit nichtsbedeutenden Symphonien unter-
mischt, und mit Opernarien abgewechselt, sind der
gewöhnliche Stoff der Concerte, die deswegen von
gar viel Zuhörern mit Gleichgültigkeit und Gähnen
belohnt werden. Glauben dann die Vorsteher und
Anordner dieser Concerte, daß sie sich verunehren
würden, wenn sie dabey Lieder singen ließen? Und kön-
nen sie nicht einsehen, wie wichtig sie dadurch das ma-
chen könnten, was izt blos ein Zeitvertreib ist und
ofte so gar dieses nicht einmal wäre, wenn die Zu-
hörer sich nicht noch auf eine andre Weise dabey zu
helfen wüßten? Daß man sich in Concerten der Lie-
der schämet, beweißt, daß die Toukünstler selbst nicht
mehr wissen, woher ihre Kunst entstanden ist, und
wozu sie dienen soll; daß sie lieber, wie Seiltänzer

und
(*) S.
Freude.
Tt tt 2

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Lie
lichen Dingen, einem Gruͤbchen im Kinn, oder einem
ſchoͤnen Buſen, aufhalten und immer mit dem Amor,
mit Kuͤſſen und den Grazien ſpielen; noch auf der
andern Seite ſeine Empfindungen ins phantaſtiſche
treiben und von lauter himmliſchen Entzuͤkungen
ſprechen. Die Empfindungen, die man aͤußert, muͤſ-
ſen natuͤrlich und nicht im Enthuſiasmus eingebil-
det ſeyn; nicht auf bloß voruͤbergehende Aufwal-
lungen, ſondern auf dauerhafte, rechtſchaffenen
Gemuͤthern auf immer eingepraͤgte Zuͤge des Cha-
rakters gegruͤndet ſeyn. Hier waͤr alſo fuͤr junge
Dichter von edler Gemuͤthsart noch Ruhm zu erwer-
ben. Denn dieſes Feld iſt bey der ungeheuren
Menge unſrer Liebeslieder, noch wenig angebaut.

Zulezt ſtehen die Lieder, die zum geſeliſchaftlichen
Vergnuͤgen ermuntern. Dieſe, auch ſelbſt die arti-
gen Trinklieder, wenn ſie nur die, von der geſunden
Vernunft gezeichneten Graͤnzen einer wolgeſitteten
Froͤhlichkeit nicht uͤberſchreiten, ſind ſchaͤzbar. Die
Froͤhlichkeit gehoͤrt allerdings unter die Wolthaten
des Lebens, und kann einen hoͤchſt vortheilhaften
Einflus auf den Charakter der Menſchen haben. Der
hypochondriſche Menſch iſt nicht blos dadurch ungluͤk-
lich, daß er ſeine Tage mit Verdruß zubringt; ihn
verleitet der Verdruß ſehr oft unmoraliſch zu denken,
und zu handeln. Wol ihm, wenn die Dichter der
Freude ſein Gemuͤth bisweilen erheitern koͤnnten!

Aber es iſt nicht ſo leicht, als ſich der Schwarm
junger unerfahrner Dichter einbildet, in dieſer Art
etwas hervorzubringen, das den Beyfall des ver-
nuͤnftigen und feineren Theils der Menſchen verdienet.
Nur gar zu viel junge Dichter in Deutſchland haben
uns laͤppiſche Kindereyen, anſtatt ſcherzhafter Er-
goͤzlichkeiten gegeben; andre haben ſich als ekelhafte,
grobe Schwelger, oder einem wuͤrklich liederlichen
Leben nachhaͤngende verdorbene Juͤnglinge gezeiget,
da ſie glaubten eine anſtaͤndige Froͤhlichkeit des ju-
gendlichen und maͤnnlichen Alters zu beſingen. Es
iſt nichts geringes auf eine gute Art uͤber gewiſſe
Dinge zu ſcherzen, und bey der Froͤhlichkeit den Ton
der feineren Welt zu treffen. Wer nicht luſtig wird,
als wann er im eigentlichen Verſtand ſchwelget;
wen die Liebe nicht vergnuͤgt, als durch das Groͤbſte
des thieriſchen Genuſſes, der muß ſich nicht einbilden
mit Wein und Liebe ſcherzen zu koͤnnen. Mancher
junge deutſche Dichter glaubt, die feinere Welt zu
ergoͤzen, und Niemand achtet ſeiner, als etwa Men-
ſchen von niedriger Sinnesart, die durch die ſchoͤ-
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Lie
nen Wiſſenſchaften ſo weit erleuchtet worden, daß
ſie wiſſen, was fuͤr Gottheiten Bachus, Venus und
Amor ſind. Aber wir haben uns hieruͤber ſchon
anderswo hinlaͤnglich erklaͤret. (*) Der große Haufen
unſrer vermeintlich ſcherzhaften Liederdichter verdie-
net nicht, daß man ſich in umſtaͤndlichen Tadel ih-
rer kindiſchen Schwermereyen einlaſſe. Unſer Ha-
gedorn kann auch in dieſer Art zum Muſter vor-
geſtellt werden. Seine ſcherzhaften Lieder ſind
voll Geiſt, und verrathen einen Mann, der die
Froͤhlichkeit zu brauchen gewußt hat, ohne ſie zu
mißbrauchen. Aber hierin ſcheinen die franzoͤſiſchen
Dichter an naivem, geiſtreichem und leichtem Scherz
alle andern Voͤlker zu uͤbertreffen. Man hat eine
große Menge ungemein ſchoͤner Trinklieder von dieſer
Nation.

Die blos wizig ſcherzhaften Lieder, worin außer
einigen ſchalkhaften Einfaͤllen auch nichts iſt, das
zur Froͤhlichkeit ermuntert, verdienen hier gar keine
Betrachtung, und gehoͤren vielmehr in die geringſte
Claſſe der Gedichte, davon wir unter dem Namen
Sinngedichte ſprechen werden. Zu dieſer Art rech-
nen wir z. B. das X Lied im erſten Theil der vorher-
angezogenen Berliniſchen Sammlung einiger Oden
mit Melodien, welches zur Aufſchrift hat: Kinder-
fragen
und noch mehrere dieſer Sammlung. Noch
weniger rechnen wir in die Claſſe der nuͤzlichen Lie-
der diejenigen, die perſoͤnliche Satyren enthalten;
wie ſo viele Vaudevilles der franzoͤſiſchen Dichter.
Sie ſind ein Mißbrauch des Geſanges.

Unſere heutige Meiſter und Liebhaber der Muſik
machen ſich gar zu wenig aus den Liedern. Jn kei-
nem Concert hoͤret man ſie ſingen: rauſchende Con-
certe, mit nichtsbedeutenden Symphonien unter-
miſcht, und mit Opernarien abgewechſelt, ſind der
gewoͤhnliche Stoff der Concerte, die deswegen von
gar viel Zuhoͤrern mit Gleichguͤltigkeit und Gaͤhnen
belohnt werden. Glauben dann die Vorſteher und
Anordner dieſer Concerte, daß ſie ſich verunehren
wuͤrden, wenn ſie dabey Lieder ſingen ließen? Und koͤn-
nen ſie nicht einſehen, wie wichtig ſie dadurch das ma-
chen koͤnnten, was izt blos ein Zeitvertreib iſt und
ofte ſo gar dieſes nicht einmal waͤre, wenn die Zu-
hoͤrer ſich nicht noch auf eine andre Weiſe dabey zu
helfen wuͤßten? Daß man ſich in Concerten der Lie-
der ſchaͤmet, beweißt, daß die Toukuͤnſtler ſelbſt nicht
mehr wiſſen, woher ihre Kunſt entſtanden iſt, und
wozu ſie dienen ſoll; daß ſie lieber, wie Seiltaͤnzer

und
(*) S.
Freude.
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[717[699]/0134] Lie Lie lichen Dingen, einem Gruͤbchen im Kinn, oder einem ſchoͤnen Buſen, aufhalten und immer mit dem Amor, mit Kuͤſſen und den Grazien ſpielen; noch auf der andern Seite ſeine Empfindungen ins phantaſtiſche treiben und von lauter himmliſchen Entzuͤkungen ſprechen. Die Empfindungen, die man aͤußert, muͤſ- ſen natuͤrlich und nicht im Enthuſiasmus eingebil- det ſeyn; nicht auf bloß voruͤbergehende Aufwal- lungen, ſondern auf dauerhafte, rechtſchaffenen Gemuͤthern auf immer eingepraͤgte Zuͤge des Cha- rakters gegruͤndet ſeyn. Hier waͤr alſo fuͤr junge Dichter von edler Gemuͤthsart noch Ruhm zu erwer- ben. Denn dieſes Feld iſt bey der ungeheuren Menge unſrer Liebeslieder, noch wenig angebaut. Zulezt ſtehen die Lieder, die zum geſeliſchaftlichen Vergnuͤgen ermuntern. Dieſe, auch ſelbſt die arti- gen Trinklieder, wenn ſie nur die, von der geſunden Vernunft gezeichneten Graͤnzen einer wolgeſitteten Froͤhlichkeit nicht uͤberſchreiten, ſind ſchaͤzbar. Die Froͤhlichkeit gehoͤrt allerdings unter die Wolthaten des Lebens, und kann einen hoͤchſt vortheilhaften Einflus auf den Charakter der Menſchen haben. Der hypochondriſche Menſch iſt nicht blos dadurch ungluͤk- lich, daß er ſeine Tage mit Verdruß zubringt; ihn verleitet der Verdruß ſehr oft unmoraliſch zu denken, und zu handeln. Wol ihm, wenn die Dichter der Freude ſein Gemuͤth bisweilen erheitern koͤnnten! Aber es iſt nicht ſo leicht, als ſich der Schwarm junger unerfahrner Dichter einbildet, in dieſer Art etwas hervorzubringen, das den Beyfall des ver- nuͤnftigen und feineren Theils der Menſchen verdienet. Nur gar zu viel junge Dichter in Deutſchland haben uns laͤppiſche Kindereyen, anſtatt ſcherzhafter Er- goͤzlichkeiten gegeben; andre haben ſich als ekelhafte, grobe Schwelger, oder einem wuͤrklich liederlichen Leben nachhaͤngende verdorbene Juͤnglinge gezeiget, da ſie glaubten eine anſtaͤndige Froͤhlichkeit des ju- gendlichen und maͤnnlichen Alters zu beſingen. Es iſt nichts geringes auf eine gute Art uͤber gewiſſe Dinge zu ſcherzen, und bey der Froͤhlichkeit den Ton der feineren Welt zu treffen. Wer nicht luſtig wird, als wann er im eigentlichen Verſtand ſchwelget; wen die Liebe nicht vergnuͤgt, als durch das Groͤbſte des thieriſchen Genuſſes, der muß ſich nicht einbilden mit Wein und Liebe ſcherzen zu koͤnnen. Mancher junge deutſche Dichter glaubt, die feinere Welt zu ergoͤzen, und Niemand achtet ſeiner, als etwa Men- ſchen von niedriger Sinnesart, die durch die ſchoͤ- nen Wiſſenſchaften ſo weit erleuchtet worden, daß ſie wiſſen, was fuͤr Gottheiten Bachus, Venus und Amor ſind. Aber wir haben uns hieruͤber ſchon anderswo hinlaͤnglich erklaͤret. (*) Der große Haufen unſrer vermeintlich ſcherzhaften Liederdichter verdie- net nicht, daß man ſich in umſtaͤndlichen Tadel ih- rer kindiſchen Schwermereyen einlaſſe. Unſer Ha- gedorn kann auch in dieſer Art zum Muſter vor- geſtellt werden. Seine ſcherzhaften Lieder ſind voll Geiſt, und verrathen einen Mann, der die Froͤhlichkeit zu brauchen gewußt hat, ohne ſie zu mißbrauchen. Aber hierin ſcheinen die franzoͤſiſchen Dichter an naivem, geiſtreichem und leichtem Scherz alle andern Voͤlker zu uͤbertreffen. Man hat eine große Menge ungemein ſchoͤner Trinklieder von dieſer Nation. Die blos wizig ſcherzhaften Lieder, worin außer einigen ſchalkhaften Einfaͤllen auch nichts iſt, das zur Froͤhlichkeit ermuntert, verdienen hier gar keine Betrachtung, und gehoͤren vielmehr in die geringſte Claſſe der Gedichte, davon wir unter dem Namen Sinngedichte ſprechen werden. Zu dieſer Art rech- nen wir z. B. das X Lied im erſten Theil der vorher- angezogenen Berliniſchen Sammlung einiger Oden mit Melodien, welches zur Aufſchrift hat: Kinder- fragen und noch mehrere dieſer Sammlung. Noch weniger rechnen wir in die Claſſe der nuͤzlichen Lie- der diejenigen, die perſoͤnliche Satyren enthalten; wie ſo viele Vaudevilles der franzoͤſiſchen Dichter. Sie ſind ein Mißbrauch des Geſanges. Unſere heutige Meiſter und Liebhaber der Muſik machen ſich gar zu wenig aus den Liedern. Jn kei- nem Concert hoͤret man ſie ſingen: rauſchende Con- certe, mit nichtsbedeutenden Symphonien unter- miſcht, und mit Opernarien abgewechſelt, ſind der gewoͤhnliche Stoff der Concerte, die deswegen von gar viel Zuhoͤrern mit Gleichguͤltigkeit und Gaͤhnen belohnt werden. Glauben dann die Vorſteher und Anordner dieſer Concerte, daß ſie ſich verunehren wuͤrden, wenn ſie dabey Lieder ſingen ließen? Und koͤn- nen ſie nicht einſehen, wie wichtig ſie dadurch das ma- chen koͤnnten, was izt blos ein Zeitvertreib iſt und ofte ſo gar dieſes nicht einmal waͤre, wenn die Zu- hoͤrer ſich nicht noch auf eine andre Weiſe dabey zu helfen wuͤßten? Daß man ſich in Concerten der Lie- der ſchaͤmet, beweißt, daß die Toukuͤnſtler ſelbſt nicht mehr wiſſen, woher ihre Kunſt entſtanden iſt, und wozu ſie dienen ſoll; daß ſie lieber, wie Seiltaͤnzer und (*) S. Freude. Tt tt 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 717[699]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/134>, abgerufen am 23.11.2024.