Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] Fis Fla das Oel durch das Aufwallen überfließen und sichentzünden würde. Diesem Zufall, der doch bey Vernachläßigung einiger Handgriffe sich leicht er- eignet, die Gefahr zu benehmen, thut man wol, wenn man den Firnis unter freyem Himmel kocht. Fis. [Spaltenumbruch]
(Musik.) Der Name den man in Deutschland der siebenden Man kann Fis auch als einen Grundton betrach- Flaches Schnizwerk. [Spaltenumbruch]
(Bildhauerkunst.) Unter dieser Benennung verstehen wir die Arbeiten Diese wenig erhabene Schnizarbeit ist also eine Art Fla ren, da kaum ein hölzerner Schrank, von irgendeiner Zierlichkeit, oder eine Thüre an prächtigen Ge- bäuden gemacht worden, an welchen nicht verschie- denes Schnizwerk von historischen oder allegorischen Vorstellungen, angebracht gewesen. Gegenwär- tig liebet man das Glatte mehr, oder man scheuet die Umkosten des Schnizwerks. Jndessen wird die- ses doch noch verschiedentlich angebracht. Dergleichen Arbeit ist am künstlichsten, wenn die Die Bearbeitung des flachen Schnizwerks hat Unter
[Spaltenumbruch] Fis Fla das Oel durch das Aufwallen uͤberfließen und ſichentzuͤnden wuͤrde. Dieſem Zufall, der doch bey Vernachlaͤßigung einiger Handgriffe ſich leicht er- eignet, die Gefahr zu benehmen, thut man wol, wenn man den Firnis unter freyem Himmel kocht. Fis. [Spaltenumbruch]
(Muſik.) Der Name den man in Deutſchland der ſiebenden Man kann Fis auch als einen Grundton betrach- Flaches Schnizwerk. [Spaltenumbruch]
(Bildhauerkunſt.) Unter dieſer Benennung verſtehen wir die Arbeiten Dieſe wenig erhabene Schnizarbeit iſt alſo eine Art Fla ren, da kaum ein hoͤlzerner Schrank, von irgendeiner Zierlichkeit, oder eine Thuͤre an praͤchtigen Ge- baͤuden gemacht worden, an welchen nicht verſchie- denes Schnizwerk von hiſtoriſchen oder allegoriſchen Vorſtellungen, angebracht geweſen. Gegenwaͤr- tig liebet man das Glatte mehr, oder man ſcheuet die Umkoſten des Schnizwerks. Jndeſſen wird die- ſes doch noch verſchiedentlich angebracht. Dergleichen Arbeit iſt am kuͤnſtlichſten, wenn die Die Bearbeitung des flachen Schnizwerks hat Unter
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Fis Fla
Fla
das Oel durch das Aufwallen uͤberfließen und ſich
entzuͤnden wuͤrde. Dieſem Zufall, der doch bey
Vernachlaͤßigung einiger Handgriffe ſich leicht er-
eignet, die Gefahr zu benehmen, thut man wol,
wenn man den Firnis unter freyem Himmel kocht.
Fis.
(Muſik.)
Der Name den man in Deutſchland der ſiebenden
Sayte unſers heutigen Tonſyſtems giebt, weil ſie
als die um einen halben Ton erhoͤhete Sayte F an-
geſehen, und ihre Note auf dem Notenſyſtem auf
eben der Stelle ſteht, worauf die Note des Tones
F geſetzt wird. Wenn die Laͤnge der tiefſten Sayte
C, mit 1 ausgedruͤkt wird, ſo muß die Sayte
Fis [FORMEL] ſeyn, alsdenn iſt dieſer Ton die reine Quinte
von H und die reine große Terz zu D, zugleich aber
das Subſemitonium zu G.
Man kann Fis auch als einen Grundton betrach-
ten, aus welchem ein Stuͤk kann geſetzt werden,
weil er ſeine voͤllige diatoniſche Tonleiter, ſo wol in
der harten als in der weichen Tonart hat. (*)
(*) S.
Tonart.
Flaches Schnizwerk.
(Bildhauerkunſt.)
Unter dieſer Benennung verſtehen wir die Arbeiten
bildender Kuͤnſte, die man insgemein mit dem fran-
zoͤſiſchen Worte Bas-Reliefs, das iſt, wenig erha-
bene Schnizarbeit, nennt. Die alten Griechen fan-
den Geſchmak daran, ſo wol den Werken der Bau-
kunſt, als den Geraͤthſchaften, dadurch mehr Geiſt
und Annehmlichkeit zu geben, daß ſie dieſelben mit
allerhand Schnizwerk auszierten. So finden wir,
daß insgemein an den Giebelfeldern der Tempel,
Vorſtellungen, die ſich auf die Gottheiten, denen
dieſe Tempel geweyht waren, bezogen, in Stein aus-
gehauen geweſen; (*) und wem iſt der mit erhabe-
ner Arbeit verzierte Schild des Achilles, den Homer be-
ſchreibt, unbekannt? Eben ſo bekannt ſind die Gefaͤſſe
der Alten, die mit erhabener Arbeit verziert ſind.
(*) S.
Winkelm.
uͤber die
Baukunſt
der Alten
S. 56.
Dieſe wenig erhabene Schnizarbeit iſt alſo eine Art
Mahlerey ohne Farben, auf welcher die Gegen-
ſtaͤnde ſelbſt zwar nicht in ihrer voͤlligen koͤrperlichen
Geſtalt, wie die Statuen, aber doch wuͤrklich maßiv
und etwas hervorſtehend abgebildet ſind. Die Neu-
ern haben dieſe Verzierungen der Gebaͤude um Ge-
raͤthſchaften beybehalten, wiewol ſie itzt auch nicht
mehr ſo gewoͤhnlich ſind, als vor zweyhundert Jah--
ren, da kaum ein hoͤlzerner Schrank, von irgend
einer Zierlichkeit, oder eine Thuͤre an praͤchtigen Ge-
baͤuden gemacht worden, an welchen nicht verſchie-
denes Schnizwerk von hiſtoriſchen oder allegoriſchen
Vorſtellungen, angebracht geweſen. Gegenwaͤr-
tig liebet man das Glatte mehr, oder man ſcheuet
die Umkoſten des Schnizwerks. Jndeſſen wird die-
ſes doch noch verſchiedentlich angebracht.
Dergleichen Arbeit iſt am kuͤnſtlichſten, wenn die
Figuren nur wenig uͤber den Grund herausſtehen,
ſo wie die Koͤpfe auf den meiſten Muͤnzen, und
ihr allein koͤmmt eigentlich der Name des flachen
Schnizwerks zu. Man findet antikes Schnizwerk,
da die Figuren faſt ganz, oder in ihrer voͤlligen koͤr-
perlichen Rundung aus dem Grunde heraustreten,
anders da ſie etwa halb heraustreten, noch anders
wo ſie nur wenig uͤber den Grund erhaben ſind.
Jnsgemein richteten ſich die Alten nach der Ver-
tiefung des Grundes, oder nach der Hoͤhe der Ein-
faßung, damit von dem Schnizwerk nichts hervor-
ſtehen und der Gefahr abgeſtoßen zu werden unter-
worfen ſeyn moͤchte, ſo wie man itzt die Bilder auf
Schaumuͤnzen mehr oder weniger erhaben macht,
nachdem der Rand der Schaumuͤnze mehr oder we-
niger hoch iſt. Dieſe Arbeit iſt deswegen zu den
dauerhafteſten Denkmaͤlern der zeichnenden Kuͤnſte
die ſchiklichſte, indem ſie der Zerſtoͤhrung nicht ſo
unterworfen iſt, als die Statuen und die Gemaͤhlde.
Deswegen macht auch das antike Schnizwerk den
groͤßten Theil der unverdorben auf uns gekomme-
nen Antiken aus.
Die Bearbeitung des flachen Schnizwerks hat
ihre eigenen Schwierigkeiten, die ſich leicht fuͤhlen
laſſen. Einer Figur, die ihre natuͤrliche Hoͤhe und
Breite, aber nur den dritten oder vierten Theil ihrer
koͤrperlichen Tiefe oder Dike hat, ein natuͤrliches An-
ſehen zu geben, iſt wuͤrklich eine ſchweere Sache.
Noch mehr Schwierigkeit aber macht die mahleriſche
Zuſammenſetzung und Gruppirung der Figuren;
denn da kann man ſich nicht ſo leicht, wie in der
Mahlerey, verſchiedener und weit hinter einander
liegender Gruͤnde bedienen. Da auch die Schatten
darin wuͤrkliche, nicht durch dunklere Farben nach-
geahmte Schatten ſind, ſo muß jede Kleinigkeit auf
das genaueſte nach Maaßgebung des wuͤrklich ein-
fallenden Lichts abgemeſſen ſeyn. Ein in allen Thei-
len vollkommenes Werk dieſer Art iſt deswegen
hoͤchſt ſelten.
Unter
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