Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch]
Fir Soll er aber diese gute Würkung thun, so muß Die vornehmsten Eigenschaften des Firnisses sind, Den Liebhabern, die sonst mit Behandlung des Will man nun ein Gemähld oder einen Kupfer- tzen in Kup- ferplatten. Firnis zum Aetzen. (*) Man hat zwey Gat- Fir ter beständigem Umrühren wol eine Halbestunde langüber gelindem Feuer fließen, nachher bey mäßigem Feuer so lange kochen, bis man sieht, daß etwas da- von, das man herausgenommen und kalt werden lassen, die Festigkeit eines diken klebrigen Syrops hat. Alsdenn schlägt man es durch Leinwand, und behält es zum Gebrauch in gläsernen Flaschen wol verwahrt auf. Eine andere Art, welche der florentinische Firnis Für den weichen Firnis giebt Bosse folgendes an. Farben-Firnis. Ein dikes Oel, welches die das C c c 2
[Spaltenumbruch]
Fir Soll er aber dieſe gute Wuͤrkung thun, ſo muß Die vornehmſten Eigenſchaften des Firniſſes ſind, Den Liebhabern, die ſonſt mit Behandlung des Will man nun ein Gemaͤhld oder einen Kupfer- tzen in Kup- ferplatten. Firnis zum Aetzen. (*) Man hat zwey Gat- Fir ter beſtaͤndigem Umruͤhren wol eine Halbeſtunde languͤber gelindem Feuer fließen, nachher bey maͤßigem Feuer ſo lange kochen, bis man ſieht, daß etwas da- von, das man herausgenommen und kalt werden laſſen, die Feſtigkeit eines diken klebrigen Syrops hat. Alsdenn ſchlaͤgt man es durch Leinwand, und behaͤlt es zum Gebrauch in glaͤſernen Flaſchen wol verwahrt auf. Eine andere Art, welche der florentiniſche Firnis Fuͤr den weichen Firnis giebt Boſſe folgendes an. Farben-Firnis. Ein dikes Oel, welches die das C c c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0399" n="387"/> <cb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fir</hi> </fw><lb/> <p>Soll er aber dieſe gute Wuͤrkung thun, ſo muß<lb/> er hoͤchſt durchſichtig, ohne alle Farbe, und auch zaͤhe<lb/> genug ſeyn, um weder zu ſpalten, noch abzuſpringen.<lb/> Denn durch einen ſchlechten Firnis kann ein Ge-<lb/> maͤhlde gaͤnzlich verdorben werden; wie denn in der<lb/> That manch koſtbares Meiſterſtuͤk dadurch zu Grunde<lb/> gerichtet worden.</p><lb/> <p>Die vornehmſten Eigenſchaften des Firniſſes ſind,<lb/> daß er ganz weiß und etwas weich ſey, auch durch<lb/> das Alter nicht gelb werde und nicht abſpringe, noch<lb/> ſich ſo zuſammen ziehe, daß er die Farben von ein-<lb/> ander reiſſe.</p><lb/> <p>Den Liebhabern, die ſonſt mit Behandlung des<lb/> Firniſſes umzugehen wiſſen, ſchlagen wir folgende<lb/> Methode, die Gemaͤhlde vortheilhaft zu uͤberziehen,<lb/> vor. Zu dem Firnis ſelbſt nehme man blos San-<lb/> darak und Maſtix, ſuche aber aus einer betraͤchtli-<lb/> chen Menge die weißeſten und helleſten Stuͤke aus,<lb/> waſche ſie mit ſehr feinem Weingeiſt wol ab, damit<lb/> alles unreine davon komme, und alsdann loͤſe man<lb/> ſie mit den bekannten Handgriffen auf. Wenn ſie<lb/> ganz aufgeloͤßt ſind, ſo gieſſe man, um den Firnis<lb/> gehoͤrig weich zu machen, ganz hellen, wie Waſſer<lb/> ausſehenden Terpentinſpiritus dazu, ſo iſt er fertig.<lb/> Nun nehme man auch von dem feineſten Fiſchleim,<lb/> oder ſo genannte <hi rendition="#fr">Hausblaſe,</hi> die man ebenfalls<lb/> aus der Menge ſo ausſuchen muß, daß man nur<lb/> die Stuͤke nihmt, die am weißeſten ſind. Auch<lb/> dieſe werden mit ſtarkem Weingeiſt erſt wol abge-<lb/> waſchen und von aller Unreinigkeit befreyt, und her-<lb/> nach aufgeloͤßt.</p><lb/> <p>Will man nun ein Gemaͤhld oder einen Kupfer-<lb/> ſtich mit Firnis uͤberziehen, ſo muß man demſelben<lb/> zuerſt einen Grund von Hausblaſen geben, hernach<lb/> aber den vorher beſchriebenen Firnis, aber nur<lb/> duͤnne, daruͤber tragen.</p><lb/> <note place="left">(*) S. Ae-<lb/> tzen in Kup-<lb/> ferplatten.</note> <p>Firnis zum Aetzen. (*) Man hat zwey Gat-<lb/> tungen Aetzfirnis, den harten und den weichen. Ei-<lb/> nige Kupferſtecher machen ein Geheimniß aus ihren<lb/> Firniſſen; <hi rendition="#fr">Abraham Boſſe</hi> hat in ſeinem Werk von<lb/> der Aetzkunſt die ſeinigen beſchrieben. Sein harter<lb/> Firnis wird aus gleich viel <hi rendition="#fr">Judenpech</hi> und <hi rendition="#fr">Colo-<lb/> phonium,</hi> und aus etwas weniger Nuß- oder auch<lb/> Leinoel auf folgende Art gemacht. Das Pech und<lb/> Colophonium werden in einem reinen wol glaſurten<lb/> Topf uͤber einem gelinden Feuer fließend gemacht<lb/> und wol umgeruͤhrt. Wenn dieſes geſchehen, ſo<lb/> wird auch das Oel zugegoſſen. Alles laͤßt man un-<lb/><cb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fir</hi></fw><lb/> ter beſtaͤndigem Umruͤhren wol eine Halbeſtunde lang<lb/> uͤber gelindem Feuer fließen, nachher bey maͤßigem<lb/> Feuer ſo lange kochen, bis man ſieht, daß etwas da-<lb/> von, das man herausgenommen und kalt werden<lb/> laſſen, die Feſtigkeit eines diken klebrigen Syrops<lb/> hat. Alsdenn ſchlaͤgt man es durch Leinwand, und<lb/> behaͤlt es zum Gebrauch in glaͤſernen Flaſchen wol<lb/> verwahrt auf.</p><lb/> <p>Eine andere Art, welche der florentiniſche Firnis<lb/> genennt wird, kann auf folgende Weiſe gemacht<lb/> werden. Man nimmt klaren Leinoelfirnis und eben<lb/> ſo viel geſtoffenen Maſtix. Wenn man den Lein-<lb/><supplied>o</supplied>elfirnis uͤber gelindem Feuer wol warm gemacht<lb/> hat, ſo miſcht man den Maſtix allmaͤhlig darin<lb/> und ruͤhrt die Maſſe uͤber dem Feuer ſo lang herum,<lb/> bis der Maſtix gut zerfloſſen und gaͤnzlich mit dem<lb/> Oelfirnis vereiniget iſt; alsdenn wird ſie abgenom-<lb/> men, durchgeſchlagen und verwahrt.</p><lb/> <p>Fuͤr den weichen Firnis giebt <hi rendition="#fr">Boſſe</hi> folgendes an.<lb/> Man nimmt anderthalb Unzen feines weißes Wachs,<lb/> eine Unze wol ausgeſuchten Maſtix und eine halbe<lb/> Unze griechiſch Pech. Das Wachs laͤßt man uͤber<lb/> dem Feuer zerflieſſen, alsdenn ſtreut man den geſtoſſe-<lb/> nen Maſtix nach und nach, und hernach das geſtoſſene<lb/> Pech darein, und ruͤhrt alles uͤber dem Feuer ſo<lb/> lange herum, bis es gut zerfloſſen und gemiſcht iſt.<lb/> Wenn die Maſſe abgenommen und etwas erkaltet<lb/> iſt, ſo wird ſie in reines Waſſer abgegoſſen, und<lb/> darin in kleine Kugeln geformt, die man her-<lb/> nach zum Gebrauch in Taffet einwikelt und ver-<lb/> wahrt. Die Art die Firniſſe aufzutragen S. im<lb/> Art. <hi rendition="#fr">Gruͤnden.</hi></p><lb/> <p>Farben-Firnis. Ein dikes Oel, welches die<lb/> Mahler den Oelfarben beymiſchen, um ſie geſchwin-<lb/> der troken zu machen. Er wird aus Nußoͤl ge-<lb/> macht, welches mit geſtoßener Bleyglaͤtte vermiſcht,<lb/> in einem irdeuen Geſchirr langſam gekocht wird.<lb/> Man nimmt ⅛ oder nur ⅒ Glaͤtte zu dem Oel.<lb/> Beym Kochen muß man ſehr behutſam ſeyn, daß die<lb/> Hitze nicht zu groß werde, weil dieſes den Firnis<lb/> ſchwarz brennen wuͤrde. Durch das Kochen wird<lb/> das Oel allmaͤhlig dik, und ſo bald es einen gewiſ-<lb/> ſen Grad der Dichtigkeit, den man durch die Uebung<lb/> muß kenn<supplied>en</supplied> <supplied>l</supplied>ernen, angenommen hat, wird es ab-<lb/> geſetzt und mit einem hoͤlzernen Stab wol umge-<lb/> ruͤhrt wobey ein wenig Waſſer zugegoſſen wird.<lb/> M<supplied>an</supplied> hat dabey die Vorſichtigkeit zu brauchen, daß<lb/> der Topf nicht uͤber die Haͤlfte voll ſey, weil ſonſt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c c 2</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [387/0399]
Fir
Fir
Soll er aber dieſe gute Wuͤrkung thun, ſo muß
er hoͤchſt durchſichtig, ohne alle Farbe, und auch zaͤhe
genug ſeyn, um weder zu ſpalten, noch abzuſpringen.
Denn durch einen ſchlechten Firnis kann ein Ge-
maͤhlde gaͤnzlich verdorben werden; wie denn in der
That manch koſtbares Meiſterſtuͤk dadurch zu Grunde
gerichtet worden.
Die vornehmſten Eigenſchaften des Firniſſes ſind,
daß er ganz weiß und etwas weich ſey, auch durch
das Alter nicht gelb werde und nicht abſpringe, noch
ſich ſo zuſammen ziehe, daß er die Farben von ein-
ander reiſſe.
Den Liebhabern, die ſonſt mit Behandlung des
Firniſſes umzugehen wiſſen, ſchlagen wir folgende
Methode, die Gemaͤhlde vortheilhaft zu uͤberziehen,
vor. Zu dem Firnis ſelbſt nehme man blos San-
darak und Maſtix, ſuche aber aus einer betraͤchtli-
chen Menge die weißeſten und helleſten Stuͤke aus,
waſche ſie mit ſehr feinem Weingeiſt wol ab, damit
alles unreine davon komme, und alsdann loͤſe man
ſie mit den bekannten Handgriffen auf. Wenn ſie
ganz aufgeloͤßt ſind, ſo gieſſe man, um den Firnis
gehoͤrig weich zu machen, ganz hellen, wie Waſſer
ausſehenden Terpentinſpiritus dazu, ſo iſt er fertig.
Nun nehme man auch von dem feineſten Fiſchleim,
oder ſo genannte Hausblaſe, die man ebenfalls
aus der Menge ſo ausſuchen muß, daß man nur
die Stuͤke nihmt, die am weißeſten ſind. Auch
dieſe werden mit ſtarkem Weingeiſt erſt wol abge-
waſchen und von aller Unreinigkeit befreyt, und her-
nach aufgeloͤßt.
Will man nun ein Gemaͤhld oder einen Kupfer-
ſtich mit Firnis uͤberziehen, ſo muß man demſelben
zuerſt einen Grund von Hausblaſen geben, hernach
aber den vorher beſchriebenen Firnis, aber nur
duͤnne, daruͤber tragen.
Firnis zum Aetzen. (*) Man hat zwey Gat-
tungen Aetzfirnis, den harten und den weichen. Ei-
nige Kupferſtecher machen ein Geheimniß aus ihren
Firniſſen; Abraham Boſſe hat in ſeinem Werk von
der Aetzkunſt die ſeinigen beſchrieben. Sein harter
Firnis wird aus gleich viel Judenpech und Colo-
phonium, und aus etwas weniger Nuß- oder auch
Leinoel auf folgende Art gemacht. Das Pech und
Colophonium werden in einem reinen wol glaſurten
Topf uͤber einem gelinden Feuer fließend gemacht
und wol umgeruͤhrt. Wenn dieſes geſchehen, ſo
wird auch das Oel zugegoſſen. Alles laͤßt man un-
ter beſtaͤndigem Umruͤhren wol eine Halbeſtunde lang
uͤber gelindem Feuer fließen, nachher bey maͤßigem
Feuer ſo lange kochen, bis man ſieht, daß etwas da-
von, das man herausgenommen und kalt werden
laſſen, die Feſtigkeit eines diken klebrigen Syrops
hat. Alsdenn ſchlaͤgt man es durch Leinwand, und
behaͤlt es zum Gebrauch in glaͤſernen Flaſchen wol
verwahrt auf.
Eine andere Art, welche der florentiniſche Firnis
genennt wird, kann auf folgende Weiſe gemacht
werden. Man nimmt klaren Leinoelfirnis und eben
ſo viel geſtoffenen Maſtix. Wenn man den Lein-
oelfirnis uͤber gelindem Feuer wol warm gemacht
hat, ſo miſcht man den Maſtix allmaͤhlig darin
und ruͤhrt die Maſſe uͤber dem Feuer ſo lang herum,
bis der Maſtix gut zerfloſſen und gaͤnzlich mit dem
Oelfirnis vereiniget iſt; alsdenn wird ſie abgenom-
men, durchgeſchlagen und verwahrt.
Fuͤr den weichen Firnis giebt Boſſe folgendes an.
Man nimmt anderthalb Unzen feines weißes Wachs,
eine Unze wol ausgeſuchten Maſtix und eine halbe
Unze griechiſch Pech. Das Wachs laͤßt man uͤber
dem Feuer zerflieſſen, alsdenn ſtreut man den geſtoſſe-
nen Maſtix nach und nach, und hernach das geſtoſſene
Pech darein, und ruͤhrt alles uͤber dem Feuer ſo
lange herum, bis es gut zerfloſſen und gemiſcht iſt.
Wenn die Maſſe abgenommen und etwas erkaltet
iſt, ſo wird ſie in reines Waſſer abgegoſſen, und
darin in kleine Kugeln geformt, die man her-
nach zum Gebrauch in Taffet einwikelt und ver-
wahrt. Die Art die Firniſſe aufzutragen S. im
Art. Gruͤnden.
Farben-Firnis. Ein dikes Oel, welches die
Mahler den Oelfarben beymiſchen, um ſie geſchwin-
der troken zu machen. Er wird aus Nußoͤl ge-
macht, welches mit geſtoßener Bleyglaͤtte vermiſcht,
in einem irdeuen Geſchirr langſam gekocht wird.
Man nimmt ⅛ oder nur ⅒ Glaͤtte zu dem Oel.
Beym Kochen muß man ſehr behutſam ſeyn, daß die
Hitze nicht zu groß werde, weil dieſes den Firnis
ſchwarz brennen wuͤrde. Durch das Kochen wird
das Oel allmaͤhlig dik, und ſo bald es einen gewiſ-
ſen Grad der Dichtigkeit, den man durch die Uebung
muß kennen lernen, angenommen hat, wird es ab-
geſetzt und mit einem hoͤlzernen Stab wol umge-
ruͤhrt wobey ein wenig Waſſer zugegoſſen wird.
Man hat dabey die Vorſichtigkeit zu brauchen, daß
der Topf nicht uͤber die Haͤlfte voll ſey, weil ſonſt
das
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