Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza seyn. Die beträchtliche Anzahl vermögender Einwoh-ner, und die verschiedenen fremden reichen Familien, die sich hier blos der Annehmlichkeit dieses Aufenthalts halben niedergelassen, haben in dem Ort den Ton ei- ner guten und angenehmen Lebensart eingeführt. Ein Fremder wird auf eine angenehme Weise überrascht, in einem so einsamen, von wilden Bergen eingeschlosse- nen und abgelegenen Winkel eine so artige, reinliche, nach Verhältniß ihrer Größe reiche Stadt, und in derselben so viel gute Lebensart, Höflichkeit und gefäl- lige Sitten zu finden. Der Ort ist deswegen sehr nahrhaft, weil hier An der Abendseite der Stadt liegt ein großer an schen
Tagebuch von einer nach Nizza ſeyn. Die betraͤchtliche Anzahl vermoͤgender Einwoh-ner, und die verſchiedenen fremden reichen Familien, die ſich hier blos der Annehmlichkeit dieſes Aufenthalts halben niedergelaſſen, haben in dem Ort den Ton ei- ner guten und angenehmen Lebensart eingefuͤhrt. Ein Fremder wird auf eine angenehme Weiſe uͤberraſcht, in einem ſo einſamen, von wilden Bergen eingeſchloſſe- nen und abgelegenen Winkel eine ſo artige, reinliche, nach Verhaͤltniß ihrer Groͤße reiche Stadt, und in derſelben ſo viel gute Lebensart, Hoͤflichkeit und gefaͤl- lige Sitten zu finden. Der Ort iſt deswegen ſehr nahrhaft, weil hier An der Abendſeite der Stadt liegt ein großer an ſchen
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Tagebuch von einer nach Nizza
ſeyn. Die betraͤchtliche Anzahl vermoͤgender Einwoh-
ner, und die verſchiedenen fremden reichen Familien,
die ſich hier blos der Annehmlichkeit dieſes Aufenthalts
halben niedergelaſſen, haben in dem Ort den Ton ei-
ner guten und angenehmen Lebensart eingefuͤhrt. Ein
Fremder wird auf eine angenehme Weiſe uͤberraſcht,
in einem ſo einſamen, von wilden Bergen eingeſchloſſe-
nen und abgelegenen Winkel eine ſo artige, reinliche,
nach Verhaͤltniß ihrer Groͤße reiche Stadt, und in
derſelben ſo viel gute Lebensart, Hoͤflichkeit und gefaͤl-
lige Sitten zu finden.
Der Ort iſt deswegen ſehr nahrhaft, weil hier
die Niederlage vieler aus der Schweiz auf Genf und
von da nach Frankreich gehender Waaren und Guͤ-
ter iſt, die hier eingeſchifft werden, und weil das da
herumwohnende wohlhabende Landvolk der beyden Can-
tone Bern und Freyburg, wie auch der Republik
Wallis, hier ſeine von außen herkommende Beduͤrf-
niſſe einkaufet. Ein der Sachen ſehr kundiger Mann
hat mich verſichert, daß hier jaͤhrlich nur an dem aus
dem Canton Freyburg kommenden Kaͤſe, den man
Gruyere nenut, fuͤr zwey Millionen Livres nach
Frankreich eingeladen werde. Jn der That ſah ich
auch in einem großen, an dem Hafen liegenden offenen
Gebaͤude eine erſtaunliche Menge Faͤſſer liegen, die
alle mit dieſem Kaͤſe angefuͤllt waren.
An der Abendſeite der Stadt liegt ein großer an
den See ſtoßender offener Platz, der von der Stadt
ſelbſt und von der ihr gegen Abend liegenden betraͤcht-
lichen Vorſtadt eingeſchloſſen iſt, und den hieſigen
Marktplatz ausmacht. Es war eben Wochenmarkt,
als ich da war, und dieſer Platz war ſehr voll Men-
ſchen
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