sieben französische Louisd'or oder 77 Gulden leichtes Reichsgeld. Jch zog diesen Weg dem andern etwas kürzern und bequemern an dem linken Ufer des Rheins vor, weil nach meinem Bedünken die meisten Länder, durch welche der von mir gewählte Weg gehet, unter die angenehmsten in Deutschland gehören.
Darmstadt.
Den 4 Septemb. Von Frankfurt über Darm- stadt nach Höppenheim an der Bergstraße.
Der Weg durch das Darmstädtische ist etwas arm an Gegenständen; der Bodenist von geringer Frucht- barkeit und meist sandig. Jch fuhr an den Mauern von Darmstadt vorbey, und hatte keine Lust, die Stadt wieder zu sehen, die ich ehedem etwas tod gefun- den habe. Sobald man aber in das Maynzische kommt, wird das Land besser, und schien mir außer- ordentlich stark bevölkert zu seyn, wenigstens wimmel- te alles von Menschen in den schönen und großen Dör- fern und Flecken, durch die ich gekommen bin. Jch besinne mich nicht, außer der Schweiz, irgendwo so starke Bevölkerung gesehen zu haben, als in dieser Gegend.
Den 5 Septemb. Von Höppenheim über Hei- delberg nach Langenbrück.
Annehmlich- keit der Berg- straße.
Jch kenne keine angenehmere Landstraße, als die ist, durch welche ich heute gefahren bin, und die un- ter dem Namen der Bergstraße bekannt ist. Sie geht längst einer Reihe mittelmäßig hoher, aber meist schön bewachsener Berge durch die herrliche und fruchtbare Ebene, die zwischen diesen Bergen und dem Rhein liegt. Eigentlich sind zwey neben einan-
der
Tagebuch von einer nach Nizza
ſieben franzoͤſiſche Louisd'or oder 77 Gulden leichtes Reichsgeld. Jch zog dieſen Weg dem andern etwas kuͤrzern und bequemern an dem linken Ufer des Rheins vor, weil nach meinem Beduͤnken die meiſten Laͤnder, durch welche der von mir gewaͤhlte Weg gehet, unter die angenehmſten in Deutſchland gehoͤren.
Darmſtadt.
Den 4 Septemb. Von Frankfurt uͤber Darm- ſtadt nach Hoͤppenheim an der Bergſtraße.
Der Weg durch das Darmſtaͤdtiſche iſt etwas arm an Gegenſtaͤnden; der Bodeniſt von geringer Frucht- barkeit und meiſt ſandig. Jch fuhr an den Mauern von Darmſtadt vorbey, und hatte keine Luſt, die Stadt wieder zu ſehen, die ich ehedem etwas tod gefun- den habe. Sobald man aber in das Maynziſche kommt, wird das Land beſſer, und ſchien mir außer- ordentlich ſtark bevoͤlkert zu ſeyn, wenigſtens wimmel- te alles von Menſchen in den ſchoͤnen und großen Doͤr- fern und Flecken, durch die ich gekommen bin. Jch beſinne mich nicht, außer der Schweiz, irgendwo ſo ſtarke Bevoͤlkerung geſehen zu haben, als in dieſer Gegend.
Den 5 Septemb. Von Hoͤppenheim uͤber Hei- delberg nach Langenbruͤck.
Annehmlich- keit der Berg- ſtraße.
Jch kenne keine angenehmere Landſtraße, als die iſt, durch welche ich heute gefahren bin, und die un- ter dem Namen der Bergſtraße bekannt iſt. Sie geht laͤngſt einer Reihe mittelmaͤßig hoher, aber meiſt ſchoͤn bewachſener Berge durch die herrliche und fruchtbare Ebene, die zwiſchen dieſen Bergen und dem Rhein liegt. Eigentlich ſind zwey neben einan-
der
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Tagebuch von einer nach Nizza
ſieben franzoͤſiſche Louisd'or oder 77 Gulden leichtes
Reichsgeld. Jch zog dieſen Weg dem andern etwas
kuͤrzern und bequemern an dem linken Ufer des Rheins
vor, weil nach meinem Beduͤnken die meiſten Laͤnder,
durch welche der von mir gewaͤhlte Weg gehet, unter
die angenehmſten in Deutſchland gehoͤren.
Den 4 Septemb. Von Frankfurt uͤber Darm-
ſtadt nach Hoͤppenheim an der Bergſtraße.
Der Weg durch das Darmſtaͤdtiſche iſt etwas
arm an Gegenſtaͤnden; der Bodeniſt von geringer Frucht-
barkeit und meiſt ſandig. Jch fuhr an den Mauern
von Darmſtadt vorbey, und hatte keine Luſt, die
Stadt wieder zu ſehen, die ich ehedem etwas tod gefun-
den habe. Sobald man aber in das Maynziſche
kommt, wird das Land beſſer, und ſchien mir außer-
ordentlich ſtark bevoͤlkert zu ſeyn, wenigſtens wimmel-
te alles von Menſchen in den ſchoͤnen und großen Doͤr-
fern und Flecken, durch die ich gekommen bin. Jch
beſinne mich nicht, außer der Schweiz, irgendwo ſo
ſtarke Bevoͤlkerung geſehen zu haben, als in dieſer
Gegend.
Den 5 Septemb. Von Hoͤppenheim uͤber Hei-
delberg nach Langenbruͤck.
Jch kenne keine angenehmere Landſtraße, als die
iſt, durch welche ich heute gefahren bin, und die un-
ter dem Namen der Bergſtraße bekannt iſt. Sie
geht laͤngſt einer Reihe mittelmaͤßig hoher, aber meiſt
ſchoͤn bewachſener Berge durch die herrliche und
fruchtbare Ebene, die zwiſchen dieſen Bergen und
dem Rhein liegt. Eigentlich ſind zwey neben einan-
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/36>, abgerufen am 22.07.2024.
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