Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza gen der sehr abwechselnden Aussichten auf die herum-liegenden Hügel ganz angenehm. Aber das Land ist hier weniger fruchtbar, und die Felder nur sparsam mit Olivenbäumen besetzt. An den Füßen der her- umliegenden Berge hingegen, wo das Land besser wird, siehet man viel zerstreute Wohnungen und gan- ze Wälder von Olivenbäumen. Auf der dritten Stunde wird das Thal wieder en- Den Weg von Hieres nach Toulon fand ich Den 23 und 24 Nov. Aufenthalt in Toulon. Toulon.Toulon ist eine artige, meist wohlgebaute Stadt, Jhre
Tagebuch von einer nach Nizza gen der ſehr abwechſelnden Ausſichten auf die herum-liegenden Huͤgel ganz angenehm. Aber das Land iſt hier weniger fruchtbar, und die Felder nur ſparſam mit Olivenbaͤumen beſetzt. An den Fuͤßen der her- umliegenden Berge hingegen, wo das Land beſſer wird, ſiehet man viel zerſtreute Wohnungen und gan- ze Waͤlder von Olivenbaͤumen. Auf der dritten Stunde wird das Thal wieder en- Den Weg von Hieres nach Toulon fand ich Den 23 und 24 Nov. Aufenthalt in Toulon. Toulon.Toulon iſt eine artige, meiſt wohlgebaute Stadt, Jhre
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Tagebuch von einer nach Nizza
gen der ſehr abwechſelnden Ausſichten auf die herum-
liegenden Huͤgel ganz angenehm. Aber das Land iſt
hier weniger fruchtbar, und die Felder nur ſparſam
mit Olivenbaͤumen beſetzt. An den Fuͤßen der her-
umliegenden Berge hingegen, wo das Land beſſer
wird, ſiehet man viel zerſtreute Wohnungen und gan-
ze Waͤlder von Olivenbaͤumen.
Auf der dritten Stunde wird das Thal wieder en-
ger, aber auch fruchtbarer. Hier kommt man durch
ein artiges offenes Staͤdtchen, la Valette, das ein
lebhafter und nahrhafter Ort zu ſeyn ſcheinet, um wel-
chen viel Oel und Wein gewonnen wird. Von da
aus fangen bald die nach Toulon gehoͤrigen Laͤnde-
reyen an, die aus Wein- und Kornfeldern beſtehen,
auf denen noch viele Olivenbaͤume und Capernſtauden
ſtehen. Man trifft auch da verſchiedene anſehnliche
Landhaͤuſer an, denen es aber durchgehends an Schat-
ten fehlet. Nahe an Toulon wird der Boden wie-
der etwas mager. Die an der Nordſeite neben Tou-
lon liegenden Berge ſind wenigſtens an der obern
Haͤlfte voͤllig kahl, ohne Spur von Gruͤnem. Die
an der ſuͤdlichen Seite laͤngſt der Seekuͤſte ſind we-
niger hoch und ſteil, auch gut bewachſen, und hoch
herauf angebaut, ſo daß die Ausſicht auf dieſelben
ganz angenehm iſt.
Den Weg von Hieres nach Toulon fand ich
von 56414 Fuß, alſo 2¼ deutſchen Meilen, die
ich ſehr gemaͤchlich in 3½ Stunden zuruͤcklegte.
Den 23 und 24 Nov. Aufenthalt in Toulon.
Toulon iſt eine artige, meiſt wohlgebaute Stadt,
obgleich die Straßen durchgehends ſehr enge ſind.
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