Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.gethanen Reise. Winter etwas bange. Dazu kamen einige sehr stür-mische Tage, die mir das Ausgehen sehr beschwerlich machten. Ueberdem hatte ich die Fatalität, daß mei- ne Köchinn plötzlich starb. Alles dieses machte einen so widrigen Eindruck auf mich, daß ich ohne langes Bedenken mich entschloß, Hieres zu verlassen, und nach meinem ersten Plane nach Nizza zu gehen. Jn Hieres findet man weder Pferde noch Reise- Beobachtungen über das Wetter und die Wär- me in Hieres, vom 3 - - 22 Nov. 1775. Das Thermometer hat fahrenheitische Grade, und ist jeden Tag dreymal, nämlich Morgens um 7 Uhr, Mittags und Abends um 5 Uhr, beobachtet wor- den. Es hieng gegen Norden vor einem Fenster an der Abendseite des Hauses.
Nov. K 3
gethanen Reiſe. Winter etwas bange. Dazu kamen einige ſehr ſtuͤr-miſche Tage, die mir das Ausgehen ſehr beſchwerlich machten. Ueberdem hatte ich die Fatalitaͤt, daß mei- ne Koͤchinn ploͤtzlich ſtarb. Alles dieſes machte einen ſo widrigen Eindruck auf mich, daß ich ohne langes Bedenken mich entſchloß, Hieres zu verlaſſen, und nach meinem erſten Plane nach Nizza zu gehen. Jn Hieres findet man weder Pferde noch Reiſe- Beobachtungen uͤber das Wetter und die Waͤr- me in Hieres, vom 3 ‒ ‒ 22 Nov. 1775. Das Thermometer hat fahrenheitiſche Grade, und iſt jeden Tag dreymal, naͤmlich Morgens um 7 Uhr, Mittags und Abends um 5 Uhr, beobachtet wor- den. Es hieng gegen Norden vor einem Fenſter an der Abendſeite des Hauſes.
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gethanen Reiſe.
Winter etwas bange. Dazu kamen einige ſehr ſtuͤr-
miſche Tage, die mir das Ausgehen ſehr beſchwerlich
machten. Ueberdem hatte ich die Fatalitaͤt, daß mei-
ne Koͤchinn ploͤtzlich ſtarb. Alles dieſes machte einen
ſo widrigen Eindruck auf mich, daß ich ohne langes
Bedenken mich entſchloß, Hieres zu verlaſſen, und
nach meinem erſten Plane nach Nizza zu gehen.
Jn Hieres findet man weder Pferde noch Reiſe-
wagen zum weitern Fortkommen. Jch mußte wie-
der auf Toulon zuruͤck; und auch dahin zu kommen
fand ich kein Fuhrwerk. Ein Edelmann aus der Nor-
mandie, Hr. Grandeville de la Lande, der ſeiner
Geſundheit halber hieher gekommen war, hatte die
Gefaͤlligkeit, mir ſeine Chaiſe und ſeine Pferde anzu-
bieten, um mich nach Toulon zu bringen; und ich
nahm es mit Dank und Vergnuͤgen an.
Beobachtungen uͤber das Wetter und die Waͤr-
me in Hieres, vom 3 ‒ ‒ 22 Nov. 1775.
Das Thermometer hat fahrenheitiſche Grade, und iſt
jeden Tag dreymal, naͤmlich Morgens um 7 Uhr,
Mittags und Abends um 5 Uhr, beobachtet wor-
den. Es hieng gegen Norden vor einem Fenſter
an der Abendſeite des Hauſes.
Nov. 60½ truͤber Himmel; fahrendes Gewoͤlke.
3 60½ ſtarker Oſtwind.
58½ Regen; in der Nacht Donner.
56½ fluͤchtiger Regen.
4 64½ hell.
59½ truͤbe; die Nacht uͤber Regen.
61½ halbhell.
5 63½
60½ truͤbe; die Nacht Sturm und Regen.
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Zitationshilfe: | Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/169>, abgerufen am 16.02.2025. |