Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
gethanen Reise.

Es werden jährlich 90 bis 100000 Minots
Salz hier gemacht. Der Minot hält gerade einen
Centner. Der König oder vielmehr die Generalpach-
ter bezahlen dem Eigenthümer dieser Werke für jeden
Minot 5 Sols. Dafür muß er das Salz an die
Schiffe liefern, und die kostbare Unterhaltung der
Werke auf seine Rechnung nehmen. Die Unkosten,
oder jährlichen Auslagen belaufen sich auf 14000 Li-
vres; folglich bleiben dem Eigenthümer wenige tau-
send Livres jährliche reine Einkünfte von diesem schö-
nen Werk übrig. Die Fermiers verkaufen für einen
Louisd'or, was ihnen 5 Sols kostet. Vermuthlich
fragt jeder, der dieses liest, ob die Vorfahren des je-
tzigen Besitzers, die dieses Werk angelegt haben, sich
die Mühe würden gegeben haben, es einzurichten,
wenn sie vorher gesehen hätten, daß ihren Nachkom-
men nur etwa der hundertste Theil des Ertrags würde
gelassen werden.

Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we-
nige Mannschaft zur Bedeckung dieser Werke unter
sich hat.

Von den Bergen, welche die Ebene bey Hieres
umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu
machen übrig. Die, welche an der Nordseite liegen,
bestehen aus einem grauen, etwas ins Röthliche fallen-
den Glimmerschiefer, der sich etwas fettig anfühlt,
und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo-
mit diese Berge nur dünne bedeckt sind, scheinet blos
aus diesem verwitterten Schiefer herzurühren. Seine
Schichten sind meistens sehr dünne, so daß sie nur die
Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge-
funden, was ich schon in mehrern Schieferbergen

wahr-
K
gethanen Reiſe.

Es werden jaͤhrlich 90 bis 100000 Minots
Salz hier gemacht. Der Minot haͤlt gerade einen
Centner. Der Koͤnig oder vielmehr die Generalpach-
ter bezahlen dem Eigenthuͤmer dieſer Werke fuͤr jeden
Minot 5 Sols. Dafuͤr muß er das Salz an die
Schiffe liefern, und die koſtbare Unterhaltung der
Werke auf ſeine Rechnung nehmen. Die Unkoſten,
oder jaͤhrlichen Auslagen belaufen ſich auf 14000 Li-
vres; folglich bleiben dem Eigenthuͤmer wenige tau-
ſend Livres jaͤhrliche reine Einkuͤnfte von dieſem ſchoͤ-
nen Werk uͤbrig. Die Fermiers verkaufen fuͤr einen
Louisd'or, was ihnen 5 Sols koſtet. Vermuthlich
fragt jeder, der dieſes lieſt, ob die Vorfahren des je-
tzigen Beſitzers, die dieſes Werk angelegt haben, ſich
die Muͤhe wuͤrden gegeben haben, es einzurichten,
wenn ſie vorher geſehen haͤtten, daß ihren Nachkom-
men nur etwa der hundertſte Theil des Ertrags wuͤrde
gelaſſen werden.

Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we-
nige Mannſchaft zur Bedeckung dieſer Werke unter
ſich hat.

Von den Bergen, welche die Ebene bey Hieres
umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu
machen uͤbrig. Die, welche an der Nordſeite liegen,
beſtehen aus einem grauen, etwas ins Roͤthliche fallen-
den Glimmerſchiefer, der ſich etwas fettig anfuͤhlt,
und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo-
mit dieſe Berge nur duͤnne bedeckt ſind, ſcheinet blos
aus dieſem verwitterten Schiefer herzuruͤhren. Seine
Schichten ſind meiſtens ſehr duͤnne, ſo daß ſie nur die
Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge-
funden, was ich ſchon in mehrern Schieferbergen

wahr-
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="diaryEntry" n="2">
          <pb facs="#f0165" n="145"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">gethanen Rei&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <p>Es werden ja&#x0364;hrlich 90 bis 100000 Minots<lb/>
Salz hier gemacht. Der Minot ha&#x0364;lt gerade einen<lb/>
Centner. Der Ko&#x0364;nig oder vielmehr die Generalpach-<lb/>
ter bezahlen dem Eigenthu&#x0364;mer die&#x017F;er Werke fu&#x0364;r jeden<lb/>
Minot 5 Sols. Dafu&#x0364;r muß er das Salz an die<lb/>
Schiffe liefern, und die ko&#x017F;tbare Unterhaltung der<lb/>
Werke auf &#x017F;eine Rechnung nehmen. Die Unko&#x017F;ten,<lb/>
oder ja&#x0364;hrlichen Auslagen belaufen &#x017F;ich auf 14000 Li-<lb/>
vres; folglich bleiben dem Eigenthu&#x0364;mer wenige tau-<lb/>
&#x017F;end Livres ja&#x0364;hrliche reine Einku&#x0364;nfte von die&#x017F;em &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Werk u&#x0364;brig. Die Fermiers verkaufen fu&#x0364;r einen<lb/>
Louisd'or, was ihnen 5 Sols ko&#x017F;tet. Vermuthlich<lb/>
fragt jeder, der die&#x017F;es lie&#x017F;t, ob die Vorfahren des je-<lb/>
tzigen Be&#x017F;itzers, die die&#x017F;es Werk angelegt haben, &#x017F;ich<lb/>
die Mu&#x0364;he wu&#x0364;rden gegeben haben, es einzurichten,<lb/>
wenn &#x017F;ie vorher ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tten, daß ihren Nachkom-<lb/>
men nur etwa der hundert&#x017F;te Theil des Ertrags wu&#x0364;rde<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en werden.</p><lb/>
          <p>Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we-<lb/>
nige Mann&#x017F;chaft zur Bedeckung die&#x017F;er Werke unter<lb/>
&#x017F;ich hat.</p><lb/>
          <p>Von den Bergen, welche die Ebene bey <hi rendition="#fr">Hieres</hi><lb/>
umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu<lb/>
machen u&#x0364;brig. Die, welche an der Nord&#x017F;eite liegen,<lb/>
be&#x017F;tehen aus einem grauen, etwas ins Ro&#x0364;thliche fallen-<lb/>
den Glimmer&#x017F;chiefer, der &#x017F;ich etwas fettig anfu&#x0364;hlt,<lb/>
und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo-<lb/>
mit die&#x017F;e Berge nur du&#x0364;nne bedeckt &#x017F;ind, &#x017F;cheinet blos<lb/>
aus die&#x017F;em verwitterten Schiefer herzuru&#x0364;hren. Seine<lb/>
Schichten &#x017F;ind mei&#x017F;tens &#x017F;ehr du&#x0364;nne, &#x017F;o daß &#x017F;ie nur die<lb/>
Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge-<lb/>
funden, was ich &#x017F;chon in mehrern Schieferbergen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">wahr-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0165] gethanen Reiſe. Es werden jaͤhrlich 90 bis 100000 Minots Salz hier gemacht. Der Minot haͤlt gerade einen Centner. Der Koͤnig oder vielmehr die Generalpach- ter bezahlen dem Eigenthuͤmer dieſer Werke fuͤr jeden Minot 5 Sols. Dafuͤr muß er das Salz an die Schiffe liefern, und die koſtbare Unterhaltung der Werke auf ſeine Rechnung nehmen. Die Unkoſten, oder jaͤhrlichen Auslagen belaufen ſich auf 14000 Li- vres; folglich bleiben dem Eigenthuͤmer wenige tau- ſend Livres jaͤhrliche reine Einkuͤnfte von dieſem ſchoͤ- nen Werk uͤbrig. Die Fermiers verkaufen fuͤr einen Louisd'or, was ihnen 5 Sols koſtet. Vermuthlich fragt jeder, der dieſes lieſt, ob die Vorfahren des je- tzigen Beſitzers, die dieſes Werk angelegt haben, ſich die Muͤhe wuͤrden gegeben haben, es einzurichten, wenn ſie vorher geſehen haͤtten, daß ihren Nachkom- men nur etwa der hundertſte Theil des Ertrags wuͤrde gelaſſen werden. Bey dem Magazin wohnet ein Officier, der we- nige Mannſchaft zur Bedeckung dieſer Werke unter ſich hat. Von den Bergen, welche die Ebene bey Hieres umgeben, bleiben mir noch einige Anmerkungen zu machen uͤbrig. Die, welche an der Nordſeite liegen, beſtehen aus einem grauen, etwas ins Roͤthliche fallen- den Glimmerſchiefer, der ſich etwas fettig anfuͤhlt, und an der Luft ziemlich verwittert. Die Erde, wo- mit dieſe Berge nur duͤnne bedeckt ſind, ſcheinet blos aus dieſem verwitterten Schiefer herzuruͤhren. Seine Schichten ſind meiſtens ſehr duͤnne, ſo daß ſie nur die Dicke eines Papiers haben. Jch habe auch hier ge- funden, was ich ſchon in mehrern Schieferbergen wahr- K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/165
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/165>, abgerufen am 08.05.2024.