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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Gebrauch der Todten-Listen
öffentlichen Einkünften beytrage. Er wünscht
zwar, daß hierinn eine genauere Untersuchung möch-
te angestellet werden, doch hat er einen Versuch ge-
waget. Er glaubt, daß 7/8 vom gantzem Volcke
nicht was eigenes haben, die daher nicht als Häupter
von Familien könten angesehen werden, sondern die
gezwungen sind um das tägliche Brod zu arbeiten.
Von dieser Art Leute rechnet er 7 Millionen in
Groß-Brittannien. Diese 7/8 sollen nun wohl zum
wenigsten 3/4 von allen Früchten des gantzen Landes
verzehren. Wenn dieses richtig, so bezahlen die Un-
terthanen, die nichts eigenes haben, 3/4 von denen
Einkünften des Landes, und setzen also die, so eige-
ne Ländereyen haben, in den Stand, daß sie 3/4 von
denen Auflagen auf ihre Güter abtragen können.
Wenn man nun einen so grossen Theil der Land-
Taxe durch 7 Millionen dividiret, so kommen mehr
als 3 Schillinge für einen. (Das wäre beynahe
21 hiesige Groschen. Also betrügen 3/4 von der Auf-
lage auf Ländereyen über 1, 050000 Pfund Ster-
ling, und die gantze Auflage trüge mehr als 1 Mil-
lion und 400 tausend Pfund, oder beynahe 8 Millio-
nen Thaler.) Da also der Arme die Ursach ist,
ohne welche der Reiche die Auflagen nicht geben kan,
so ist auch der ärmeste Unterthan nach dieser Rech-
nung in Absicht auf die Einkünfte des Landes-Für-
sten auf 3 Schillinge zu schätzen. Ferner aber solte
man wohl glauben, daß durch die Consumtion der
7/8 Menschen 2/3 von der gantzen Accise und Zoll sol-
ten bezahlet werden. Wenn daher diese Summe
durch 7 Millionen als die Zahl der Armen dividi-
ret wird, so kommen mehr als 7 Schillinge für jede
Person (die machen 2 Thaler, also sind 14 Millio-

nen

Gebrauch der Todten-Liſten
oͤffentlichen Einkuͤnften beytrage. Er wuͤnſcht
zwar, daß hierinn eine genauere Unterſuchung moͤch-
te angeſtellet werden, doch hat er einen Verſuch ge-
waget. Er glaubt, daß ⅞ vom gantzem Volcke
nicht was eigenes haben, die daher nicht als Haͤupter
von Familien koͤnten angeſehen werden, ſondern die
gezwungen ſind um das taͤgliche Brod zu arbeiten.
Von dieſer Art Leute rechnet er 7 Millionen in
Groß-Brittannien. Dieſe ⅞ ſollen nun wohl zum
wenigſten ¾ von allen Fruͤchten des gantzen Landes
verzehren. Wenn dieſes richtig, ſo bezahlen die Un-
terthanen, die nichts eigenes haben, ¾ von denen
Einkuͤnften des Landes, und ſetzen alſo die, ſo eige-
ne Laͤndereyen haben, in den Stand, daß ſie ¾ von
denen Auflagen auf ihre Guͤter abtragen koͤnnen.
Wenn man nun einen ſo groſſen Theil der Land-
Taxe durch 7 Millionen dividiret, ſo kommen mehr
als 3 Schillinge fuͤr einen. (Das waͤre beynahe
21 hieſige Groſchen. Alſo betruͤgen ¾ von der Auf-
lage auf Laͤndereyen uͤber 1, 050000 Pfund Ster-
ling, und die gantze Auflage truͤge mehr als 1 Mil-
lion und 400 tauſend Pfund, oder beynahe 8 Millio-
nen Thaler.) Da alſo der Arme die Urſach iſt,
ohne welche der Reiche die Auflagen nicht geben kan,
ſo iſt auch der aͤrmeſte Unterthan nach dieſer Rech-
nung in Abſicht auf die Einkuͤnfte des Landes-Fuͤr-
ſten auf 3 Schillinge zu ſchaͤtzen. Ferner aber ſolte
man wohl glauben, daß durch die Conſumtion der
⅞ Menſchen ⅔ von der gantzen Acciſe und Zoll ſol-
ten bezahlet werden. Wenn daher dieſe Summe
durch 7 Millionen als die Zahl der Armen dividi-
ret wird, ſo kommen mehr als 7 Schillinge fuͤr jede
Perſon (die machen 2 Thaler, alſo ſind 14 Millio-

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[346/0394] Gebrauch der Todten-Liſten oͤffentlichen Einkuͤnften beytrage. Er wuͤnſcht zwar, daß hierinn eine genauere Unterſuchung moͤch- te angeſtellet werden, doch hat er einen Verſuch ge- waget. Er glaubt, daß ⅞ vom gantzem Volcke nicht was eigenes haben, die daher nicht als Haͤupter von Familien koͤnten angeſehen werden, ſondern die gezwungen ſind um das taͤgliche Brod zu arbeiten. Von dieſer Art Leute rechnet er 7 Millionen in Groß-Brittannien. Dieſe ⅞ ſollen nun wohl zum wenigſten ¾ von allen Fruͤchten des gantzen Landes verzehren. Wenn dieſes richtig, ſo bezahlen die Un- terthanen, die nichts eigenes haben, ¾ von denen Einkuͤnften des Landes, und ſetzen alſo die, ſo eige- ne Laͤndereyen haben, in den Stand, daß ſie ¾ von denen Auflagen auf ihre Guͤter abtragen koͤnnen. Wenn man nun einen ſo groſſen Theil der Land- Taxe durch 7 Millionen dividiret, ſo kommen mehr als 3 Schillinge fuͤr einen. (Das waͤre beynahe 21 hieſige Groſchen. Alſo betruͤgen ¾ von der Auf- lage auf Laͤndereyen uͤber 1, 050000 Pfund Ster- ling, und die gantze Auflage truͤge mehr als 1 Mil- lion und 400 tauſend Pfund, oder beynahe 8 Millio- nen Thaler.) Da alſo der Arme die Urſach iſt, ohne welche der Reiche die Auflagen nicht geben kan, ſo iſt auch der aͤrmeſte Unterthan nach dieſer Rech- nung in Abſicht auf die Einkuͤnfte des Landes-Fuͤr- ſten auf 3 Schillinge zu ſchaͤtzen. Ferner aber ſolte man wohl glauben, daß durch die Conſumtion der ⅞ Menſchen ⅔ von der gantzen Acciſe und Zoll ſol- ten bezahlet werden. Wenn daher dieſe Summe durch 7 Millionen als die Zahl der Armen dividi- ret wird, ſo kommen mehr als 7 Schillinge fuͤr jede Perſon (die machen 2 Thaler, alſo ſind 14 Millio- nen

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/394>, abgerufen am 22.11.2024.