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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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zur Bestimmung der Lebendigen.
beweiset zuerst, daß der Reichthum eines Fürsten in
Proportion der Zahl und des Reichsthums seiner
Unterthanen ab- oder zunimmt. Wenn z. E. die
Einwohner der Stadt London durch Krieg oder
Pest aufgerieben würden, so gienge der Theil Ein-
künfte verlohren, der auf dieselben beruhet. Die
Londner Einwohner sind nicht über von allen
Unterthanen, aber es ist wahrscheinlich daß sie 1/5 von
allen Einkünften der Crone tragen, weil ihre Nah-
rung, Kleidung und Wohnung besser als der an-
dern ihre, daher denn die Zölle und Consumtions-
Accise, die Auflagen auf ihre Häuser und übrige
Taxen höher angesetzet. Uberdem muß noch wohl
erwogen werden, daß die Zehrung der Stadt Lon-
don einen grossen Theil der in der gantzen Insel ge-
wonnenen Früchte hinweg nimmt, folglich wird sie
hiedurch eine Ursach, daß die in Proportion der
Zehrung auf die Ländereyen gelegte Taxen können
entrichtet werden. Daher würde also der Verlust
dieser Einwohner in Ansehung der Einkünfte sehr
mercklich seyn. Und wenn im Gegentheil London
mit einmahl noch eins so viel Menschen, und die
auch so reich wären, bekommen solte, so würde
aus der Accise, Zoll und Haus-Renten ein eben
so grosser Theil Einkünfte für die Crone erwachsen
als im erstem Falle würde verlohren gehen. Die
Zehrung für dieses neue Volck würde auch verur-
sachen, daß die Ländereyen, sonderlich die nahe ge-
legenen, im Werth würden erhöhet werden, da-
her sie denn auch jährlich mehr zur öffentlichen
Schatz-Kammer würden können beytragen.

Hierauf rechnet der Verfasser, was ein jeder
Unterthan, zum allerwenigsten, jährlich zu denen

öffent-
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zur Beſtimmung der Lebendigen.
beweiſet zuerſt, daß der Reichthum eines Fuͤrſten in
Proportion der Zahl und des Reichsthums ſeiner
Unterthanen ab- oder zunimmt. Wenn z. E. die
Einwohner der Stadt London durch Krieg oder
Peſt aufgerieben wuͤrden, ſo gienge der Theil Ein-
kuͤnfte verlohren, der auf dieſelben beruhet. Die
Londner Einwohner ſind nicht uͤber ⅒ von allen
Unterthanen, aber es iſt wahrſcheinlich daß ſie ⅕ von
allen Einkuͤnften der Crone tragen, weil ihre Nah-
rung, Kleidung und Wohnung beſſer als der an-
dern ihre, daher denn die Zoͤlle und Conſumtions-
Acciſe, die Auflagen auf ihre Haͤuſer und uͤbrige
Taxen hoͤher angeſetzet. Uberdem muß noch wohl
erwogen werden, daß die Zehrung der Stadt Lon-
don einen groſſen Theil der in der gantzen Inſel ge-
wonnenen Fruͤchte hinweg nimmt, folglich wird ſie
hiedurch eine Urſach, daß die in Proportion der
Zehrung auf die Laͤndereyen gelegte Taxen koͤnnen
entrichtet werden. Daher wuͤrde alſo der Verluſt
dieſer Einwohner in Anſehung der Einkuͤnfte ſehr
mercklich ſeyn. Und wenn im Gegentheil London
mit einmahl noch eins ſo viel Menſchen, und die
auch ſo reich waͤren, bekommen ſolte, ſo wuͤrde
aus der Acciſe, Zoll und Haus-Renten ein eben
ſo groſſer Theil Einkuͤnfte fuͤr die Crone erwachſen
als im erſtem Falle wuͤrde verlohren gehen. Die
Zehrung fuͤr dieſes neue Volck wuͤrde auch verur-
ſachen, daß die Laͤndereyen, ſonderlich die nahe ge-
legenen, im Werth wuͤrden erhoͤhet werden, da-
her ſie denn auch jaͤhrlich mehr zur oͤffentlichen
Schatz-Kammer wuͤrden koͤnnen beytragen.

Hierauf rechnet der Verfaſſer, was ein jeder
Unterthan, zum allerwenigſten, jaͤhrlich zu denen

oͤffent-
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[345/0393] zur Beſtimmung der Lebendigen. beweiſet zuerſt, daß der Reichthum eines Fuͤrſten in Proportion der Zahl und des Reichsthums ſeiner Unterthanen ab- oder zunimmt. Wenn z. E. die Einwohner der Stadt London durch Krieg oder Peſt aufgerieben wuͤrden, ſo gienge der Theil Ein- kuͤnfte verlohren, der auf dieſelben beruhet. Die Londner Einwohner ſind nicht uͤber ⅒ von allen Unterthanen, aber es iſt wahrſcheinlich daß ſie ⅕ von allen Einkuͤnften der Crone tragen, weil ihre Nah- rung, Kleidung und Wohnung beſſer als der an- dern ihre, daher denn die Zoͤlle und Conſumtions- Acciſe, die Auflagen auf ihre Haͤuſer und uͤbrige Taxen hoͤher angeſetzet. Uberdem muß noch wohl erwogen werden, daß die Zehrung der Stadt Lon- don einen groſſen Theil der in der gantzen Inſel ge- wonnenen Fruͤchte hinweg nimmt, folglich wird ſie hiedurch eine Urſach, daß die in Proportion der Zehrung auf die Laͤndereyen gelegte Taxen koͤnnen entrichtet werden. Daher wuͤrde alſo der Verluſt dieſer Einwohner in Anſehung der Einkuͤnfte ſehr mercklich ſeyn. Und wenn im Gegentheil London mit einmahl noch eins ſo viel Menſchen, und die auch ſo reich waͤren, bekommen ſolte, ſo wuͤrde aus der Acciſe, Zoll und Haus-Renten ein eben ſo groſſer Theil Einkuͤnfte fuͤr die Crone erwachſen als im erſtem Falle wuͤrde verlohren gehen. Die Zehrung fuͤr dieſes neue Volck wuͤrde auch verur- ſachen, daß die Laͤndereyen, ſonderlich die nahe ge- legenen, im Werth wuͤrden erhoͤhet werden, da- her ſie denn auch jaͤhrlich mehr zur oͤffentlichen Schatz-Kammer wuͤrden koͤnnen beytragen. Hierauf rechnet der Verfaſſer, was ein jeder Unterthan, zum allerwenigſten, jaͤhrlich zu denen oͤffent- X 5

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/393>, abgerufen am 18.05.2024.