Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

des Männl. und Weibl. Geschlechtes.
deshalb vornemlich sehr gut angestanden, weil sich
die Vielweiberei im Orient daraus sehr wohl be-
greiffen lässet. Er hätte aber bedencken sollen,
daß die Vielweiberei unter denen Türcken nur bey
denen Vornehmen und Reichen statt finde, weil
einem Türcken nicht erlaubt ist, mehr Weiber zu
nehmen als er ernähren kan. Uberdem so werden
von allen Orten her die armen Frauens-Leute als
Schlacht-Schaafe zusammen geschleppet. Im
Serail sind Christinnen sowohl aus Europa als Asia.
Hiezu kommt noch, daß die Türckischen Kriege allezeit
viele Mannsen weggenommen. Die Strapazen und
die Schlachten haben sehr viele aufgerieben, wie
bekand. Es ist mir aber sehr lieb gewesen, daß
ich zu Wiederlegung der Meinung des Bodinus
folgendes Verzeichniß bey dem Herrn Struyck [m]
gefunden, welches mir oft gewünschet, sonderlich
könten die Herren Mißionarien zu Tranquebar und
Madras hierinn gute Dienste leisten. Es lohnet der
Mühe, weil ein Irrthum dadurch kan wiederleget
werden, den viele gerne aufrecht erhalten wollen,
und wodurch sie der heiligen Schrift und unsrer
heiligsten Religion zu schaden trachten. In Er-
wartung anderer Beyträge kan uns dieses so lange
hinlänglich seyn. In Amboina hat die Ost-Indi-
sche Compagnie im Jahr 1690 alles Volck zehlen
lassen, sowohl ihre Bediente, deren 950 waren, als
auch die Amboinesen und andere Nationen. Man hat
gefunden 22231 Manns-Personen und 55989
Frauens-Leute und Kinder. Herr Struyck findet
hiebey eine Schwierigkeit, ob unter denen Manns-

Per-
[m] Inleid. P. 2. p. 380. Valentyn Beschryving van Amboina
pag.
270.
Cap. V. K

des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
deshalb vornemlich ſehr gut angeſtanden, weil ſich
die Vielweiberei im Orient daraus ſehr wohl be-
greiffen laͤſſet. Er haͤtte aber bedencken ſollen,
daß die Vielweiberei unter denen Tuͤrcken nur bey
denen Vornehmen und Reichen ſtatt finde, weil
einem Tuͤrcken nicht erlaubt iſt, mehr Weiber zu
nehmen als er ernaͤhren kan. Uberdem ſo werden
von allen Orten her die armen Frauens-Leute als
Schlacht-Schaafe zuſammen geſchleppet. Im
Serail ſind Chriſtinnen ſowohl aus Europa als Aſia.
Hiezu kommt noch, daß die Tuͤrckiſchen Kriege allezeit
viele Mannſen weggenommen. Die Strapazen und
die Schlachten haben ſehr viele aufgerieben, wie
bekand. Es iſt mir aber ſehr lieb geweſen, daß
ich zu Wiederlegung der Meinung des Bodinus
folgendes Verzeichniß bey dem Herrn Struyck [m]
gefunden, welches mir oft gewuͤnſchet, ſonderlich
koͤnten die Herren Mißionarien zu Tranquebar und
Madras hierinn gute Dienſte leiſten. Es lohnet der
Muͤhe, weil ein Irrthum dadurch kan wiederleget
werden, den viele gerne aufrecht erhalten wollen,
und wodurch ſie der heiligen Schrift und unſrer
heiligſten Religion zu ſchaden trachten. In Er-
wartung anderer Beytraͤge kan uns dieſes ſo lange
hinlaͤnglich ſeyn. In Amboina hat die Oſt-Indi-
ſche Compagnie im Jahr 1690 alles Volck zehlen
laſſen, ſowohl ihre Bediente, deren 950 waren, als
auch die Amboineſen und andere Nationen. Man hat
gefunden 22231 Manns-Perſonen und 55989
Frauens-Leute und Kinder. Herr Struyck findet
hiebey eine Schwierigkeit, ob unter denen Manns-

Per-
[m] Inleid. P. 2. p. 380. Valentyn Beſchryving van Amboina
pag.
270.
Cap. V. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0191" n="145"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Ma&#x0364;nnl. und Weibl. Ge&#x017F;chlechtes.</hi></fw><lb/>
deshalb vornemlich &#x017F;ehr gut ange&#x017F;tanden, weil &#x017F;ich<lb/>
die Vielweiberei im Orient daraus &#x017F;ehr wohl be-<lb/>
greiffen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Er ha&#x0364;tte aber bedencken &#x017F;ollen,<lb/>
daß die Vielweiberei unter denen Tu&#x0364;rcken nur bey<lb/>
denen Vornehmen und Reichen &#x017F;tatt finde, weil<lb/>
einem Tu&#x0364;rcken nicht erlaubt i&#x017F;t, mehr Weiber zu<lb/>
nehmen als er erna&#x0364;hren kan. Uberdem &#x017F;o werden<lb/>
von allen Orten her die armen Frauens-Leute als<lb/>
Schlacht-Schaafe zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chleppet. Im<lb/>
Serail &#x017F;ind Chri&#x017F;tinnen &#x017F;owohl aus Europa als A&#x017F;ia.<lb/>
Hiezu kommt noch, daß die Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Kriege allezeit<lb/>
viele Mann&#x017F;en weggenommen. Die Strapazen und<lb/>
die Schlachten haben &#x017F;ehr viele aufgerieben, wie<lb/>
bekand. Es i&#x017F;t mir aber &#x017F;ehr lieb gewe&#x017F;en, daß<lb/>
ich zu Wiederlegung der Meinung des Bodinus<lb/>
folgendes Verzeichniß bey dem Herrn Struyck <note place="foot" n="[m]"><hi rendition="#aq">Inleid. P. 2. p. 380. Valentyn Be&#x017F;chryving van Amboina<lb/>
pag.</hi> 270.</note><lb/>
gefunden, welches mir oft gewu&#x0364;n&#x017F;chet, &#x017F;onderlich<lb/>
ko&#x0364;nten die Herren Mißionarien zu Tranquebar und<lb/>
Madras hierinn gute Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten. Es lohnet der<lb/>
Mu&#x0364;he, weil ein Irrthum dadurch kan wiederleget<lb/>
werden, den viele gerne aufrecht erhalten wollen,<lb/>
und wodurch &#x017F;ie der heiligen Schrift und un&#x017F;rer<lb/>
heilig&#x017F;ten Religion zu &#x017F;chaden trachten. In Er-<lb/>
wartung anderer Beytra&#x0364;ge kan uns die&#x017F;es &#x017F;o lange<lb/>
hinla&#x0364;nglich &#x017F;eyn. In Amboina hat die O&#x017F;t-Indi-<lb/>
&#x017F;che Compagnie im Jahr 1690 alles Volck zehlen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;owohl ihre Bediente, deren 950 waren, als<lb/>
auch die Amboine&#x017F;en und andere Nationen. Man hat<lb/>
gefunden 22231 Manns-Per&#x017F;onen und 55989<lb/>
Frauens-Leute und Kinder. Herr Struyck findet<lb/>
hiebey eine Schwierigkeit, ob unter denen Manns-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">V.</hi> K</fw><fw place="bottom" type="catch">Per-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0191] des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes. deshalb vornemlich ſehr gut angeſtanden, weil ſich die Vielweiberei im Orient daraus ſehr wohl be- greiffen laͤſſet. Er haͤtte aber bedencken ſollen, daß die Vielweiberei unter denen Tuͤrcken nur bey denen Vornehmen und Reichen ſtatt finde, weil einem Tuͤrcken nicht erlaubt iſt, mehr Weiber zu nehmen als er ernaͤhren kan. Uberdem ſo werden von allen Orten her die armen Frauens-Leute als Schlacht-Schaafe zuſammen geſchleppet. Im Serail ſind Chriſtinnen ſowohl aus Europa als Aſia. Hiezu kommt noch, daß die Tuͤrckiſchen Kriege allezeit viele Mannſen weggenommen. Die Strapazen und die Schlachten haben ſehr viele aufgerieben, wie bekand. Es iſt mir aber ſehr lieb geweſen, daß ich zu Wiederlegung der Meinung des Bodinus folgendes Verzeichniß bey dem Herrn Struyck [m] gefunden, welches mir oft gewuͤnſchet, ſonderlich koͤnten die Herren Mißionarien zu Tranquebar und Madras hierinn gute Dienſte leiſten. Es lohnet der Muͤhe, weil ein Irrthum dadurch kan wiederleget werden, den viele gerne aufrecht erhalten wollen, und wodurch ſie der heiligen Schrift und unſrer heiligſten Religion zu ſchaden trachten. In Er- wartung anderer Beytraͤge kan uns dieſes ſo lange hinlaͤnglich ſeyn. In Amboina hat die Oſt-Indi- ſche Compagnie im Jahr 1690 alles Volck zehlen laſſen, ſowohl ihre Bediente, deren 950 waren, als auch die Amboineſen und andere Nationen. Man hat gefunden 22231 Manns-Perſonen und 55989 Frauens-Leute und Kinder. Herr Struyck findet hiebey eine Schwierigkeit, ob unter denen Manns- Per- [m] Inleid. P. 2. p. 380. Valentyn Beſchryving van Amboina pag. 270. Cap. V. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/191
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/191>, abgerufen am 23.11.2024.