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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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kreisen, kam ihm vor, als ob er in einer Reihe von Trugbildern seine geheimsten Wünsche an sich vorüberziehen sähe. Es waren Wunder an plötzlich erfüllten Freuden; die Hindernisse schwanden, in kleinen zerflatterten Wölkchen trieb sie der Wind hinweg; und er blieb allein mit seinem vollendeten, entschleierten Traum, der wie das Gestirn leuchtete, das ihn mit seinem bleichen Strahle umhüllte. Dann verdichtete sich das Bild und verkörperte sich zu der so heiß ersehnten Menschengestalt; und die angebetete Mira schien plötzlich vor ihm zu erstehen, endlich besiegt, endlich seinem leidenschaftlichen Rufe folgend. Und ihm unter den wallenden Schleiern die Arme entgegenstreckend, wie eine Mutter Gottes über den großen Chören, sprach sie:

"Da bin ich, ich will deiner Liebe dienen, dein Wille geschehe!"

Da wandte er sich um und eilte nach seinem Zimmer und suchte und wollte sie dort finden, wollte, daß seine Vision kein eitler Traum sei.

Und wieder, als er diesmal, vor Kälte zitternd, nach langen auf reifbedeckten Feldern verbrachten Stunden des Vergessens, sein Heim aufzusuchen sich entschloß, überraschte ihn an der Schwelle seines

kreisen, kam ihm vor, als ob er in einer Reihe von Trugbildern seine geheimsten Wünsche an sich vorüberziehen sähe. Es waren Wunder an plötzlich erfüllten Freuden; die Hindernisse schwanden, in kleinen zerflatterten Wölkchen trieb sie der Wind hinweg; und er blieb allein mit seinem vollendeten, entschleierten Traum, der wie das Gestirn leuchtete, das ihn mit seinem bleichen Strahle umhüllte. Dann verdichtete sich das Bild und verkörperte sich zu der so heiß ersehnten Menschengestalt; und die angebetete Mira schien plötzlich vor ihm zu erstehen, endlich besiegt, endlich seinem leidenschaftlichen Rufe folgend. Und ihm unter den wallenden Schleiern die Arme entgegenstreckend, wie eine Mutter Gottes über den großen Chören, sprach sie:

„Da bin ich, ich will deiner Liebe dienen, dein Wille geschehe!“

Da wandte er sich um und eilte nach seinem Zimmer und suchte und wollte sie dort finden, wollte, daß seine Vision kein eitler Traum sei.

Und wieder, als er diesmal, vor Kälte zitternd, nach langen auf reifbedeckten Feldern verbrachten Stunden des Vergessens, sein Heim aufzusuchen sich entschloß, überraschte ihn an der Schwelle seines

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[62/0063] kreisen, kam ihm vor, als ob er in einer Reihe von Trugbildern seine geheimsten Wünsche an sich vorüberziehen sähe. Es waren Wunder an plötzlich erfüllten Freuden; die Hindernisse schwanden, in kleinen zerflatterten Wölkchen trieb sie der Wind hinweg; und er blieb allein mit seinem vollendeten, entschleierten Traum, der wie das Gestirn leuchtete, das ihn mit seinem bleichen Strahle umhüllte. Dann verdichtete sich das Bild und verkörperte sich zu der so heiß ersehnten Menschengestalt; und die angebetete Mira schien plötzlich vor ihm zu erstehen, endlich besiegt, endlich seinem leidenschaftlichen Rufe folgend. Und ihm unter den wallenden Schleiern die Arme entgegenstreckend, wie eine Mutter Gottes über den großen Chören, sprach sie: „Da bin ich, ich will deiner Liebe dienen, dein Wille geschehe!“ Da wandte er sich um und eilte nach seinem Zimmer und suchte und wollte sie dort finden, wollte, daß seine Vision kein eitler Traum sei. Und wieder, als er diesmal, vor Kälte zitternd, nach langen auf reifbedeckten Feldern verbrachten Stunden des Vergessens, sein Heim aufzusuchen sich entschloß, überraschte ihn an der Schwelle seines

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/63>, abgerufen am 24.11.2024.