potest3): so war hiedurch die communicatio idiomatum in der That aufgehoben, wie sie denn auch selbst von den orthodoxen Dogmatikern nach Reinhard fast durchaus auf- gegeben worden ist.
Aber auch die einfache Wurzel dieses verwickelten Idiomentausches, die Vereinigung der göttlichen und mensch- lichen Natur zu Einer Person, traf der Widerspruch. Schon die Socinianer leugneten sie, weil zwei Naturen, deren je- de für sich schon eine Person ausmache, zumal wenn ih- nen so entgegengesezte Eigenschaften zukommen, wie hier die eine unsterblich, die andere sterblich, die eine anfangs- los, die andere entstanden sein solle, sich nicht zu einer Person vereinigen können 4), und ihnen stimmen die Ra- tionalisten bei, indem sie noch besonders hervorheben, theils dass die kirchlichen Formeln, durch welche jene Ver- einigung bestimmt werden solle, fast durchaus nur vernei- nend seien, und die Sache nicht anschaulich machen, theils dass an einem Christus, der mit Hülfe einer einwohnenden göttlichen Natur dem Bösen widerstanden und sich ohne Sünde erhalten hätte, der von solcher Hülfe verlassene Mensch kein wahrhaftes Vorbild haben könnte 5).
3)Reinhard, Vorles. über die Dogm., S. 354. Gemäss dem von den Reformirten gegen die Lutheraner geltend gemachten Grundsaz: nulla natura in se ipsam recipit contradictoria. Planck, Gesch. des protest. Lehrb. Bd. VI. S. 782.
4) Fausti Socini de Christi natura disputatio. Opp. Bibl. Fr. Pol. 1, p. 784. Catech. Racov. Q. 96 ff. Vgl. Marheineke, instit. symb. §. 96. Auch Spinoza, ep. 21. ad Oldenburg. Opp. ed. Gfrörer, p. 556, sagt: quod quaedam ecclesiae his addunt, quod Deus naturam humanam assumpserit, monui expresse, me, quid dicant, nescire; imo, ut verum fatear, non minus absurde mihi loqui videntur, quam si quis mihi diceret, quod circulus naturam quadrati induerit.
5) (Röhr) Briefe über den Rationalismus, S. 378 ff. Wegschei- der, Inst. theol. §. 128. Bretschneider, Handb. der Dogm.
Schluſsabhandlung. §. 142.
potest3): so war hiedurch die communicatio idiomatum in der That aufgehoben, wie sie denn auch selbst von den orthodoxen Dogmatikern nach Reinhard fast durchaus auf- gegeben worden ist.
Aber auch die einfache Wurzel dieses verwickelten Idiomentausches, die Vereinigung der göttlichen und mensch- lichen Natur zu Einer Person, traf der Widerspruch. Schon die Socinianer leugneten sie, weil zwei Naturen, deren je- de für sich schon eine Person ausmache, zumal wenn ih- nen so entgegengesezte Eigenschaften zukommen, wie hier die eine unsterblich, die andere sterblich, die eine anfangs- los, die andere entstanden sein solle, sich nicht zu einer Person vereinigen können 4), und ihnen stimmen die Ra- tionalisten bei, indem sie noch besonders hervorheben, theils daſs die kirchlichen Formeln, durch welche jene Ver- einigung bestimmt werden solle, fast durchaus nur vernei- nend seien, und die Sache nicht anschaulich machen, theils daſs an einem Christus, der mit Hülfe einer einwohnenden göttlichen Natur dem Bösen widerstanden und sich ohne Sünde erhalten hätte, der von solcher Hülfe verlassene Mensch kein wahrhaftes Vorbild haben könnte 5).
3)Reinhard, Vorles. über die Dogm., S. 354. Gemäss dem von den Reformirten gegen die Lutheraner geltend gemachten Grundsaz: nulla natura in se ipsam recipit contradictoria. Planck, Gesch. des protest. Lehrb. Bd. VI. S. 782.
4) Fausti Socini de Christi natura disputatio. Opp. Bibl. Fr. Pol. 1, p. 784. Catech. Racov. Q. 96 ff. Vgl. Marheineke, instit. symb. §. 96. Auch Spinoza, ep. 21. ad Oldenburg. Opp. ed. Gfrörer, p. 556, sagt: quod quaedam ecclesiae his addunt, quod Deus naturam humanam assumpserit, monui expresse, me, quid dicant, nescire; imo, ut verum fatear, non minus absurde mihi loqui videntur, quam si quis mihi diceret, quod circulus naturam quadrati induerit.
5) (Röhr) Briefe über den Rationalismus, S. 378 ff. Wegschei- der, Inst. theol. §. 128. Bretschneider, Handb. der Dogm.
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in der That aufgehoben, wie sie denn auch selbst von den
orthodoxen Dogmatikern nach Reinhard fast durchaus auf-
gegeben worden ist.
Aber auch die einfache Wurzel dieses verwickelten
Idiomentausches, die Vereinigung der göttlichen und mensch-
lichen Natur zu Einer Person, traf der Widerspruch. Schon
die Socinianer leugneten sie, weil zwei Naturen, deren je-
de für sich schon eine Person ausmache, zumal wenn ih-
nen so entgegengesezte Eigenschaften zukommen, wie hier
die eine unsterblich, die andere sterblich, die eine anfangs-
los, die andere entstanden sein solle, sich nicht zu einer
Person vereinigen können 4), und ihnen stimmen die Ra-
tionalisten bei, indem sie noch besonders hervorheben,
theils daſs die kirchlichen Formeln, durch welche jene Ver-
einigung bestimmt werden solle, fast durchaus nur vernei-
nend seien, und die Sache nicht anschaulich machen, theils
daſs an einem Christus, der mit Hülfe einer einwohnenden
göttlichen Natur dem Bösen widerstanden und sich ohne
Sünde erhalten hätte, der von solcher Hülfe verlassene
Mensch kein wahrhaftes Vorbild haben könnte 5).
3) Reinhard, Vorles. über die Dogm., S. 354. Gemäss dem von
den Reformirten gegen die Lutheraner geltend gemachten
Grundsaz: nulla natura in se ipsam recipit contradictoria.
Planck, Gesch. des protest. Lehrb. Bd. VI. S. 782.
4) Fausti Socini de Christi natura disputatio. Opp. Bibl. Fr.
Pol. 1, p. 784. Catech. Racov. Q. 96 ff. Vgl. Marheineke,
instit. symb. §. 96. Auch Spinoza, ep. 21. ad Oldenburg.
Opp. ed. Gfrörer, p. 556, sagt: quod quaedam ecclesiae his
addunt, quod Deus naturam humanam assumpserit, monui
expresse, me, quid dicant, nescire; imo, ut verum fatear,
non minus absurde mihi loqui videntur, quam si quis mihi
diceret, quod circulus naturam quadrati induerit.
5) (Röhr) Briefe über den Rationalismus, S. 378 ff. Wegschei-
der, Inst. theol. §. 128. Bretschneider, Handb. der Dogm.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/721>, abgerufen am 23.11.2024.
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