Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Zweiter Abschnitt. der neueste Ausleger zugesteht 21), erscheint diese Rededes Johannes als Nachhall der vorausgegangenen Unterre- dung Jesu mit Nikodemus 22). Die Ausdrücke dieser dem Täufer geliehenen Rede sind specifisch johanneisch, wie sphragizo, marturia, der Gegensatz von anothen und ek tes ges, die Phrasis: ekhein zoen aionion, und es fragt sich: ist es wahrscheinlicher, dass sowohl der Evangelist als auch Jesus, dem er sie so oft in den Mund legt, sie von dem Täufer geborgt haben, oder umgekehrt, dass sie der Evangelist, ich will für jezt nur sagen dem Täufer, gelie- hen habe? Diess muss sich durch das Andere entscheiden, dass nämlich auch die Ideen, welche hier der Täufer aus- spricht, ganz dem Boden des Christenthums, und zwar wieder speciell des johanneischen angehören. Eben jener Gegensatz von ano und ek tes ges, die Bezeichnung Jesu als des anothen erkhomenos, als dessen, on apeseilen o theos, welcher daher ta Remata tou theou lalei, das Verhältniss Jesu zu Gott als des uios, welchen o pater agapa, -- was soll denn noch eigenthümlich christlich und johanneisch 21) Lücke, a. a. O. S. 500. 22) Man vergleiche besonders:
[Spaltenumbruch] Joh. 3, 11 (Jesus zu Niko- demus): amen, amen, le- go soi, oti o oidamen, laloumen, kai o eoraka- men, marturoumen, kai ten marturian emon ou lam- banete. V. 18: o piseuon eis au- ton ou krinetai; o de me piseuon, ede kekritai, oti me pepiseuken eis to onoma tou monogenous uiou tou theou. [Spaltenumbruch] Joh. 3, 32 (der Täufer): kai o eorake kai ekouse, touto marturei, kai ten mar- turian autou oudeis lam- banei. V. 36: o piseuon eis ton uion ekhei zoen aionion; o de apeithon to uio ouk opse- tai zoen, all' e orge tou theou menei ep' auton. Vergl. aus der Rede des Täufers noch V. 31. mit Joh. 3, 6. 12 f. 8, 23; V. 32. mit 8, 26; V. 33. mit 6, 27; V. 34. mit 12, 49. 50; V. 35. mit 5, 22. 27. 10, 28 f. 17, 2. Zweiter Abschnitt. der neueste Ausleger zugesteht 21), erscheint diese Rededes Johannes als Nachhall der vorausgegangenen Unterre- dung Jesu mit Nikodemus 22). Die Ausdrücke dieser dem Täufer geliehenen Rede sind specifisch johanneisch, wie σφραγίζω, μαρτυρία, der Gegensatz von ἄνωϑεν und ἐκ τῆς γῆς, die Phrasis: ἔχειν ζωὴν αἰώνιον, und es fragt sich: ist es wahrscheinlicher, daſs sowohl der Evangelist als auch Jesus, dem er sie so oft in den Mund legt, sie von dem Täufer geborgt haben, oder umgekehrt, daſs sie der Evangelist, ich will für jezt nur sagen dem Täufer, gelie- hen habe? Dieſs muſs sich durch das Andere entscheiden, daſs nämlich auch die Ideen, welche hier der Täufer aus- spricht, ganz dem Boden des Christenthums, und zwar wieder speciell des johanneischen angehören. Eben jener Gegensatz von ἄνω und ἐκ τῆς γῆς, die Bezeichnung Jesu als des ἄνωϑεν ἐρχόμενος, als dessen, ὅν ἀπέςειλεν ο ϑεὸς, welcher daher τὰ ῥήματα τοῦ ϑεοῦ λαλεῖ, das Verhältniſs Jesu zu Gott als des υἱὸς, welchen ὁ πατὴρ ἀγαπᾷ, — was soll denn noch eigenthümlich christlich und johanneisch 21) Lücke, a. a. O. S. 500. 22) Man vergleiche besonders:
[Spaltenumbruch] Joh. 3, 11 (Jesus zu Niko- demus): ἀμὴν, ἀμὴν, λέ- γω σοι, ὅτι ὅ οϊδαμεν, λαλοῦμεν, καὶ ὁ ἑωράκα- μεν, μαρτυροῦμεν, καὶ τὴν μαρτυρίαν ἡμῶν οὐ λαμ- βάνετε. V. 18: ὁ πιςεύων εἰς αὐ- τὸν οὐ κρίνεται· ὁ δὲ μὴ πιςεύων, ἤδη κέκριται, ὅτι μὴ πεπίςευκεν εἰς τὸ ὄνομα τοῦ μονογενοῦς υἱοῦ τοῦ ϑεοῦ. [Spaltenumbruch] Joh. 3, 32 (der Täufer): καὶ ὅ ἑώρακε καὶ ἤκουσε, τοῦτο μαρτυρεῖ, καὶ τὴν μαρ- τυρίαν αὐτοῦ οὐδεὶς λαμ- βάνει. V. 36: ὁ πιςεύων εἰς τὸν υἱὸν ἔχει ζωὴν αἰώνιον· ὁ δὲ ἀπειϑῶν τῷ υἱῷ οὐκ ὄψε- ται ζωὴν, ἀλλ' ἡ ὀργὴ τοῦ ϑεοῦ μένει ἐπ' αὐτόν. Vergl. aus der Rede des Täufers noch V. 31. mit Joh. 3, 6. 12 f. 8, 23; V. 32. mit 8, 26; V. 33. mit 6, 27; V. 34. mit 12, 49. 50; V. 35. mit 5, 22. 27. 10, 28 f. 17, 2. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0366" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Abschnitt</hi>.</fw><lb/> der neueste Ausleger zugesteht <note place="foot" n="21)"><hi rendition="#k">Lücke</hi>, a. a. O. S. 500.</note>, erscheint diese Rede<lb/> des Johannes als Nachhall der vorausgegangenen Unterre-<lb/> dung Jesu mit Nikodemus <note place="foot" n="22)">Man vergleiche besonders:<lb/><cb/> Joh. 3, 11 (Jesus zu Niko-<lb/> demus): <foreign xml:lang="ell">ἀμὴν, ἀμὴν, λέ-<lb/> γω σοι, ὅτι ὅ οϊδαμεν,<lb/> λαλοῦμεν, καὶ ὁ ἑωράκα-<lb/> μεν, μαρτυροῦμεν, καὶ τὴν<lb/> μαρτυρίαν ἡμῶν οὐ λαμ-<lb/> βάνετε.<lb/> V. 18: ὁ πιςεύων εἰς αὐ-<lb/> τὸν οὐ κρίνεται· ὁ δὲ μὴ<lb/> πιςεύων, ἤδη κέκριται,<lb/> ὅτι μὴ πεπίςευκεν εἰς τὸ<lb/> ὄνομα τοῦ μονογενοῦς υἱοῦ<lb/> τοῦ ϑεοῦ.</foreign><lb/><cb/> Joh. 3, 32 (der Täufer):<lb/><foreign xml:lang="ell">καὶ ὅ ἑώρακε καὶ ἤκουσε,<lb/> τοῦτο μαρτυρεῖ, καὶ τὴν μαρ-<lb/> τυρίαν αὐτοῦ οὐδεὶς λαμ-<lb/> βάνει.<lb/> V. 36: ὁ πιςεύων εἰς τὸν<lb/> υἱὸν ἔχει ζωὴν αἰώνιον· ὁ<lb/> δὲ ἀπειϑῶν τῷ υἱῷ οὐκ ὄψε-<lb/> ται ζωὴν, ἀλλ' ἡ ὀργὴ τοῦ<lb/> ϑεοῦ μένει ἐπ' αὐτόν.</foreign><lb/> Vergl. aus der Rede des Täufers noch V. 31. mit Joh. 3, 6.<lb/> 12 f. 8, 23; V. 32. mit 8, 26; V. 33. mit 6, 27; V. 34.<lb/> mit 12, 49. 50; V. 35. mit 5, 22. 27. 10, 28 f. 17, 2.</note>. Die Ausdrücke dieser dem<lb/> Täufer geliehenen Rede sind specifisch johanneisch, wie<lb/> σφραγίζω, μαρτυρία, der Gegensatz von <foreign xml:lang="ell">ἄνωϑεν</foreign> und <foreign xml:lang="ell">ἐκ τῆς<lb/> γῆς</foreign>, die Phrasis: <foreign xml:lang="ell">ἔχειν ζωὴν αἰώνιον</foreign>, und es fragt sich:<lb/> ist es wahrscheinlicher, daſs sowohl der Evangelist als<lb/> auch Jesus, dem er sie so oft in den Mund legt, sie von<lb/> dem Täufer geborgt haben, oder umgekehrt, daſs sie der<lb/> Evangelist, ich will für jezt nur sagen dem Täufer, gelie-<lb/> hen habe? Dieſs muſs sich durch das Andere entscheiden,<lb/> daſs nämlich auch die Ideen, welche hier der Täufer aus-<lb/> spricht, ganz dem Boden des Christenthums, und zwar<lb/> wieder speciell des johanneischen angehören. Eben jener<lb/> Gegensatz von <foreign xml:lang="ell">ἄνω</foreign> und <foreign xml:lang="ell">ἐκ τῆς γῆς</foreign>, die Bezeichnung Jesu<lb/> als des <foreign xml:lang="ell">ἄνωϑεν ἐρχόμενος</foreign>, als dessen, <foreign xml:lang="ell">ὅν ἀπέςειλεν ο ϑεὸς</foreign>,<lb/> welcher daher <foreign xml:lang="ell">τὰ ῥήματα τοῦ ϑεοῦ λαλεῖ</foreign>, das Verhältniſs<lb/> Jesu zu Gott als des <foreign xml:lang="ell">υἱὸς</foreign>, welchen <foreign xml:lang="ell">ὁ πατὴρ ἀγαπᾷ</foreign>, — was<lb/> soll denn noch eigenthümlich christlich und johanneisch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0366]
Zweiter Abschnitt.
der neueste Ausleger zugesteht 21), erscheint diese Rede
des Johannes als Nachhall der vorausgegangenen Unterre-
dung Jesu mit Nikodemus 22). Die Ausdrücke dieser dem
Täufer geliehenen Rede sind specifisch johanneisch, wie
σφραγίζω, μαρτυρία, der Gegensatz von ἄνωϑεν und ἐκ τῆς
γῆς, die Phrasis: ἔχειν ζωὴν αἰώνιον, und es fragt sich:
ist es wahrscheinlicher, daſs sowohl der Evangelist als
auch Jesus, dem er sie so oft in den Mund legt, sie von
dem Täufer geborgt haben, oder umgekehrt, daſs sie der
Evangelist, ich will für jezt nur sagen dem Täufer, gelie-
hen habe? Dieſs muſs sich durch das Andere entscheiden,
daſs nämlich auch die Ideen, welche hier der Täufer aus-
spricht, ganz dem Boden des Christenthums, und zwar
wieder speciell des johanneischen angehören. Eben jener
Gegensatz von ἄνω und ἐκ τῆς γῆς, die Bezeichnung Jesu
als des ἄνωϑεν ἐρχόμενος, als dessen, ὅν ἀπέςειλεν ο ϑεὸς,
welcher daher τὰ ῥήματα τοῦ ϑεοῦ λαλεῖ, das Verhältniſs
Jesu zu Gott als des υἱὸς, welchen ὁ πατὴρ ἀγαπᾷ, — was
soll denn noch eigenthümlich christlich und johanneisch
21) Lücke, a. a. O. S. 500.
22) Man vergleiche besonders:
Joh. 3, 11 (Jesus zu Niko-
demus): ἀμὴν, ἀμὴν, λέ-
γω σοι, ὅτι ὅ οϊδαμεν,
λαλοῦμεν, καὶ ὁ ἑωράκα-
μεν, μαρτυροῦμεν, καὶ τὴν
μαρτυρίαν ἡμῶν οὐ λαμ-
βάνετε.
V. 18: ὁ πιςεύων εἰς αὐ-
τὸν οὐ κρίνεται· ὁ δὲ μὴ
πιςεύων, ἤδη κέκριται,
ὅτι μὴ πεπίςευκεν εἰς τὸ
ὄνομα τοῦ μονογενοῦς υἱοῦ
τοῦ ϑεοῦ.
Joh. 3, 32 (der Täufer):
καὶ ὅ ἑώρακε καὶ ἤκουσε,
τοῦτο μαρτυρεῖ, καὶ τὴν μαρ-
τυρίαν αὐτοῦ οὐδεὶς λαμ-
βάνει.
V. 36: ὁ πιςεύων εἰς τὸν
υἱὸν ἔχει ζωὴν αἰώνιον· ὁ
δὲ ἀπειϑῶν τῷ υἱῷ οὐκ ὄψε-
ται ζωὴν, ἀλλ' ἡ ὀργὴ τοῦ
ϑεοῦ μένει ἐπ' αὐτόν.
Vergl. aus der Rede des Täufers noch V. 31. mit Joh. 3, 6.
12 f. 8, 23; V. 32. mit 8, 26; V. 33. mit 6, 27; V. 34.
mit 12, 49. 50; V. 35. mit 5, 22. 27. 10, 28 f. 17, 2.
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