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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Viertes Kapitel. §. 35.
ria dahin heim 4). Allein diese Ausgleichung ist nun zu
sehr zu Gunsten des Matthäus, gegen den Lukas. Denn
die Schatzung nebst Zubehör ist weggelassen und musste
weggelassen werden, weil, wenn Joseph in Bethlehem zu
Hause, und nur um seine Braut heimzuholen nach Naza-
ret gereist war, nicht erst der Census ihn wieder dorthin
gerufen haben würde, sondern er wäre nach wenigen Ta-
gen Abwesenheit von selbst zurückgekehrt; hauptsächlich
aber, wenn er in Bethlehem sein Heimwesen (eine domus
zu disponiren, c. 8.) hatte: so brauchte er bei seiner Da-
hinkunft nicht ein kataluma aufzusuchen, um auch in die-
sem keinen Raum zu finden, sondern er würde die Maria
unter sein eigenes Dach geführt haben. Daher nehmen
neuere Ausleger, welche, wie Paulus 5) die Auskunft des
Apokryphums sich zu Nutze machen, aber auch die Scha-
zung des Lukas nicht fallen lassen wollen, an, Joseph
habe zwar früher in Bethlehem gewohnt und gearbeitet,
doch keine eigene Wohnung daselbst besessen, und auch
als ihn die Schatzung, ehe er's dachte, dahin zurückrief,
noch nicht für eine solche gesorgt gehabt. Allein nicht nur
nicht als Ansässige, sondern nicht einmal als Fremde, die
sich ansiedeln wollen, vielmehr nur als solche, die nach
möglichst kurzem Aufenthalt wieder abzureisen gedenken,
erscheinen nach Lukas Jesu Eltern in Bethlehem. Sezt
diese Paulus'sche Annahme die Eltern Jesu als sehr arm
voraus: so will Olshausen zum Behuf der Ausgleichung
der vorliegenden Differenz sie lieber bereichern, indem er
annimmt, sie haben sowohl in Bethlehem als in Nazaret
Besitzungen gehabt, hätten also an dem einen oder an-
dern Orte sich niederlassen können: aber unbekannte Um-
stände haben nach der Rückkehr aus Aegypten sie geneigt
gemacht, für Bethlehem sich zu entscheiden, bis die

4) C. 1. S. 10.
5) Exeget. Handb. 1, a, S. 178.

Viertes Kapitel. §. 35.
ria dahin heim 4). Allein diese Ausgleichung ist nun zu
sehr zu Gunsten des Matthäus, gegen den Lukas. Denn
die Schatzung nebst Zubehör ist weggelassen und muſste
weggelassen werden, weil, wenn Joseph in Bethlehem zu
Hause, und nur um seine Braut heimzuholen nach Naza-
ret gereist war, nicht erst der Census ihn wieder dorthin
gerufen haben würde, sondern er wäre nach wenigen Ta-
gen Abwesenheit von selbst zurückgekehrt; hauptsächlich
aber, wenn er in Bethlehem sein Heimwesen (eine domus
zu disponiren, c. 8.) hatte: so brauchte er bei seiner Da-
hinkunft nicht ein κατάλυμα aufzusuchen, um auch in die-
sem keinen Raum zu finden, sondern er würde die Maria
unter sein eigenes Dach geführt haben. Daher nehmen
neuere Ausleger, welche, wie Paulus 5) die Auskunft des
Apokryphums sich zu Nutze machen, aber auch die Scha-
zung des Lukas nicht fallen lassen wollen, an, Joseph
habe zwar früher in Bethlehem gewohnt und gearbeitet,
doch keine eigene Wohnung daselbst besessen, und auch
als ihn die Schatzung, ehe er's dachte, dahin zurückrief,
noch nicht für eine solche gesorgt gehabt. Allein nicht nur
nicht als Ansäſsige, sondern nicht einmal als Fremde, die
sich ansiedeln wollen, vielmehr nur als solche, die nach
möglichst kurzem Aufenthalt wieder abzureisen gedenken,
erscheinen nach Lukas Jesu Eltern in Bethlehem. Sezt
diese Paulus'sche Annahme die Eltern Jesu als sehr arm
voraus: so will Olshausen zum Behuf der Ausgleichung
der vorliegenden Differenz sie lieber bereichern, indem er
annimmt, sie haben sowohl in Bethlehem als in Nazaret
Besitzungen gehabt, hätten also an dem einen oder an-
dern Orte sich niederlassen können: aber unbekannte Um-
stände haben nach der Rückkehr aus Aegypten sie geneigt
gemacht, für Bethlehem sich zu entscheiden, bis die

4) C. 1. S. 10.
5) Exeget. Handb. 1, a, S. 178.
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[271/0295] Viertes Kapitel. §. 35. ria dahin heim 4). Allein diese Ausgleichung ist nun zu sehr zu Gunsten des Matthäus, gegen den Lukas. Denn die Schatzung nebst Zubehör ist weggelassen und muſste weggelassen werden, weil, wenn Joseph in Bethlehem zu Hause, und nur um seine Braut heimzuholen nach Naza- ret gereist war, nicht erst der Census ihn wieder dorthin gerufen haben würde, sondern er wäre nach wenigen Ta- gen Abwesenheit von selbst zurückgekehrt; hauptsächlich aber, wenn er in Bethlehem sein Heimwesen (eine domus zu disponiren, c. 8.) hatte: so brauchte er bei seiner Da- hinkunft nicht ein κατάλυμα aufzusuchen, um auch in die- sem keinen Raum zu finden, sondern er würde die Maria unter sein eigenes Dach geführt haben. Daher nehmen neuere Ausleger, welche, wie Paulus 5) die Auskunft des Apokryphums sich zu Nutze machen, aber auch die Scha- zung des Lukas nicht fallen lassen wollen, an, Joseph habe zwar früher in Bethlehem gewohnt und gearbeitet, doch keine eigene Wohnung daselbst besessen, und auch als ihn die Schatzung, ehe er's dachte, dahin zurückrief, noch nicht für eine solche gesorgt gehabt. Allein nicht nur nicht als Ansäſsige, sondern nicht einmal als Fremde, die sich ansiedeln wollen, vielmehr nur als solche, die nach möglichst kurzem Aufenthalt wieder abzureisen gedenken, erscheinen nach Lukas Jesu Eltern in Bethlehem. Sezt diese Paulus'sche Annahme die Eltern Jesu als sehr arm voraus: so will Olshausen zum Behuf der Ausgleichung der vorliegenden Differenz sie lieber bereichern, indem er annimmt, sie haben sowohl in Bethlehem als in Nazaret Besitzungen gehabt, hätten also an dem einen oder an- dern Orte sich niederlassen können: aber unbekannte Um- stände haben nach der Rückkehr aus Aegypten sie geneigt gemacht, für Bethlehem sich zu entscheiden, bis die 4) C. 1. S. 10. 5) Exeget. Handb. 1, a, S. 178.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/295>, abgerufen am 22.11.2024.