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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Erstes Kapitel. §. 13.
lein erstlich sagt von einem solchen Zwecke der Engel nichts,
sondern einzig als Strafe und Zeichen zugleich verhängt er
die Stummheit (V. 20.); dann aber muss Zacharias den
Hauptinhalt der gehabten Erscheinung doch auch während
seiner Stummheit wenigstens seiner Gattin schriftlich mitge-
theilt haben, wie wir daraus sehen, dass diese, noch ehe
man ihren Mann befragt, den dem Kinde bestimmten Na-
men kennt (V. 60.); endlich, was half es, das ungeborne
Kind zwar durch erschwerte Mittheilung seiner wunder-
vollen Ankündigung sicher zu stellen, wenn das kaum ge-
borene sogleich aller Gefahr dadurch preissgegeben wurde,
dass durch die gelöste Zunge des Vaters und das Aufsehen
der Scene bei seiner Beschneidung die ganze Umgegend
des Redens von dieser Sache voll ward (V. 65.)? An-
nehmlicher wäre, wie Olshausen die Sache ansieht, indem
er die ganze wundervolle Begebenheit, also namentlich auch
das Verstummen, als ein sittliches Erziehungsmittel für Za-
charias betrachtet, durch welches er seinen Unglauben ken-
nen und überwinden lernen sollte 10); allein auch hievon
steht theils nichts im Texte, theils würde das unverhoffte
Eintreten des für unmöglich gehaltenen Erfolgs gewiss
auch, wenn der Engel statt des Verstummens nur etwa ei-
nen Verweiss angebracht hätte, seinen Unglauben gehörig
beschämt haben, so dass auch durch diesen angeblichen
Zweck, als einen keineswegs einzig durch das angegebne
Mittel erreichbaren, die Verhängung der Stummheit über den
Zacharias nicht gerechtfertigt werden kann.

Möchte übrigens der dem Zacharias erschienene Engel
sich noch so gotteswürdig benommen haben: schon die
Engelserscheinung als solche würden Viele in unsern Ta-
gen unglaublich finden. Der Verfasser der hebräischen My-
thologie hat geradezu den Satz aufgestellt: wo Angelopha-

10) Bibl. Comm. I. S. 119.

Erstes Kapitel. §. 13.
lein erstlich sagt von einem solchen Zwecke der Engel nichts,
sondern einzig als Strafe und Zeichen zugleich verhängt er
die Stummheit (V. 20.); dann aber muſs Zacharias den
Hauptinhalt der gehabten Erscheinung doch auch während
seiner Stummheit wenigstens seiner Gattin schriftlich mitge-
theilt haben, wie wir daraus sehen, daſs diese, noch ehe
man ihren Mann befragt, den dem Kinde bestimmten Na-
men kennt (V. 60.); endlich, was half es, das ungeborne
Kind zwar durch erschwerte Mittheilung seiner wunder-
vollen Ankündigung sicher zu stellen, wenn das kaum ge-
borene sogleich aller Gefahr dadurch preiſsgegeben wurde,
daſs durch die gelöste Zunge des Vaters und das Aufsehen
der Scene bei seiner Beschneidung die ganze Umgegend
des Redens von dieser Sache voll ward (V. 65.)? An-
nehmlicher wäre, wie Olshausen die Sache ansieht, indem
er die ganze wundervolle Begebenheit, also namentlich auch
das Verstummen, als ein sittliches Erziehungsmittel für Za-
charias betrachtet, durch welches er seinen Unglauben ken-
nen und überwinden lernen sollte 10); allein auch hievon
steht theils nichts im Texte, theils würde das unverhoffte
Eintreten des für unmöglich gehaltenen Erfolgs gewiſs
auch, wenn der Engel statt des Verstummens nur etwa ei-
nen Verweiſs angebracht hätte, seinen Unglauben gehörig
beschämt haben, so daſs auch durch diesen angeblichen
Zweck, als einen keineswegs einzig durch das angegebne
Mittel erreichbaren, die Verhängung der Stummheit über den
Zacharias nicht gerechtfertigt werden kann.

Möchte übrigens der dem Zacharias erschienene Engel
sich noch so gotteswürdig benommen haben: schon die
Engelserscheinung als solche würden Viele in unsern Ta-
gen unglaublich finden. Der Verfasser der hebräischen My-
thologie hat geradezu den Satz aufgestellt: wo Angelopha-

10) Bibl. Comm. I. S. 119.
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[85/0109] Erstes Kapitel. §. 13. lein erstlich sagt von einem solchen Zwecke der Engel nichts, sondern einzig als Strafe und Zeichen zugleich verhängt er die Stummheit (V. 20.); dann aber muſs Zacharias den Hauptinhalt der gehabten Erscheinung doch auch während seiner Stummheit wenigstens seiner Gattin schriftlich mitge- theilt haben, wie wir daraus sehen, daſs diese, noch ehe man ihren Mann befragt, den dem Kinde bestimmten Na- men kennt (V. 60.); endlich, was half es, das ungeborne Kind zwar durch erschwerte Mittheilung seiner wunder- vollen Ankündigung sicher zu stellen, wenn das kaum ge- borene sogleich aller Gefahr dadurch preiſsgegeben wurde, daſs durch die gelöste Zunge des Vaters und das Aufsehen der Scene bei seiner Beschneidung die ganze Umgegend des Redens von dieser Sache voll ward (V. 65.)? An- nehmlicher wäre, wie Olshausen die Sache ansieht, indem er die ganze wundervolle Begebenheit, also namentlich auch das Verstummen, als ein sittliches Erziehungsmittel für Za- charias betrachtet, durch welches er seinen Unglauben ken- nen und überwinden lernen sollte 10); allein auch hievon steht theils nichts im Texte, theils würde das unverhoffte Eintreten des für unmöglich gehaltenen Erfolgs gewiſs auch, wenn der Engel statt des Verstummens nur etwa ei- nen Verweiſs angebracht hätte, seinen Unglauben gehörig beschämt haben, so daſs auch durch diesen angeblichen Zweck, als einen keineswegs einzig durch das angegebne Mittel erreichbaren, die Verhängung der Stummheit über den Zacharias nicht gerechtfertigt werden kann. Möchte übrigens der dem Zacharias erschienene Engel sich noch so gotteswürdig benommen haben: schon die Engelserscheinung als solche würden Viele in unsern Ta- gen unglaublich finden. Der Verfasser der hebräischen My- thologie hat geradezu den Satz aufgestellt: wo Angelopha- 10) Bibl. Comm. I. S. 119.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/109>, abgerufen am 24.11.2024.