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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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Da streckte auch ich meine Arme nach dem
Todten und rief überlaut: "Lebwohl, mein Kind!
O mein Johannes, lebewohl!"

Doch in demselben Augenblicke vernahm ich
leise Schritte in der Nebenkammer; es tastete wie
mit kleinen Händen an der Thür; ich hörte
deutlich meinen Namen rufen -- oder war es
der des todten Kindes? -- Dann rauschte es wie
von Frauenkleidern hinter der Thüre nieder, und
das Geräusch vom Falle eines Körpers wurde
hörbar.

"Katharina!" rief ich. Und schon war ich
hinzugesprungen und rüttelte an der Klinke der
festverschlossenen Thür; da legte die Hand des
Pastors sich auf meinen Arm. "Das ist meines
Amtes!" sagte er. "Gehet itzo! Aber gehet in
Frieden; und möge Gott uns allen gnädig sein!"

-- -- Ich bin dann wirklich fortgegangen;
ehe ich es selbst begriff, wanderte ich schon draußen
auf der Haide auf dem Weg zur Stadt.

Noch einmal wandte ich mich um und schaute
nach dem Dorf zurück, das nur noch wie Schatten

Da ſtreckte auch ich meine Arme nach dem
Todten und rief überlaut: „Lebwohl, mein Kind!
O mein Johannes, lebewohl!“

Doch in demſelben Augenblicke vernahm ich
leiſe Schritte in der Nebenkammer; es taſtete wie
mit kleinen Händen an der Thür; ich hörte
deutlich meinen Namen rufen — oder war es
der des todten Kindes? — Dann rauſchte es wie
von Frauenkleidern hinter der Thüre nieder, und
das Geräuſch vom Falle eines Körpers wurde
hörbar.

„Katharina!“ rief ich. Und ſchon war ich
hinzugeſprungen und rüttelte an der Klinke der
feſtverſchloſſenen Thür; da legte die Hand des
Paſtors ſich auf meinen Arm. „Das iſt meines
Amtes!“ ſagte er. „Gehet itzo! Aber gehet in
Frieden; und möge Gott uns allen gnädig ſein!“

— — Ich bin dann wirklich fortgegangen;
ehe ich es ſelbſt begriff, wanderte ich ſchon draußen
auf der Haide auf dem Weg zur Stadt.

Noch einmal wandte ich mich um und ſchaute
nach dem Dorf zurück, das nur noch wie Schatten

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[156/0170] Da ſtreckte auch ich meine Arme nach dem Todten und rief überlaut: „Lebwohl, mein Kind! O mein Johannes, lebewohl!“ Doch in demſelben Augenblicke vernahm ich leiſe Schritte in der Nebenkammer; es taſtete wie mit kleinen Händen an der Thür; ich hörte deutlich meinen Namen rufen — oder war es der des todten Kindes? — Dann rauſchte es wie von Frauenkleidern hinter der Thüre nieder, und das Geräuſch vom Falle eines Körpers wurde hörbar. „Katharina!“ rief ich. Und ſchon war ich hinzugeſprungen und rüttelte an der Klinke der feſtverſchloſſenen Thür; da legte die Hand des Paſtors ſich auf meinen Arm. „Das iſt meines Amtes!“ ſagte er. „Gehet itzo! Aber gehet in Frieden; und möge Gott uns allen gnädig ſein!“ — — Ich bin dann wirklich fortgegangen; ehe ich es ſelbſt begriff, wanderte ich ſchon draußen auf der Haide auf dem Weg zur Stadt. Noch einmal wandte ich mich um und ſchaute nach dem Dorf zurück, das nur noch wie Schatten

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/170>, abgerufen am 23.11.2024.