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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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in des Pastors Garten ging. Da ich eben in's
Haus wollte, trat er selber mir entgegen.

Der große knochige Mann sah gar wüste aus;
seine Augen waren geröthet und das schwarze
Haar hing wirr ihm in's Gesicht. "Was wollt
Ihr?" sagte er.

Ich starrete ihn an; denn mir fehlete das
Wort. Was wollte ich denn eigentlich?

"Ich kenne Euch!" fuhr er fort. "Das Weib
hat endlich Alles ausgeredet."

Das machte mir die Zunge frei. "Wo ist
mein Kind?" rief ich.

Er sagte: "Die beiden Eltern haben es er¬
trinken lassen."

-- "So laßt mich zu meinem todten Kinde!"

Allein, da ich an ihm vorbei in den Hausflur
wollte, drängete er mich zurück. "Das Weib,"
sprach er, "liegt bei dem Leichnam und schreit zu
Gott aus ihren Sünden. Ihr sollt nicht hin,
um ihrer armen Seelen Seligkeit!"

Was dermalen selber ich gesprochen, ist mir
schier vergessen; aber des Predigers Worte gruben

in des Paſtors Garten ging. Da ich eben in's
Haus wollte, trat er ſelber mir entgegen.

Der große knochige Mann ſah gar wüſte aus;
ſeine Augen waren geröthet und das ſchwarze
Haar hing wirr ihm in's Geſicht. „Was wollt
Ihr?“ ſagte er.

Ich ſtarrete ihn an; denn mir fehlete das
Wort. Was wollte ich denn eigentlich?

„Ich kenne Euch!“ fuhr er fort. „Das Weib
hat endlich Alles ausgeredet.“

Das machte mir die Zunge frei. „Wo iſt
mein Kind?“ rief ich.

Er ſagte: „Die beiden Eltern haben es er¬
trinken laſſen.“

— „So laßt mich zu meinem todten Kinde!“

Allein, da ich an ihm vorbei in den Hausflur
wollte, drängete er mich zurück. „Das Weib,“
ſprach er, „liegt bei dem Leichnam und ſchreit zu
Gott aus ihren Sünden. Ihr ſollt nicht hin,
um ihrer armen Seelen Seligkeit!“

Was dermalen ſelber ich geſprochen, iſt mir
ſchier vergeſſen; aber des Predigers Worte gruben

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[146/0160] in des Paſtors Garten ging. Da ich eben in's Haus wollte, trat er ſelber mir entgegen. Der große knochige Mann ſah gar wüſte aus; ſeine Augen waren geröthet und das ſchwarze Haar hing wirr ihm in's Geſicht. „Was wollt Ihr?“ ſagte er. Ich ſtarrete ihn an; denn mir fehlete das Wort. Was wollte ich denn eigentlich? „Ich kenne Euch!“ fuhr er fort. „Das Weib hat endlich Alles ausgeredet.“ Das machte mir die Zunge frei. „Wo iſt mein Kind?“ rief ich. Er ſagte: „Die beiden Eltern haben es er¬ trinken laſſen.“ — „So laßt mich zu meinem todten Kinde!“ Allein, da ich an ihm vorbei in den Hausflur wollte, drängete er mich zurück. „Das Weib,“ ſprach er, „liegt bei dem Leichnam und ſchreit zu Gott aus ihren Sünden. Ihr ſollt nicht hin, um ihrer armen Seelen Seligkeit!“ Was dermalen ſelber ich geſprochen, iſt mir ſchier vergeſſen; aber des Predigers Worte gruben

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/160>, abgerufen am 22.11.2024.