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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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ödten mögen, wenn wir also miteinander hätten
sterben können. Und als dann meine Blicke voll
Seligkeit auf ihrem Antlitz weideten, da sprach
sie, fast erstickt von meinen Küssen: "Es ist ein
langes, banges Leben! O, Jesu Christ, vergieb
mir diese Stunde!"

-- -- Es kam eine Antwort; aber es war
die harte Stimme jenes Mannes, aus dessen
Munde ich itzt zum ersten Male ihren Namen
hörte. Der Ruf kam von drüben aus dem
Predigergarten, und noch einmal und härter rief
es: "Katharina!"

Da war das Glück vorbei; mit einem Blicke
der Verzweiflung sahe sie mich an; dann stille
wie ein Schatten war sie fort.

-- -- Als ich in die Küsterei trat, war auch
schon der Küster wieder da. Er begann sofort
von der Justification der armen Hexe auf mich
einzureden "Ihr haltet wol nicht viel davon;"
sagte er; "sonst wäret Ihr heute nicht auf's
Dorf gegangen, wo der Herr Pastor gar die
Bauern und ihre Weiber in die Stadt getrieben."

ödten mögen, wenn wir alſo miteinander hätten
ſterben können. Und als dann meine Blicke voll
Seligkeit auf ihrem Antlitz weideten, da ſprach
ſie, faſt erſtickt von meinen Küſſen: „Es iſt ein
langes, banges Leben! O, Jeſu Chriſt, vergieb
mir dieſe Stunde!“

— — Es kam eine Antwort; aber es war
die harte Stimme jenes Mannes, aus deſſen
Munde ich itzt zum erſten Male ihren Namen
hörte. Der Ruf kam von drüben aus dem
Predigergarten, und noch einmal und härter rief
es: „Katharina!“

Da war das Glück vorbei; mit einem Blicke
der Verzweiflung ſahe ſie mich an; dann ſtille
wie ein Schatten war ſie fort.

— — Als ich in die Küſterei trat, war auch
ſchon der Küſter wieder da. Er begann ſofort
von der Juſtification der armen Hexe auf mich
einzureden „Ihr haltet wol nicht viel davon;“
ſagte er; „ſonſt wäret Ihr heute nicht auf's
Dorf gegangen, wo der Herr Paſtor gar die
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[144/0158] ödten mögen, wenn wir alſo miteinander hätten ſterben können. Und als dann meine Blicke voll Seligkeit auf ihrem Antlitz weideten, da ſprach ſie, faſt erſtickt von meinen Küſſen: „Es iſt ein langes, banges Leben! O, Jeſu Chriſt, vergieb mir dieſe Stunde!“ — — Es kam eine Antwort; aber es war die harte Stimme jenes Mannes, aus deſſen Munde ich itzt zum erſten Male ihren Namen hörte. Der Ruf kam von drüben aus dem Predigergarten, und noch einmal und härter rief es: „Katharina!“ Da war das Glück vorbei; mit einem Blicke der Verzweiflung ſahe ſie mich an; dann ſtille wie ein Schatten war ſie fort. — — Als ich in die Küſterei trat, war auch ſchon der Küſter wieder da. Er begann ſofort von der Juſtification der armen Hexe auf mich einzureden „Ihr haltet wol nicht viel davon;“ ſagte er; „ſonſt wäret Ihr heute nicht auf's Dorf gegangen, wo der Herr Paſtor gar die Bauern und ihre Weiber in die Stadt getrieben.“

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/158>, abgerufen am 22.11.2024.