mehr auf der Tafel; Fische von der leckersten Art und in der größten Mannigfaltigkeit, so wie sie uns der Reichthum unserer nahen und entfernten Gewässer liefert -- Stoffs genug zu den schmackhaftesten Kompositionen! -- Die Liebhaberey für feste nahrhafte Speisen mag ihren Grund wol in dem Klima, und bey den Russen auch in den Fasten haben, die ihnen den Genuß des Fleisches anziehender machen. Ausländische Leckereyen sind selbst in mittelmä- ßigen Häusern nichts seltnes, da Petersburg zu Wasser damit versorgt werden kann, und der Markt oft so sehr mit denselben überfüllt wird, daß sie unter ihren einheimischen Preis fallen. Die Kultur der Gartengewächse ist seit einigen Jahren so weit gediehen, daß man jetzt zu jeder Jahrszeit seinen Tisch mit den wohlschmeckendsten Früchten besetzen kann, wenn man im Stande ist, den, freylich unge- heuern, Preis zu bezahlen; wohlhabende Leute versorgen sich mit diesen Artikeln aus ihren eigenen Treibhäusern etwas wohlfeiler. -- Die Zahl der Schüsseln richtet sich überall nach dem Geschmack eines Jeden, ohne von irgend einem Etikettegesetz bestimmt zu werden.
mehr auf der Tafel; Fiſche von der leckerſten Art und in der groͤßten Mannigfaltigkeit, ſo wie ſie uns der Reichthum unſerer nahen und entfernten Gewaͤſſer liefert — Stoffs genug zu den ſchmackhafteſten Kompoſitionen! — Die Liebhaberey fuͤr feſte nahrhafte Speiſen mag ihren Grund wol in dem Klima, und bey den Ruſſen auch in den Faſten haben, die ihnen den Genuß des Fleiſches anziehender machen. Auslaͤndiſche Leckereyen ſind ſelbſt in mittelmaͤ- ßigen Haͤuſern nichts ſeltnes, da Petersburg zu Waſſer damit verſorgt werden kann, und der Markt oft ſo ſehr mit denſelben uͤberfuͤllt wird, daß ſie unter ihren einheimiſchen Preis fallen. Die Kultur der Gartengewaͤchſe iſt ſeit einigen Jahren ſo weit gediehen, daß man jetzt zu jeder Jahrszeit ſeinen Tiſch mit den wohlſchmeckendſten Fruͤchten beſetzen kann, wenn man im Stande iſt, den, freylich unge- heuern, Preis zu bezahlen; wohlhabende Leute verſorgen ſich mit dieſen Artikeln aus ihren eigenen Treibhaͤuſern etwas wohlfeiler. — Die Zahl der Schuͤſſeln richtet ſich uͤberall nach dem Geſchmack eines Jeden, ohne von irgend einem Etikettegeſetz beſtimmt zu werden.
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mehr auf der Tafel; Fiſche von der leckerſten
Art und in der groͤßten Mannigfaltigkeit, ſo
wie ſie uns der Reichthum unſerer nahen und
entfernten Gewaͤſſer liefert — Stoffs genug
zu den ſchmackhafteſten Kompoſitionen! — Die
Liebhaberey fuͤr feſte nahrhafte Speiſen mag
ihren Grund wol in dem Klima, und bey den
Ruſſen auch in den Faſten haben, die ihnen
den Genuß des Fleiſches anziehender machen.
Auslaͤndiſche Leckereyen ſind ſelbſt in mittelmaͤ-
ßigen Haͤuſern nichts ſeltnes, da Petersburg
zu Waſſer damit verſorgt werden kann, und
der Markt oft ſo ſehr mit denſelben uͤberfuͤllt
wird, daß ſie unter ihren einheimiſchen Preis
fallen. Die Kultur der Gartengewaͤchſe iſt
ſeit einigen Jahren ſo weit gediehen, daß man
jetzt zu jeder Jahrszeit ſeinen Tiſch mit den
wohlſchmeckendſten Fruͤchten beſetzen kann,
wenn man im Stande iſt, den, freylich unge-
heuern, Preis zu bezahlen; wohlhabende Leute
verſorgen ſich mit dieſen Artikeln aus ihren
eigenen Treibhaͤuſern etwas wohlfeiler. —
Die Zahl der Schuͤſſeln richtet ſich uͤberall
nach dem Geſchmack eines Jeden, ohne von
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/414>, abgerufen am 23.11.2024.
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