Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

die Equipage zum Genuß dieses Vergnügens
beynah unentbehrlich; und der wohlhabende
Theil der Einwohner bringt die angenehmere
Jahrszeit gewöhnlich auf seinen Landhäusern
zu. Der vorzüglichste Spazierplatz innerhalb
der Stadt ist der kaiserliche Sommergar-
ten
, dessen Lokale meine Leser aus dem ersten
Abschnitte kennen. Seine Größe ist zwar nur
mittelmäßig *), auch wendet man wenig
Sorgfalt auf seine Unterhaltung; aber den-
noch verdiente er, wenn die eben angeführten
Ursachen dies nicht hinderten, eine dankbarere
Benutzung. Bey aller Einförmigkeit des hol-
ländischen Geschmacks, in welchem er angelegt
ist, fehlt es nicht an interessanten Parthieen.
Seine schönen, durch alte ehrwürdige Linden
beschatteten Alleen, gewähren einen angeneh-
men Zufluchtsort gegen die drückende Hitze
unserer langen Sommertage, und die herrliche
Aussicht nach der Newa einen Anblick, den
man vielleicht in den prächtigsten Städten

*) Er ist etwa 250 Klafter lang und 100 breit.
T 5

die Equipage zum Genuß dieſes Vergnuͤgens
beynah unentbehrlich; und der wohlhabende
Theil der Einwohner bringt die angenehmere
Jahrszeit gewoͤhnlich auf ſeinen Landhaͤuſern
zu. Der vorzuͤglichſte Spazierplatz innerhalb
der Stadt iſt der kaiſerliche Sommergar-
ten
, deſſen Lokale meine Leſer aus dem erſten
Abſchnitte kennen. Seine Groͤße iſt zwar nur
mittelmaͤßig *), auch wendet man wenig
Sorgfalt auf ſeine Unterhaltung; aber den-
noch verdiente er, wenn die eben angefuͤhrten
Urſachen dies nicht hinderten, eine dankbarere
Benutzung. Bey aller Einfoͤrmigkeit des hol-
laͤndiſchen Geſchmacks, in welchem er angelegt
iſt, fehlt es nicht an intereſſanten Parthieen.
Seine ſchoͤnen, durch alte ehrwuͤrdige Linden
beſchatteten Alleen, gewaͤhren einen angeneh-
men Zufluchtsort gegen die druͤckende Hitze
unſerer langen Sommertage, und die herrliche
Ausſicht nach der Newa einen Anblick, den
man vielleicht in den praͤchtigſten Staͤdten

*) Er iſt etwa 250 Klafter lang und 100 breit.
T 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0315" n="297"/>
die Equipage zum Genuß die&#x017F;es Vergnu&#x0364;gens<lb/>
beynah unentbehrlich; und der wohlhabende<lb/>
Theil der Einwohner bringt die angenehmere<lb/>
Jahrszeit gewo&#x0364;hnlich auf &#x017F;einen Landha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
zu. Der vorzu&#x0364;glich&#x017F;te Spazierplatz innerhalb<lb/>
der Stadt i&#x017F;t der kai&#x017F;erliche <hi rendition="#g">Sommergar-<lb/>
ten</hi>, de&#x017F;&#x017F;en Lokale meine Le&#x017F;er aus dem er&#x017F;ten<lb/>
Ab&#x017F;chnitte kennen. Seine Gro&#x0364;ße i&#x017F;t zwar nur<lb/>
mittelma&#x0364;ßig <note place="foot" n="*)">Er i&#x017F;t etwa 250 Klafter lang und 100 breit.</note>, auch wendet man wenig<lb/>
Sorgfalt auf &#x017F;eine Unterhaltung; aber den-<lb/>
noch verdiente er, wenn die eben angefu&#x0364;hrten<lb/>
Ur&#x017F;achen dies nicht hinderten, eine dankbarere<lb/>
Benutzung. Bey aller Einfo&#x0364;rmigkeit des hol-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen Ge&#x017F;chmacks, in welchem er angelegt<lb/>
i&#x017F;t, fehlt es nicht an intere&#x017F;&#x017F;anten Parthieen.<lb/>
Seine &#x017F;cho&#x0364;nen, durch alte ehrwu&#x0364;rdige Linden<lb/>
be&#x017F;chatteten Alleen, gewa&#x0364;hren einen angeneh-<lb/>
men Zufluchtsort gegen die dru&#x0364;ckende Hitze<lb/>
un&#x017F;erer langen Sommertage, und die herrliche<lb/>
Aus&#x017F;icht nach der Newa einen Anblick, den<lb/>
man vielleicht in den pra&#x0364;chtig&#x017F;ten Sta&#x0364;dten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0315] die Equipage zum Genuß dieſes Vergnuͤgens beynah unentbehrlich; und der wohlhabende Theil der Einwohner bringt die angenehmere Jahrszeit gewoͤhnlich auf ſeinen Landhaͤuſern zu. Der vorzuͤglichſte Spazierplatz innerhalb der Stadt iſt der kaiſerliche Sommergar- ten, deſſen Lokale meine Leſer aus dem erſten Abſchnitte kennen. Seine Groͤße iſt zwar nur mittelmaͤßig *), auch wendet man wenig Sorgfalt auf ſeine Unterhaltung; aber den- noch verdiente er, wenn die eben angefuͤhrten Urſachen dies nicht hinderten, eine dankbarere Benutzung. Bey aller Einfoͤrmigkeit des hol- laͤndiſchen Geſchmacks, in welchem er angelegt iſt, fehlt es nicht an intereſſanten Parthieen. Seine ſchoͤnen, durch alte ehrwuͤrdige Linden beſchatteten Alleen, gewaͤhren einen angeneh- men Zufluchtsort gegen die druͤckende Hitze unſerer langen Sommertage, und die herrliche Ausſicht nach der Newa einen Anblick, den man vielleicht in den praͤchtigſten Staͤdten *) Er iſt etwa 250 Klafter lang und 100 breit. T 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/315
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/315>, abgerufen am 10.05.2024.