letztern bezieht sich besonders auf die mor- genländische und hernach auf die griechisch- russische Kirche. -- Den Geist dieses Buchs mag folgende Stelle bezeichnen: "Zum Unglück des menschlichen Geschlechts dauerten diese Spaltungen (im 9. und 16 Jahrhunderte) eine geraume Zeit fort; als aber die aufgeklärten Zeiten kamen, in welchen die regierenden Fürsten sich der Erhaltung der allgemeinen Wohlfart des Volks annahmen, und die Kirchenlehrer anfiengen, aus der h. Schrift, anstatt sie, wie vorher geschehen war, zur Bedrän- gung anderer Religionspartheyen zu ge- brauchen, die wahre Lehre Christi zu pre- digen, nämlich die ächte christliche Liebe, Einigkeit und Sanfmuth gegen Jeder- mann, nebst denjenigen edlen Pflichten, durch welche sich tugendhafte Christen und gutgesittete Bürger auszeichnen: so er- lebte die christliche Kirche in diesem Jahr- hunderte ihr ruhiges und glückliches Zeit- alter, in welchem man vornämlich auf die Unterthanen der weisen Katharina se- hen, und mit Vergnügen bemerken muß,
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letztern bezieht ſich beſonders auf die mor- genlaͤndiſche und hernach auf die griechiſch- ruſſiſche Kirche. — Den Geiſt dieſes Buchs mag folgende Stelle bezeichnen: „Zum Ungluͤck des menſchlichen Geſchlechts dauerten dieſe Spaltungen (im 9. und 16 Jahrhunderte) eine geraume Zeit fort; als aber die aufgeklaͤrten Zeiten kamen, in welchen die regierenden Fuͤrſten ſich der Erhaltung der allgemeinen Wohlfart des Volks annahmen, und die Kirchenlehrer anfiengen, aus der h. Schrift, anſtatt ſie, wie vorher geſchehen war, zur Bedraͤn- gung anderer Religionspartheyen zu ge- brauchen, die wahre Lehre Chriſti zu pre- digen, naͤmlich die aͤchte chriſtliche Liebe, Einigkeit und Sanfmuth gegen Jeder- mann, nebſt denjenigen edlen Pflichten, durch welche ſich tugendhafte Chriſten und gutgeſittete Buͤrger auszeichnen: ſo er- lebte die chriſtliche Kirche in dieſem Jahr- hunderte ihr ruhiges und gluͤckliches Zeit- alter, in welchem man vornaͤmlich auf die Unterthanen der weiſen Katharina ſe- hen, und mit Vergnuͤgen bemerken muß,
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letztern bezieht ſich beſonders auf die mor-
genlaͤndiſche und hernach auf die griechiſch-
ruſſiſche Kirche. — Den Geiſt dieſes
Buchs mag folgende Stelle bezeichnen:
„Zum Ungluͤck des menſchlichen Geſchlechts
dauerten dieſe Spaltungen (im 9. und 16
Jahrhunderte) eine geraume Zeit fort;
als aber die aufgeklaͤrten Zeiten kamen,
in welchen die regierenden Fuͤrſten ſich der
Erhaltung der allgemeinen Wohlfart des
Volks annahmen, und die Kirchenlehrer
anfiengen, aus der h. Schrift, anſtatt ſie,
wie vorher geſchehen war, zur Bedraͤn-
gung anderer Religionspartheyen zu ge-
brauchen, die wahre Lehre Chriſti zu pre-
digen, naͤmlich die aͤchte chriſtliche Liebe,
Einigkeit und Sanfmuth gegen Jeder-
mann, nebſt denjenigen edlen Pflichten,
durch welche ſich tugendhafte Chriſten und
gutgeſittete Buͤrger auszeichnen: ſo er-
lebte die chriſtliche Kirche in dieſem Jahr-
hunderte ihr ruhiges und gluͤckliches Zeit-
alter, in welchem man vornaͤmlich auf die
Unterthanen der weiſen Katharina ſe-
hen, und mit Vergnuͤgen bemerken muß,
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/229>, abgerufen am 16.02.2025.
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