Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

lein der lesenden Klasse des Volks, da sie auf
höherm Befehl auch in den Kirchen vorgele-
sen werden. -- Von den neuern Veranstal-
tungen, den ersten Unterricht in der Religion
zu befördern, und statt der bloßen Anhänglich-
keit an äußere Gebräuche eine vernünftige Ue-
berzeugung bey dem Volk allgemeiner zu ma-
chen, wird weiter unten die Rede seyn.

Die Rechtsgelehrsamkeit ist bis itzt
das ärmste Fach der russischen Litteratur. Die
Vorlesungen ausgenommen, welche auf der
moskowischen Universität gehalten werden,
giebt es keinen öffentlichen Unterricht in dieser
Wissenschaft; eine genaue Kenntniß der vater-
ländischen Gesetze und etwas natürliche oder
erworbene Logik sind hinreichend einen taugli-
chen Rechtsgelehrten zu bilden. Der ganze
Ertrag dieses Feldes der Litteratur schränkt sich
daher auf mehrere Sammlungen ein, die
man von den ältern Gesetzbüchern und

welcher ich gezwungen seyn würde, wenn ich immer im
Namen meiner Freunde oder des Publikums sprechen
wollte. Diese Anmerkung gilt für die ganze Schilderung
der Litteratur.

lein der leſenden Klaſſe des Volks, da ſie auf
hoͤherm Befehl auch in den Kirchen vorgele-
ſen werden. — Von den neuern Veranſtal-
tungen, den erſten Unterricht in der Religion
zu befoͤrdern, und ſtatt der bloßen Anhaͤnglich-
keit an aͤußere Gebraͤuche eine vernuͤnftige Ue-
berzeugung bey dem Volk allgemeiner zu ma-
chen, wird weiter unten die Rede ſeyn.

Die Rechtsgelehrſamkeit iſt bis itzt
das aͤrmſte Fach der ruſſiſchen Litteratur. Die
Vorleſungen ausgenommen, welche auf der
moskowiſchen Univerſitaͤt gehalten werden,
giebt es keinen oͤffentlichen Unterricht in dieſer
Wiſſenſchaft; eine genaue Kenntniß der vater-
laͤndiſchen Geſetze und etwas natuͤrliche oder
erworbene Logik ſind hinreichend einen taugli-
chen Rechtsgelehrten zu bilden. Der ganze
Ertrag dieſes Feldes der Litteratur ſchraͤnkt ſich
daher auf mehrere Sammlungen ein, die
man von den aͤltern Geſetzbuͤchern und

welcher ich gezwungen ſeyn würde, wenn ich immer im
Namen meiner Freunde oder des Publikums ſprechen
wollte. Dieſe Anmerkung gilt für die ganze Schilderung
der Litteratur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0187" n="171"/>
lein der le&#x017F;enden Kla&#x017F;&#x017F;e des Volks, da &#x017F;ie auf<lb/>
ho&#x0364;herm Befehl auch in den Kirchen vorgele-<lb/>
&#x017F;en werden. &#x2014; Von den neuern Veran&#x017F;tal-<lb/>
tungen, den er&#x017F;ten Unterricht in der Religion<lb/>
zu befo&#x0364;rdern, und &#x017F;tatt der bloßen Anha&#x0364;nglich-<lb/>
keit an a&#x0364;ußere Gebra&#x0364;uche eine vernu&#x0364;nftige Ue-<lb/>
berzeugung bey dem Volk allgemeiner zu ma-<lb/>
chen, wird weiter unten die Rede &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Rechtsgelehr&#x017F;amkeit</hi> i&#x017F;t bis itzt<lb/>
das a&#x0364;rm&#x017F;te Fach der ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Litteratur. Die<lb/>
Vorle&#x017F;ungen ausgenommen, welche auf der<lb/>
moskowi&#x017F;chen Univer&#x017F;ita&#x0364;t gehalten werden,<lb/>
giebt es keinen o&#x0364;ffentlichen Unterricht in die&#x017F;er<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft; eine genaue Kenntniß der vater-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen Ge&#x017F;etze und etwas natu&#x0364;rliche oder<lb/>
erworbene Logik &#x017F;ind hinreichend einen taugli-<lb/>
chen Rechtsgelehrten zu bilden. Der ganze<lb/>
Ertrag die&#x017F;es Feldes der Litteratur &#x017F;chra&#x0364;nkt &#x017F;ich<lb/>
daher auf mehrere <hi rendition="#g">Sammlungen</hi> ein, die<lb/>
man von den <hi rendition="#g">a&#x0364;ltern Ge&#x017F;etzbu&#x0364;chern</hi> und<lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="*)">welcher ich gezwungen &#x017F;eyn würde, wenn ich immer im<lb/>
Namen meiner Freunde oder des Publikums &#x017F;prechen<lb/>
wollte. Die&#x017F;e Anmerkung gilt für die ganze Schilderung<lb/>
der Litteratur.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0187] lein der leſenden Klaſſe des Volks, da ſie auf hoͤherm Befehl auch in den Kirchen vorgele- ſen werden. — Von den neuern Veranſtal- tungen, den erſten Unterricht in der Religion zu befoͤrdern, und ſtatt der bloßen Anhaͤnglich- keit an aͤußere Gebraͤuche eine vernuͤnftige Ue- berzeugung bey dem Volk allgemeiner zu ma- chen, wird weiter unten die Rede ſeyn. Die Rechtsgelehrſamkeit iſt bis itzt das aͤrmſte Fach der ruſſiſchen Litteratur. Die Vorleſungen ausgenommen, welche auf der moskowiſchen Univerſitaͤt gehalten werden, giebt es keinen oͤffentlichen Unterricht in dieſer Wiſſenſchaft; eine genaue Kenntniß der vater- laͤndiſchen Geſetze und etwas natuͤrliche oder erworbene Logik ſind hinreichend einen taugli- chen Rechtsgelehrten zu bilden. Der ganze Ertrag dieſes Feldes der Litteratur ſchraͤnkt ſich daher auf mehrere Sammlungen ein, die man von den aͤltern Geſetzbuͤchern und *) *) welcher ich gezwungen ſeyn würde, wenn ich immer im Namen meiner Freunde oder des Publikums ſprechen wollte. Dieſe Anmerkung gilt für die ganze Schilderung der Litteratur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/187
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/187>, abgerufen am 23.11.2024.