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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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und mit noch kühnerer Anstrengung in die
Schranken, um den edlen Wettkampf für das
höchste Ziel der Sterblichen, für Aufklärung
und sittliche Veredlung zu beginnen. Die
Fortschritte die sie auf dieser schönen Bahn
macht, sind der Aufmerksamkeit des übrigen
Europa werth. Es ist ein herzerhebendes be-
wundernswürdiges Schauspiel, dem raschen
Gange der Ausbildung einer großen Nation
zu folgen, die, mit einer hohen Empfänglich-
keit und Perfektibilität begabt, die Scheide-
wand niederreißt, welche sie von ihren kulti-
virten Nachbarinnen trennte, und sich nun mit
einemmal von Lichtströmen umgeben sieht. Ein
philosophisches Gemälde der russischen Littera-
tur, wie sie vor Peter dem Großen war,
was sie durch ihn wurde und was sie jetzt ist,
müßte eins der interessantesten Bruchstücke zur
Geschichte der Menschheit seyn. -- Alles was
ich hier liefern kann, sind einzelne Züge, wel-
che auch bey der größten innern Vollständig-
keit, ohne Verbindung mit dem Ganzen, im-
mer nur einseitige Resultate geben und zu kei-
nem sichern Urtheil führen können.


und mit noch kuͤhnerer Anſtrengung in die
Schranken, um den edlen Wettkampf fuͤr das
hoͤchſte Ziel der Sterblichen, fuͤr Aufklaͤrung
und ſittliche Veredlung zu beginnen. Die
Fortſchritte die ſie auf dieſer ſchoͤnen Bahn
macht, ſind der Aufmerkſamkeit des uͤbrigen
Europa werth. Es iſt ein herzerhebendes be-
wundernswuͤrdiges Schauſpiel, dem raſchen
Gange der Ausbildung einer großen Nation
zu folgen, die, mit einer hohen Empfaͤnglich-
keit und Perfektibilitaͤt begabt, die Scheide-
wand niederreißt, welche ſie von ihren kulti-
virten Nachbarinnen trennte, und ſich nun mit
einemmal von Lichtſtroͤmen umgeben ſieht. Ein
philoſophiſches Gemaͤlde der ruſſiſchen Littera-
tur, wie ſie vor Peter dem Großen war,
was ſie durch ihn wurde und was ſie jetzt iſt,
muͤßte eins der intereſſanteſten Bruchſtuͤcke zur
Geſchichte der Menſchheit ſeyn. — Alles was
ich hier liefern kann, ſind einzelne Zuͤge, wel-
che auch bey der groͤßten innern Vollſtaͤndig-
keit, ohne Verbindung mit dem Ganzen, im-
mer nur einſeitige Reſultate geben und zu kei-
nem ſichern Urtheil fuͤhren koͤnnen.


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[168/0184] und mit noch kuͤhnerer Anſtrengung in die Schranken, um den edlen Wettkampf fuͤr das hoͤchſte Ziel der Sterblichen, fuͤr Aufklaͤrung und ſittliche Veredlung zu beginnen. Die Fortſchritte die ſie auf dieſer ſchoͤnen Bahn macht, ſind der Aufmerkſamkeit des uͤbrigen Europa werth. Es iſt ein herzerhebendes be- wundernswuͤrdiges Schauſpiel, dem raſchen Gange der Ausbildung einer großen Nation zu folgen, die, mit einer hohen Empfaͤnglich- keit und Perfektibilitaͤt begabt, die Scheide- wand niederreißt, welche ſie von ihren kulti- virten Nachbarinnen trennte, und ſich nun mit einemmal von Lichtſtroͤmen umgeben ſieht. Ein philoſophiſches Gemaͤlde der ruſſiſchen Littera- tur, wie ſie vor Peter dem Großen war, was ſie durch ihn wurde und was ſie jetzt iſt, muͤßte eins der intereſſanteſten Bruchſtuͤcke zur Geſchichte der Menſchheit ſeyn. — Alles was ich hier liefern kann, ſind einzelne Zuͤge, wel- che auch bey der groͤßten innern Vollſtaͤndig- keit, ohne Verbindung mit dem Ganzen, im- mer nur einſeitige Reſultate geben und zu kei- nem ſichern Urtheil fuͤhren koͤnnen.

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/184>, abgerufen am 28.04.2024.