interessanten Zusammenstellung geben. Frie- drich der Zweyte liebte die Wissenschaften wie Katharina, seine erhabene Freundinn; wie sie, beschützte und pflegte er die Musen, denen er, wie sie, in seinen sorgenfreyen Stun- den manches Opfer brachte. Gleich ihr, suchte er unter seinem Volk Kenntnisse und Geschmack zu verbreiten, die Morgenröthe der Philosophie über der Dämmerung der Vorur- theile und des Pedantismus herbeyzuführen und den Künsten Tempel zu weihen. -- Aber Friedrich, ein deutscher Fürst, kannte die Sprache seines deutschen Volkes nicht, hatte den Eigensinn, sie nicht kennen zu wollen, selbst da sie seiner Schätzung werth geworden war, selbst da seine Vertrauten ihn auf die Fort- schritte seiner Nation aufmerksam machten. Ueberall ein großer Mann, ließ er sich hier von einem längst gefaßten und oft widerlegten Vorurtheil besiegen; ein Vorurtheil, welches der deutschen Nation seinen aufmunternden Beyfall entzog und ihr die unersetzliche Ehre raubte, den größten aller gekrönten Schrift- steller den ihrigen nennen zu können. -- Ka- tharina die Zweyte, durch Geburt und
intereſſanten Zuſammenſtellung geben. Frie- drich der Zweyte liebte die Wiſſenſchaften wie Katharina, ſeine erhabene Freundinn; wie ſie, beſchuͤtzte und pflegte er die Muſen, denen er, wie ſie, in ſeinen ſorgenfreyen Stun- den manches Opfer brachte. Gleich ihr, ſuchte er unter ſeinem Volk Kenntniſſe und Geſchmack zu verbreiten, die Morgenroͤthe der Philoſophie uͤber der Daͤmmerung der Vorur- theile und des Pedantismus herbeyzufuͤhren und den Kuͤnſten Tempel zu weihen. — Aber Friedrich, ein deutſcher Fuͤrſt, kannte die Sprache ſeines deutſchen Volkes nicht, hatte den Eigenſinn, ſie nicht kennen zu wollen, ſelbſt da ſie ſeiner Schaͤtzung werth geworden war, ſelbſt da ſeine Vertrauten ihn auf die Fort- ſchritte ſeiner Nation aufmerkſam machten. Ueberall ein großer Mann, ließ er ſich hier von einem laͤngſt gefaßten und oft widerlegten Vorurtheil beſiegen; ein Vorurtheil, welches der deutſchen Nation ſeinen aufmunternden Beyfall entzog und ihr die unerſetzliche Ehre raubte, den groͤßten aller gekroͤnten Schrift- ſteller den ihrigen nennen zu koͤnnen. — Ka- tharina die Zweyte, durch Geburt und
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intereſſanten Zuſammenſtellung geben. Frie-
drich der Zweyte liebte die Wiſſenſchaften
wie Katharina, ſeine erhabene Freundinn;
wie ſie, beſchuͤtzte und pflegte er die Muſen,
denen er, wie ſie, in ſeinen ſorgenfreyen Stun-
den manches Opfer brachte. Gleich ihr,
ſuchte er unter ſeinem Volk Kenntniſſe und
Geſchmack zu verbreiten, die Morgenroͤthe der
Philoſophie uͤber der Daͤmmerung der Vorur-
theile und des Pedantismus herbeyzufuͤhren
und den Kuͤnſten Tempel zu weihen. — Aber
Friedrich, ein deutſcher Fuͤrſt, kannte die
Sprache ſeines deutſchen Volkes nicht, hatte
den Eigenſinn, ſie nicht kennen zu wollen, ſelbſt
da ſie ſeiner Schaͤtzung werth geworden war,
ſelbſt da ſeine Vertrauten ihn auf die Fort-
ſchritte ſeiner Nation aufmerkſam machten.
Ueberall ein großer Mann, ließ er ſich hier
von einem laͤngſt gefaßten und oft widerlegten
Vorurtheil beſiegen; ein Vorurtheil, welches
der deutſchen Nation ſeinen aufmunternden
Beyfall entzog und ihr die unerſetzliche Ehre
raubte, den groͤßten aller gekroͤnten Schrift-
ſteller den ihrigen nennen zu koͤnnen. — Ka-
tharina die Zweyte, durch Geburt und
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/100>, abgerufen am 22.11.2024.
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