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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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pen fahren. Der gemeine Russe achtet diese
Gefahr wenig und begiebt sich oft um der elen-
desten Kleinigkeit in dieselbe. Die Polizey sucht
diesen zwecklosen Muth durch Befehle und Stock-
prügel zu kühlen, indessen die Engländer ihn oft
durch Wetten und Prämien ermuntern.

Die Arme der Newa sind weiter durch
nichts merkwürdig, als daß sie zum Theil Schiff-
brücken haben, die eine freye Kommunikation
unter allen, auch den entferntesten, Stadtthei-
len erhalten. Wir kehren also zum linken Ufer
der Newa zurück, wo Gegenstände höherer Art
unsere Aufmerksamkeit beschäftigen werden.

Das große Dreyeck von Häusern, welches
an dieser Seite des Flusses liegt, wird von drey
Hauptkanälen durchschnitten, die eben so
viele, freylich nicht sehr regelmäßige, Halbzirkel
bilden, deren einer immer den andern einschließt.
Wenn man seinen Standpunkt so nimmt, daß
man die Newa im Rücken hat, und nun in eine
der großen Perspektivgassen hineingeht, so stößt
man zuerst auf die Moika, die den kleinsten
Halbzirkel macht, alsdann auf den Kathari-
nenkanal
, der die Moika einschließt, und zu-
letzt auf die Fontanka, die mit ihrem regel-

pen fahren. Der gemeine Ruſſe achtet dieſe
Gefahr wenig und begiebt ſich oft um der elen-
deſten Kleinigkeit in dieſelbe. Die Polizey ſucht
dieſen zweckloſen Muth durch Befehle und Stock-
pruͤgel zu kuͤhlen, indeſſen die Englaͤnder ihn oft
durch Wetten und Praͤmien ermuntern.

Die Arme der Newa ſind weiter durch
nichts merkwuͤrdig, als daß ſie zum Theil Schiff-
bruͤcken haben, die eine freye Kommunikation
unter allen, auch den entfernteſten, Stadtthei-
len erhalten. Wir kehren alſo zum linken Ufer
der Newa zuruͤck, wo Gegenſtaͤnde hoͤherer Art
unſere Aufmerkſamkeit beſchaͤftigen werden.

Das große Dreyeck von Haͤuſern, welches
an dieſer Seite des Fluſſes liegt, wird von drey
Hauptkanaͤlen durchſchnitten, die eben ſo
viele, freylich nicht ſehr regelmaͤßige, Halbzirkel
bilden, deren einer immer den andern einſchließt.
Wenn man ſeinen Standpunkt ſo nimmt, daß
man die Newa im Ruͤcken hat, und nun in eine
der großen Perſpektivgaſſen hineingeht, ſo ſtoͤßt
man zuerſt auf die Moika, die den kleinſten
Halbzirkel macht, alsdann auf den Kathari-
nenkanal
, der die Moika einſchließt, und zu-
letzt auf die Fontanka, die mit ihrem regel-

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[27/0061] pen fahren. Der gemeine Ruſſe achtet dieſe Gefahr wenig und begiebt ſich oft um der elen- deſten Kleinigkeit in dieſelbe. Die Polizey ſucht dieſen zweckloſen Muth durch Befehle und Stock- pruͤgel zu kuͤhlen, indeſſen die Englaͤnder ihn oft durch Wetten und Praͤmien ermuntern. Die Arme der Newa ſind weiter durch nichts merkwuͤrdig, als daß ſie zum Theil Schiff- bruͤcken haben, die eine freye Kommunikation unter allen, auch den entfernteſten, Stadtthei- len erhalten. Wir kehren alſo zum linken Ufer der Newa zuruͤck, wo Gegenſtaͤnde hoͤherer Art unſere Aufmerkſamkeit beſchaͤftigen werden. Das große Dreyeck von Haͤuſern, welches an dieſer Seite des Fluſſes liegt, wird von drey Hauptkanaͤlen durchſchnitten, die eben ſo viele, freylich nicht ſehr regelmaͤßige, Halbzirkel bilden, deren einer immer den andern einſchließt. Wenn man ſeinen Standpunkt ſo nimmt, daß man die Newa im Ruͤcken hat, und nun in eine der großen Perſpektivgaſſen hineingeht, ſo ſtoͤßt man zuerſt auf die Moika, die den kleinſten Halbzirkel macht, alsdann auf den Kathari- nenkanal, der die Moika einſchließt, und zu- letzt auf die Fontanka, die mit ihrem regel-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/61>, abgerufen am 07.05.2024.