gelnden Schiffe -- und dann wieder das Gewühl von vorbeyrollenden Wagen, schwerbeladenen Karren, geschäftigen und müßigen genießenden Fußgängern -- alle diese einzelnen Züge versam- meln sich hier zu einem Ganzen, das wol gese- hen und empfunden, aber nicht gemalt und be- schrieben werden kann.
Da wir uns einmal mit den Kommunika- tionen der Newa beschäftigen, so dürfen wir auch der großen Eisdecke nicht vergessen, welche die Natur im Winter über diesen Fluß breitet, und wodurch sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs hindurch alle Brücken entbehrlich macht. Der Zeitpunkt dieser merkwürdigen Veränderung ist oben schon angemerkt: hier etwas von den Erscheinungen, die dieselbe begleiten. Das Ge- frieren der Newa kündigt sich durch kleine Eis- schollen an, die einen oder mehrere Tage auf dem Wasser treiben, sich allmälig vergrößern, dann stocken und zusammenfrieren. Diese Ver- änderungen erfolgen oft so schnell hinter einan- der, daß man zu Wasser über den Fluß und ei- nige Stunden nachher trocknen Fußes zurückkom- men kann. Sobald das Eis steht, werden Fuß- steige und Fahrwege gebahnt und durch Tannen-
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gelnden Schiffe — und dann wieder das Gewuͤhl von vorbeyrollenden Wagen, ſchwerbeladenen Karren, geſchaͤftigen und muͤßigen genießenden Fußgaͤngern — alle dieſe einzelnen Zuͤge verſam- meln ſich hier zu einem Ganzen, das wol geſe- hen und empfunden, aber nicht gemalt und be- ſchrieben werden kann.
Da wir uns einmal mit den Kommunika- tionen der Newa beſchaͤftigen, ſo duͤrfen wir auch der großen Eisdecke nicht vergeſſen, welche die Natur im Winter uͤber dieſen Fluß breitet, und wodurch ſie einen betraͤchtlichen Theil des Jahrs hindurch alle Bruͤcken entbehrlich macht. Der Zeitpunkt dieſer merkwuͤrdigen Veraͤnderung iſt oben ſchon angemerkt: hier etwas von den Erſcheinungen, die dieſelbe begleiten. Das Ge- frieren der Newa kuͤndigt ſich durch kleine Eis- ſchollen an, die einen oder mehrere Tage auf dem Waſſer treiben, ſich allmaͤlig vergroͤßern, dann ſtocken und zuſammenfrieren. Dieſe Ver- aͤnderungen erfolgen oft ſo ſchnell hinter einan- der, daß man zu Waſſer uͤber den Fluß und ei- nige Stunden nachher trocknen Fußes zuruͤckkom- men kann. Sobald das Eis ſteht, werden Fuß- ſteige und Fahrwege gebahnt und durch Tannen-
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[25/0059]
gelnden Schiffe — und dann wieder das Gewuͤhl
von vorbeyrollenden Wagen, ſchwerbeladenen
Karren, geſchaͤftigen und muͤßigen genießenden
Fußgaͤngern — alle dieſe einzelnen Zuͤge verſam-
meln ſich hier zu einem Ganzen, das wol geſe-
hen und empfunden, aber nicht gemalt und be-
ſchrieben werden kann.
Da wir uns einmal mit den Kommunika-
tionen der Newa beſchaͤftigen, ſo duͤrfen wir auch
der großen Eisdecke nicht vergeſſen, welche
die Natur im Winter uͤber dieſen Fluß breitet,
und wodurch ſie einen betraͤchtlichen Theil des
Jahrs hindurch alle Bruͤcken entbehrlich macht.
Der Zeitpunkt dieſer merkwuͤrdigen Veraͤnderung
iſt oben ſchon angemerkt: hier etwas von den
Erſcheinungen, die dieſelbe begleiten. Das Ge-
frieren der Newa kuͤndigt ſich durch kleine Eis-
ſchollen an, die einen oder mehrere Tage auf
dem Waſſer treiben, ſich allmaͤlig vergroͤßern,
dann ſtocken und zuſammenfrieren. Dieſe Ver-
aͤnderungen erfolgen oft ſo ſchnell hinter einan-
der, daß man zu Waſſer uͤber den Fluß und ei-
nige Stunden nachher trocknen Fußes zuruͤckkom-
men kann. Sobald das Eis ſteht, werden Fuß-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/59>, abgerufen am 27.11.2024.
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