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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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gelegt. In einer solchen Lawka ist alles zu
haben: Kaffee, Thee, Zucker, Essig, Zwirn,
Siegellack, Nägel, Papier, Lichte, und alles
wird in den kleinsten Quantitäten verkauft.
Dieser Umstand, der das arme und geringe
Publikum an die Lawken bindet, der große
Vortheil den die Verkäufer nehmen, der Be-
trug in Maaß und Gewicht und das Agio
beym Geldwechseln, machen diese Krämer,
die größtentheils aus dem Pöbel sind, in kur-
zer Zeit reich. --

So gewiß die Sorge für die öffentliche
Bequemlichkeit hier kein vernachläßigter Zweig
der Staatsverwaltung ist, so wahr ist es
auch, daß es selbst der weisesten und thätig-
sten Regierung nicht gelingen kann, demselben
ohne Mitwirken des Volks einen hohen Grad
von Vollkommenheit zu verschaffen. Sehr oft
lassen sich gewisse Einrichtungen weder durch
Befehle noch Zwangsmittel, sondern bloß durch
den eigenen Trieb der Nation zur Verfeinerung
und Verbesserung ihres gesellschaftlichen Zustan-
des erhalten. Unter gebildeten und aufgeklär-
ten Völkern wird der Erfindungsgeist bald die
Mittel zu diesem Zweck aufsuchen, und wenn

Q 2

gelegt. In einer ſolchen Lawka iſt alles zu
haben: Kaffee, Thee, Zucker, Eſſig, Zwirn,
Siegellack, Naͤgel, Papier, Lichte, und alles
wird in den kleinſten Quantitaͤten verkauft.
Dieſer Umſtand, der das arme und geringe
Publikum an die Lawken bindet, der große
Vortheil den die Verkaͤufer nehmen, der Be-
trug in Maaß und Gewicht und das Agio
beym Geldwechſeln, machen dieſe Kraͤmer,
die groͤßtentheils aus dem Poͤbel ſind, in kur-
zer Zeit reich. —

So gewiß die Sorge fuͤr die oͤffentliche
Bequemlichkeit hier kein vernachlaͤßigter Zweig
der Staatsverwaltung iſt, ſo wahr iſt es
auch, daß es ſelbſt der weiſeſten und thaͤtig-
ſten Regierung nicht gelingen kann, demſelben
ohne Mitwirken des Volks einen hohen Grad
von Vollkommenheit zu verſchaffen. Sehr oft
laſſen ſich gewiſſe Einrichtungen weder durch
Befehle noch Zwangsmittel, ſondern bloß durch
den eigenen Trieb der Nation zur Verfeinerung
und Verbeſſerung ihres geſellſchaftlichen Zuſtan-
des erhalten. Unter gebildeten und aufgeklaͤr-
ten Voͤlkern wird der Erfindungsgeiſt bald die
Mittel zu dieſem Zweck aufſuchen, und wenn

Q 2
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[243/0279] gelegt. In einer ſolchen Lawka iſt alles zu haben: Kaffee, Thee, Zucker, Eſſig, Zwirn, Siegellack, Naͤgel, Papier, Lichte, und alles wird in den kleinſten Quantitaͤten verkauft. Dieſer Umſtand, der das arme und geringe Publikum an die Lawken bindet, der große Vortheil den die Verkaͤufer nehmen, der Be- trug in Maaß und Gewicht und das Agio beym Geldwechſeln, machen dieſe Kraͤmer, die groͤßtentheils aus dem Poͤbel ſind, in kur- zer Zeit reich. — So gewiß die Sorge fuͤr die oͤffentliche Bequemlichkeit hier kein vernachlaͤßigter Zweig der Staatsverwaltung iſt, ſo wahr iſt es auch, daß es ſelbſt der weiſeſten und thaͤtig- ſten Regierung nicht gelingen kann, demſelben ohne Mitwirken des Volks einen hohen Grad von Vollkommenheit zu verſchaffen. Sehr oft laſſen ſich gewiſſe Einrichtungen weder durch Befehle noch Zwangsmittel, ſondern bloß durch den eigenen Trieb der Nation zur Verfeinerung und Verbeſſerung ihres geſellſchaftlichen Zuſtan- des erhalten. Unter gebildeten und aufgeklaͤr- ten Voͤlkern wird der Erfindungsgeiſt bald die Mittel zu dieſem Zweck aufſuchen, und wenn Q 2

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/279>, abgerufen am 25.11.2024.