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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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nau bestimmen. Es werden jährlich an Mehl,
Gersten, u. s. w. über 4,800,000 Pud hierher
gebracht. Der Preis des gebeutelten Weizen-
mehls ist jezt 2 Rubel 20 Kopeken für das
Pud. Ein Pfund Roggenbrod kostet jezt bei
den Bäckern 4 Kopeken; ein Pfund schwarzes
Brod anderthalb Kopeken.

Da die Mehlpreise durch zufällige Um-
stände und die stärkere oder geringere Zufuhre
oft wechseln und zuweilen lange in der Höhe
erhalten werden, so hat die menschenfreundliche
Kaiserinn, um den minder begüterten Theil der
Einwohner ihrer Residenz dem Druck der Ge-
treidehändler zu entziehen, im Jahr 1780 ein
großes Mehlmagazin errichtet, in welchem sich
jedermann zu einem billigen Mittelpreise mit
diesem unentbehrlichen Bedürfniß, jedoch nur
in kleinen Quantitäten, versorgen kann.

Mit Wasser ist wol nicht leicht eine
Stadt von dem Umfange so gut versorgt, als
diese Residenz. Die vielarmige Newa und
ihre Kanäle vertheilen dieses wesentlichste aller
Bedürfnisse durch die ganze Stadt, so daß
kein Theil ganz davon entblößt ist, oder es aus
der Ferne herbey holen müßte. Die Häuser,

nau beſtimmen. Es werden jaͤhrlich an Mehl,
Gerſten, u. ſ. w. uͤber 4,800,000 Pud hierher
gebracht. Der Preis des gebeutelten Weizen-
mehls iſt jezt 2 Rubel 20 Kopeken fuͤr das
Pud. Ein Pfund Roggenbrod koſtet jezt bei
den Baͤckern 4 Kopeken; ein Pfund ſchwarzes
Brod anderthalb Kopeken.

Da die Mehlpreiſe durch zufaͤllige Um-
ſtaͤnde und die ſtaͤrkere oder geringere Zufuhre
oft wechſeln und zuweilen lange in der Hoͤhe
erhalten werden, ſo hat die menſchenfreundliche
Kaiſerinn, um den minder beguͤterten Theil der
Einwohner ihrer Reſidenz dem Druck der Ge-
treidehaͤndler zu entziehen, im Jahr 1780 ein
großes Mehlmagazin errichtet, in welchem ſich
jedermann zu einem billigen Mittelpreiſe mit
dieſem unentbehrlichen Beduͤrfniß, jedoch nur
in kleinen Quantitaͤten, verſorgen kann.

Mit Waſſer iſt wol nicht leicht eine
Stadt von dem Umfange ſo gut verſorgt, als
dieſe Reſidenz. Die vielarmige Newa und
ihre Kanaͤle vertheilen dieſes weſentlichſte aller
Beduͤrfniſſe durch die ganze Stadt, ſo daß
kein Theil ganz davon entbloͤßt iſt, oder es aus
der Ferne herbey holen muͤßte. Die Haͤuſer,

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[142/0176] nau beſtimmen. Es werden jaͤhrlich an Mehl, Gerſten, u. ſ. w. uͤber 4,800,000 Pud hierher gebracht. Der Preis des gebeutelten Weizen- mehls iſt jezt 2 Rubel 20 Kopeken fuͤr das Pud. Ein Pfund Roggenbrod koſtet jezt bei den Baͤckern 4 Kopeken; ein Pfund ſchwarzes Brod anderthalb Kopeken. Da die Mehlpreiſe durch zufaͤllige Um- ſtaͤnde und die ſtaͤrkere oder geringere Zufuhre oft wechſeln und zuweilen lange in der Hoͤhe erhalten werden, ſo hat die menſchenfreundliche Kaiſerinn, um den minder beguͤterten Theil der Einwohner ihrer Reſidenz dem Druck der Ge- treidehaͤndler zu entziehen, im Jahr 1780 ein großes Mehlmagazin errichtet, in welchem ſich jedermann zu einem billigen Mittelpreiſe mit dieſem unentbehrlichen Beduͤrfniß, jedoch nur in kleinen Quantitaͤten, verſorgen kann. Mit Waſſer iſt wol nicht leicht eine Stadt von dem Umfange ſo gut verſorgt, als dieſe Reſidenz. Die vielarmige Newa und ihre Kanaͤle vertheilen dieſes weſentlichſte aller Beduͤrfniſſe durch die ganze Stadt, ſo daß kein Theil ganz davon entbloͤßt iſt, oder es aus der Ferne herbey holen muͤßte. Die Haͤuſer,

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/176>, abgerufen am 07.05.2024.