Im Ganzen bäckt man hier sehr gut und zum Theil vortrefflich; ich habe nirgend, selbst in Paris nicht, besseres Brod gegessen, als hier. An den Tafeln der Großen und in den soge- nannten guten Häusern ißt man nur Weizen- brod; wie beträchtlich dieser Artikel zuweilen werden kann, ist aus der Haushaltung des Grafen Rasumowski erweislich, in welcher, bey viel wohlfeileren Zeiten, jährlich für mehr als tausend Rubel dieser einzigen Brodgattung verbraucht wurde. Das Roggenbrod ist schmack- haft und giebt mehr Nahrung. Es wird all- gemein, und selbst in den Häusern wohlha- bender Leute gegessen, wo man jedoch immer die Wahl zwischen dieser und der eben genann- ten Gattung hat. Aermere Leute essen das sogenannte schwarze Brod, welches aus unge- beuteltem Roggenmehl bereitet wird und unge- mein nahrhaft ist. Der russische gemeine Mann ißt neben diesem schwarzen Brode auch häufig Semmel von gröberm Weizen, die man Ka- latsch nennt und die auf allen Gassen feilge- boten werden.
Die Konsumtion dieses Bedürfnisses läßt sich nach der Angabe der Barken ziemlich ge-
Im Ganzen baͤckt man hier ſehr gut und zum Theil vortrefflich; ich habe nirgend, ſelbſt in Paris nicht, beſſeres Brod gegeſſen, als hier. An den Tafeln der Großen und in den ſoge- nannten guten Haͤuſern ißt man nur Weizen- brod; wie betraͤchtlich dieſer Artikel zuweilen werden kann, iſt aus der Haushaltung des Grafen Raſumowski erweislich, in welcher, bey viel wohlfeileren Zeiten, jaͤhrlich fuͤr mehr als tauſend Rubel dieſer einzigen Brodgattung verbraucht wurde. Das Roggenbrod iſt ſchmack- haft und giebt mehr Nahrung. Es wird all- gemein, und ſelbſt in den Haͤuſern wohlha- bender Leute gegeſſen, wo man jedoch immer die Wahl zwiſchen dieſer und der eben genann- ten Gattung hat. Aermere Leute eſſen das ſogenannte ſchwarze Brod, welches aus unge- beuteltem Roggenmehl bereitet wird und unge- mein nahrhaft iſt. Der ruſſiſche gemeine Mann ißt neben dieſem ſchwarzen Brode auch haͤufig Semmel von groͤberm Weizen, die man Ka- latſch nennt und die auf allen Gaſſen feilge- boten werden.
Die Konſumtion dieſes Beduͤrfniſſes laͤßt ſich nach der Angabe der Barken ziemlich ge-
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Im Ganzen baͤckt man hier ſehr gut und zum
Theil vortrefflich; ich habe nirgend, ſelbſt in
Paris nicht, beſſeres Brod gegeſſen, als hier.
An den Tafeln der Großen und in den ſoge-
nannten guten Haͤuſern ißt man nur Weizen-
brod; wie betraͤchtlich dieſer Artikel zuweilen
werden kann, iſt aus der Haushaltung des
Grafen Raſumowski erweislich, in welcher,
bey viel wohlfeileren Zeiten, jaͤhrlich fuͤr mehr
als tauſend Rubel dieſer einzigen Brodgattung
verbraucht wurde. Das Roggenbrod iſt ſchmack-
haft und giebt mehr Nahrung. Es wird all-
gemein, und ſelbſt in den Haͤuſern wohlha-
bender Leute gegeſſen, wo man jedoch immer
die Wahl zwiſchen dieſer und der eben genann-
ten Gattung hat. Aermere Leute eſſen das
ſogenannte ſchwarze Brod, welches aus unge-
beuteltem Roggenmehl bereitet wird und unge-
mein nahrhaft iſt. Der ruſſiſche gemeine Mann
ißt neben dieſem ſchwarzen Brode auch haͤufig
Semmel von groͤberm Weizen, die man Ka-
latſch nennt und die auf allen Gaſſen feilge-
boten werden.
Die Konſumtion dieſes Beduͤrfniſſes laͤßt
ſich nach der Angabe der Barken ziemlich ge-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/175>, abgerufen am 26.11.2024.
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