Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Da thät ich ihr Haupt bescheeren, Nahm ihr Gold und Edelstein, Hüllte sie in Trauer ein, Ungerührt von ihren Zähren. Welche Schmerzen sie verzehren, Magst du von ihr selber hören. Fasse dich, und folge mir Hier durch diese Seitenthür!" -- Und er führt' ihn eine lange, Steile, dunkle Trepp' hinab. "Ach! du führst mich in ein Grab!" -- Rief der Ritter, und ward bange. "Graut dir schon vor diesem Gange? Aber horch dem leisen Klange Einer Laute! Bei dem Klang Singt sie ihren Bußgesang." -- Da thaͤt ich ihr Haupt beſcheeren, Nahm ihr Gold und Edelſtein, Huͤllte ſie in Trauer ein, Ungeruͤhrt von ihren Zaͤhren. Welche Schmerzen ſie verzehren, Magſt du von ihr ſelber hoͤren. Faſſe dich, und folge mir Hier durch dieſe Seitenthuͤr!„ — Und er fuͤhrt’ ihn eine lange, Steile, dunkle Trepp’ hinab. „Ach! du fuͤhrſt mich in ein Grab!„ — Rief der Ritter, und ward bange. „Graut dir ſchon vor dieſem Gange? Aber horch dem leiſen Klange Einer Laute! Bei dem Klang Singt ſie ihren Bußgeſang.„ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0213" n="201"/> <lg n="25"> <l>Da thaͤt ich ihr Haupt beſcheeren,</l><lb/> <l>Nahm ihr Gold und Edelſtein,</l><lb/> <l>Huͤllte ſie in Trauer ein,</l><lb/> <l>Ungeruͤhrt von ihren Zaͤhren.</l><lb/> <l>Welche Schmerzen ſie verzehren,</l><lb/> <l>Magſt du von ihr ſelber hoͤren.</l><lb/> <l>Faſſe dich, und folge mir</l><lb/> <l>Hier durch dieſe Seitenthuͤr!„ —</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Und er fuͤhrt’ ihn eine lange,</l><lb/> <l>Steile, dunkle Trepp’ hinab.<lb/> „Ach! du fuͤhrſt mich in ein Grab!„ —</l><lb/> <l>Rief der Ritter, und ward bange.<lb/> „Graut dir ſchon vor dieſem Gange?</l><lb/> <l>Aber horch dem leiſen Klange</l><lb/> <l>Einer Laute! Bei dem Klang</l><lb/> <l>Singt ſie ihren Bußgeſang.„ —</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0213]
Da thaͤt ich ihr Haupt beſcheeren,
Nahm ihr Gold und Edelſtein,
Huͤllte ſie in Trauer ein,
Ungeruͤhrt von ihren Zaͤhren.
Welche Schmerzen ſie verzehren,
Magſt du von ihr ſelber hoͤren.
Faſſe dich, und folge mir
Hier durch dieſe Seitenthuͤr!„ —
Und er fuͤhrt’ ihn eine lange,
Steile, dunkle Trepp’ hinab.
„Ach! du fuͤhrſt mich in ein Grab!„ —
Rief der Ritter, und ward bange.
„Graut dir ſchon vor dieſem Gange?
Aber horch dem leiſen Klange
Einer Laute! Bei dem Klang
Singt ſie ihren Bußgeſang.„ —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |