"Warum stürzest du, Jüngling, herab die don- nernden Fluten Jn den stilleren See? noch bist du frei, wie die Götter! Wie die Götter, noch stark! dort unten harret der Knechlschaft Ruhe dein! Enteile nicht, Jüngling, dem nähe- ren Himmel!" O Begeistrung, wo warst du, da ich, mit flehen- der Stimme Dich in mitternächtlicher Stunde, vom Monde beschienen, Einsam wallend am Ufer des Wogenrauschenden Meeres, Jn der Fluten Geräusch, im Schimmer der Sterne dich suchte? Sanft umsäuselten mich und hehr die nächtlichen Schauer; Sinkendes Abendroth weilte noch über Schwe- dens Gebirge, Und es tanzten die röthlichen Gipfel auf Wogen des Nordmeers.
„Warum ſtuͤrzeſt du, Juͤngling, herab die don- nernden Fluten Jn den ſtilleren See? noch biſt du frei, wie die Goͤtter! Wie die Goͤtter, noch ſtark! dort unten harret der Knechlſchaft Ruhe dein! Enteile nicht, Juͤngling, dem naͤhe- ren Himmel!„ O Begeiſtrung, wo warſt du, da ich, mit flehen- der Stimme Dich in mitternaͤchtlicher Stunde, vom Monde beſchienen, Einſam wallend am Ufer des Wogenrauſchenden Meeres, Jn der Fluten Geraͤuſch, im Schimmer der Sterne dich ſuchte? Sanft umſaͤuſelten mich und hehr die naͤchtlichen Schauer; Sinkendes Abendroth weilte noch uͤber Schwe- dens Gebirge, Und es tanzten die roͤthlichen Gipfel auf Wogen des Nordmeers.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="1"><l><pbfacs="#f0172"n="162"/>„Warum ſtuͤrzeſt du, Juͤngling, herab die don-<lb/><hirendition="#et">nernden Fluten</hi></l><lb/><l>Jn den ſtilleren See? noch biſt du frei, wie<lb/><hirendition="#et">die Goͤtter!</hi></l><lb/><l>Wie die Goͤtter, noch ſtark! dort unten harret<lb/><hirendition="#et">der Knechlſchaft</hi></l><lb/><l>Ruhe dein! Enteile nicht, Juͤngling, dem naͤhe-<lb/><hirendition="#et">ren Himmel!„</hi></l><lb/><l>O Begeiſtrung, wo warſt du, da ich, mit flehen-<lb/><hirendition="#et">der Stimme</hi></l><lb/><l>Dich in mitternaͤchtlicher Stunde, vom Monde<lb/><hirendition="#et">beſchienen,</hi></l><lb/><l>Einſam wallend am Ufer des Wogenrauſchenden<lb/><hirendition="#et">Meeres,</hi></l><lb/><l>Jn der Fluten Geraͤuſch, im Schimmer der<lb/><hirendition="#et">Sterne dich ſuchte?</hi></l><lb/><l>Sanft umſaͤuſelten mich und hehr die naͤchtlichen<lb/><hirendition="#et">Schauer;</hi></l><lb/><l>Sinkendes Abendroth weilte noch uͤber Schwe-<lb/><hirendition="#et">dens Gebirge,</hi></l><lb/><l>Und es tanzten die roͤthlichen Gipfel auf Wogen<lb/><hirendition="#et">des Nordmeers.</hi><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[162/0172]
„Warum ſtuͤrzeſt du, Juͤngling, herab die don-
nernden Fluten
Jn den ſtilleren See? noch biſt du frei, wie
die Goͤtter!
Wie die Goͤtter, noch ſtark! dort unten harret
der Knechlſchaft
Ruhe dein! Enteile nicht, Juͤngling, dem naͤhe-
ren Himmel!„
O Begeiſtrung, wo warſt du, da ich, mit flehen-
der Stimme
Dich in mitternaͤchtlicher Stunde, vom Monde
beſchienen,
Einſam wallend am Ufer des Wogenrauſchenden
Meeres,
Jn der Fluten Geraͤuſch, im Schimmer der
Sterne dich ſuchte?
Sanft umſaͤuſelten mich und hehr die naͤchtlichen
Schauer;
Sinkendes Abendroth weilte noch uͤber Schwe-
dens Gebirge,
Und es tanzten die roͤthlichen Gipfel auf Wogen
des Nordmeers.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/172>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.