Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.es denn nicht zu verwundern, wenn ein leidenschaftlicher Mann Ein solches Elend von den Innungen und Städten möglichst Die Unduldsamkeit gegen solche Genossen, welche eine Zeit Die Feier abgeschaffter Festtage, besonders der dritte Feier- Wir kommen hier auf den so sehr verrufenen blauen *) In Erfurt feierten mehrere Handwerke, u. a. die Schuhmacher, den
Montag nach Jacobi als grünen Montag. Es war der Festtag ihres Schutzheiligen; auch der Schmiede-Obermeister wurde an diesem Tage feierlich mit der Innung beliehen. Sie schmückten an diesem Tage ihre Häuser und Läden mit grünen Zweigen, welche ihnen aus Herrschaftlichen Forsten geliefert wurden. (Erhards Geschichte von Erfurt, S. 306.) es denn nicht zu verwundern, wenn ein leidenſchaftlicher Mann Ein ſolches Elend von den Innungen und Städten möglichſt Die Unduldſamkeit gegen ſolche Genoſſen, welche eine Zeit Die Feier abgeſchaffter Feſttage, beſonders der dritte Feier- Wir kommen hier auf den ſo ſehr verrufenen blauen *) In Erfurt feierten mehrere Handwerke, u. a. die Schuhmacher, den
Montag nach Jacobi als grünen Montag. Es war der Feſttag ihres Schutzheiligen; auch der Schmiede-Obermeiſter wurde an dieſem Tage feierlich mit der Innung beliehen. Sie ſchmückten an dieſem Tage ihre Häuſer und Läden mit grünen Zweigen, welche ihnen aus Herrſchaftlichen Forſten geliefert wurden. (Erhards Geſchichte von Erfurt, S. 306.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="111"/> es denn nicht zu verwundern, wenn ein leidenſchaftlicher Mann<lb/> ſein ganzes Unglück in der Ehe findet und in ſchlecht bewachter<lb/> Stimmung ſeinen Unmuth an der armen Frau ausläßt, die<lb/> doch nur das Opfer ſeiner Unbeſonnenheit wurde!</p><lb/> <p>Ein ſolches Elend von den Innungen und Städten möglichſt<lb/> entfernt zu halten, war die Unduldſamkeit der Geſellen wohl<lb/> geeignet, wenn gleich geſetzlich nicht zu rechtfertigen.</p><lb/> <p>Die Unduldſamkeit gegen ſolche Genoſſen, welche eine Zeit<lb/> in Fabriken und Manufakturen gearbeitet, oder Livré getragen<lb/> hatten, war eine Folge der ſtrengen Abgeſchloſſenheit jedes Ge-<lb/> werks, des Verbots aller Pfuſcherei und was dieſer Vorſchub<lb/> leiſten konnte, ſo wie des Strebens der Innungen, jene nicht<lb/> aufkommen zu laſſen; indeß wurde von Seite der Geſellen we-<lb/> niger darauf gehalten, auch haben ſie manchen Gewinn aus der<lb/> Technik der Fabriken in ihre Meiſterſchaft mit hinüber ge-<lb/> nommen.</p><lb/> <p>Die Feier abgeſchaffter Feſttage, beſonders der dritte Feier-<lb/> tag an hohen Feſten, gab ebenfalls zu manchen Klagen Veran-<lb/> laſſung, ſie findet aber bei einigen Handwerken, z. B. den<lb/> Schuhmachern und Schneidern, billige Entſchuldigung, indem<lb/> bei ihnen die Geſellen in den Wochen vor hohen Feſten, oft<lb/> jeden Sonnabend halbe Nächte, den ganzen erſten Feſttag und<lb/> den halben Sonntag arbeiten müſſen, damit die Meiſter ihre<lb/> Kunden befriedigen können; man konnte ihnen daher wohl einige<lb/> Erholungsſtunden nach den Feſten und Sonntagen gönnen.</p><lb/> <p>Wir kommen hier auf den ſo ſehr verrufenen <hi rendition="#g">blauen<lb/> Montag</hi>; ſein Entſtehen iſt, wie alle öffentliche Feſte, kirchlich.<lb/> Es war der Montag nach dem Sonntage Eſtomihi, alſo vor<lb/> dem Anfang der Faſten. <note place="foot" n="*)">In Erfurt feierten mehrere Handwerke, u. a. die Schuhmacher, den<lb/> Montag nach Jacobi als <hi rendition="#g">grünen</hi> Montag. Es war der Feſttag<lb/> ihres Schutzheiligen; auch der Schmiede-Obermeiſter wurde an dieſem<lb/> Tage feierlich mit der Innung beliehen. Sie ſchmückten an dieſem<lb/> Tage ihre Häuſer und Läden mit grünen Zweigen, welche ihnen aus<lb/> Herrſchaftlichen Forſten geliefert wurden. (<hi rendition="#g">Erhards</hi> Geſchichte von<lb/> Erfurt, S. 306.)</note> Man zierte an dieſem Tage, be-<lb/> ſonders im ſüdlichen Deutſchland, das Innere der Kirche mit<lb/> blauen Gewändern, lebte nach vollbrachtem Gottesdienſt, in der<lb/> Ausſicht auf die beſchränkende Faſtenzeit, noch ſo luſtig als<lb/> möglich, und fing eigentlich damit ſchon die Feier der Faſtnacht<lb/> an. Man nannte ihn auch den <hi rendition="#g">gailen Montag</hi>, ſowie den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0121]
es denn nicht zu verwundern, wenn ein leidenſchaftlicher Mann
ſein ganzes Unglück in der Ehe findet und in ſchlecht bewachter
Stimmung ſeinen Unmuth an der armen Frau ausläßt, die
doch nur das Opfer ſeiner Unbeſonnenheit wurde!
Ein ſolches Elend von den Innungen und Städten möglichſt
entfernt zu halten, war die Unduldſamkeit der Geſellen wohl
geeignet, wenn gleich geſetzlich nicht zu rechtfertigen.
Die Unduldſamkeit gegen ſolche Genoſſen, welche eine Zeit
in Fabriken und Manufakturen gearbeitet, oder Livré getragen
hatten, war eine Folge der ſtrengen Abgeſchloſſenheit jedes Ge-
werks, des Verbots aller Pfuſcherei und was dieſer Vorſchub
leiſten konnte, ſo wie des Strebens der Innungen, jene nicht
aufkommen zu laſſen; indeß wurde von Seite der Geſellen we-
niger darauf gehalten, auch haben ſie manchen Gewinn aus der
Technik der Fabriken in ihre Meiſterſchaft mit hinüber ge-
nommen.
Die Feier abgeſchaffter Feſttage, beſonders der dritte Feier-
tag an hohen Feſten, gab ebenfalls zu manchen Klagen Veran-
laſſung, ſie findet aber bei einigen Handwerken, z. B. den
Schuhmachern und Schneidern, billige Entſchuldigung, indem
bei ihnen die Geſellen in den Wochen vor hohen Feſten, oft
jeden Sonnabend halbe Nächte, den ganzen erſten Feſttag und
den halben Sonntag arbeiten müſſen, damit die Meiſter ihre
Kunden befriedigen können; man konnte ihnen daher wohl einige
Erholungsſtunden nach den Feſten und Sonntagen gönnen.
Wir kommen hier auf den ſo ſehr verrufenen blauen
Montag; ſein Entſtehen iſt, wie alle öffentliche Feſte, kirchlich.
Es war der Montag nach dem Sonntage Eſtomihi, alſo vor
dem Anfang der Faſten. *) Man zierte an dieſem Tage, be-
ſonders im ſüdlichen Deutſchland, das Innere der Kirche mit
blauen Gewändern, lebte nach vollbrachtem Gottesdienſt, in der
Ausſicht auf die beſchränkende Faſtenzeit, noch ſo luſtig als
möglich, und fing eigentlich damit ſchon die Feier der Faſtnacht
an. Man nannte ihn auch den gailen Montag, ſowie den
*) In Erfurt feierten mehrere Handwerke, u. a. die Schuhmacher, den
Montag nach Jacobi als grünen Montag. Es war der Feſttag
ihres Schutzheiligen; auch der Schmiede-Obermeiſter wurde an dieſem
Tage feierlich mit der Innung beliehen. Sie ſchmückten an dieſem
Tage ihre Häuſer und Läden mit grünen Zweigen, welche ihnen aus
Herrſchaftlichen Forſten geliefert wurden. (Erhards Geſchichte von
Erfurt, S. 306.)
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