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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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am wenigsten an das Meinige einen "Beruf" ergehen lassen
können.

Ich will an Dir nichts anerkennen oder respectiren, weder
den Eigenthümer, noch den Lump, noch auch nur den Men¬
schen, sondern Dich verbrauchen. Am Salz finde Ich, daß
es die Speisen Mir schmackhaft macht, darum lasse Ich's zer¬
gehen; im Fische erkenne Ich ein Nahrungsmittel, darum ver¬
speise Ich ihn; an Dir entdecke Ich die Gabe, Mir das Leben
zu erheitern, daher wähle Ich Dich zum Gefährten. Oder
am Salze studire Ich die Krystallisation, am Fische die Ani¬
malität, an Dir die Menschen u. s. w. Mir bist Du nur
dasjenige, was Du für Mich bist, nämlich mein Gegenstand,
und weil mein Gegenstand, darum mein Eigenthum.

Im humanen Liberalismus vollendet sich die Lumperei.
Wir müssen erst auf das Lumpigste, Armseligste herunter¬
kommen, wenn Wir zur Eigenheit gelangen wollen, denn
Wir müssen alles Fremde ausziehen. Lumpiger aber scheint
nichts, als der nackte -- Mensch.

Mehr als Lumperei ist es indessen, wenn Ich auch den
Menschen wegwerfe, weil ich fühle, daß auch er Mir fremd
ist, und daß Ich Mir darauf nichts einbilden darf. Es ist
das nicht mehr bloß Lumperei: weil auch der letzte Lumpen
abgefallen ist, so steht die wirkliche Nacktheit, die Entblößung
von allem Fremden da. Der Lump hat die Lumperei selbst aus¬
gezogen und damit aufgehört zu sein, was er war, ein Lump.

Ich bin nicht mehr Lump, sondern bin's gewesen.


Bis zur Stunde konnte die Zwietracht deshalb nicht zum
Ausbruch kommen, weil eigentlich nur ein Streit neuer Libe¬

am wenigſten an das Meinige einen „Beruf“ ergehen laſſen
können.

Ich will an Dir nichts anerkennen oder reſpectiren, weder
den Eigenthümer, noch den Lump, noch auch nur den Men¬
ſchen, ſondern Dich verbrauchen. Am Salz finde Ich, daß
es die Speiſen Mir ſchmackhaft macht, darum laſſe Ich's zer¬
gehen; im Fiſche erkenne Ich ein Nahrungsmittel, darum ver¬
ſpeiſe Ich ihn; an Dir entdecke Ich die Gabe, Mir das Leben
zu erheitern, daher wähle Ich Dich zum Gefährten. Oder
am Salze ſtudire Ich die Kryſtalliſation, am Fiſche die Ani¬
malität, an Dir die Menſchen u. ſ. w. Mir biſt Du nur
dasjenige, was Du für Mich biſt, nämlich mein Gegenſtand,
und weil mein Gegenſtand, darum mein Eigenthum.

Im humanen Liberalismus vollendet ſich die Lumperei.
Wir müſſen erſt auf das Lumpigſte, Armſeligſte herunter¬
kommen, wenn Wir zur Eigenheit gelangen wollen, denn
Wir müſſen alles Fremde ausziehen. Lumpiger aber ſcheint
nichts, als der nackte — Menſch.

Mehr als Lumperei iſt es indeſſen, wenn Ich auch den
Menſchen wegwerfe, weil ich fühle, daß auch er Mir fremd
iſt, und daß Ich Mir darauf nichts einbilden darf. Es iſt
das nicht mehr bloß Lumperei: weil auch der letzte Lumpen
abgefallen iſt, ſo ſteht die wirkliche Nacktheit, die Entblößung
von allem Fremden da. Der Lump hat die Lumperei ſelbſt aus¬
gezogen und damit aufgehört zu ſein, was er war, ein Lump.

Ich bin nicht mehr Lump, ſondern bin's geweſen.


Bis zur Stunde konnte die Zwietracht deshalb nicht zum
Ausbruch kommen, weil eigentlich nur ein Streit neuer Libe¬

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[184/0192] am wenigſten an das Meinige einen „Beruf“ ergehen laſſen können. Ich will an Dir nichts anerkennen oder reſpectiren, weder den Eigenthümer, noch den Lump, noch auch nur den Men¬ ſchen, ſondern Dich verbrauchen. Am Salz finde Ich, daß es die Speiſen Mir ſchmackhaft macht, darum laſſe Ich's zer¬ gehen; im Fiſche erkenne Ich ein Nahrungsmittel, darum ver¬ ſpeiſe Ich ihn; an Dir entdecke Ich die Gabe, Mir das Leben zu erheitern, daher wähle Ich Dich zum Gefährten. Oder am Salze ſtudire Ich die Kryſtalliſation, am Fiſche die Ani¬ malität, an Dir die Menſchen u. ſ. w. Mir biſt Du nur dasjenige, was Du für Mich biſt, nämlich mein Gegenſtand, und weil mein Gegenſtand, darum mein Eigenthum. Im humanen Liberalismus vollendet ſich die Lumperei. Wir müſſen erſt auf das Lumpigſte, Armſeligſte herunter¬ kommen, wenn Wir zur Eigenheit gelangen wollen, denn Wir müſſen alles Fremde ausziehen. Lumpiger aber ſcheint nichts, als der nackte — Menſch. Mehr als Lumperei iſt es indeſſen, wenn Ich auch den Menſchen wegwerfe, weil ich fühle, daß auch er Mir fremd iſt, und daß Ich Mir darauf nichts einbilden darf. Es iſt das nicht mehr bloß Lumperei: weil auch der letzte Lumpen abgefallen iſt, ſo ſteht die wirkliche Nacktheit, die Entblößung von allem Fremden da. Der Lump hat die Lumperei ſelbſt aus¬ gezogen und damit aufgehört zu ſein, was er war, ein Lump. Ich bin nicht mehr Lump, ſondern bin's geweſen. Bis zur Stunde konnte die Zwietracht deshalb nicht zum Ausbruch kommen, weil eigentlich nur ein Streit neuer Libe¬

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/192>, abgerufen am 24.11.2024.