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Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845.

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hinfort nicht fragen, ob Ich in Meiner Bethätigung Mensch
oder Unmensch sei: es bleibe mir dieser Geist vom Halse!

Der humane Liberalismus geht radical zu Werke. Wenn
Du auch nur in Einem Punkte etwas Besonderes sein oder
haben willst, wenn Du auch nur Ein Vorrecht vor Andern
Dir bewahren, nur Ein Recht in Anspruch nehmen willst,
das nicht ein "allgemeines Menschenrecht" ist, so bist Du ein
Egoist.

Recht so! Ich will nichts Besonderes vor Andern haben
oder sein, Ich will kein Vorrecht gegen sie beanspruchen, aber
-- Ich messe Mich auch nicht an Andern, und will überhaupt
kein Recht haben. Ich will Alles sein und Alles haben,
was ich sein und haben kann. Ob Andere Aehnliches sind
und haben, was kümmert's Mich? Das Gleiche, dasselbe
können sie weder sein, noch haben. Ich thue Ihnen keinen
Abbruch, wie Ich dem Felsen dadurch keinen Abbruch thue,
daß Ich die Bewegung vor ihm "voraus habe". Wenn sie
es haben könnten, so hätten sie's.

Den andern Menschen keinen Abbruch zu thun, darauf
kommt die Forderung hinaus, kein Vorrecht zu besitzen. Allem
"Voraushaben" zu entsagen, die strengste Entsagungs-
Theorie. Man soll sich nicht für "etwas Besonderes" halten,
wie z. B. Jude oder Christ. Nun, Ich halte Mich nicht für
etwas Besonderes, sondern für einzig. Ich habe wohl
Aehnlichkeit mit Andern; das gilt jedoch nur für die Ver¬
gleichung oder Reflexion; in der That bin Ich unvergleichlich,
einzig. Mein Fleisch ist nicht ihr Fleisch, mein Geist ist nicht
ihr Geist. Bringt Ihr sie unter die Allgemeinheiten "Fleisch,
Geist", so sind das eure Gedanken, die mit meinem
Fleische, meinem Geiste nichts zu schaffen haben, und

hinfort nicht fragen, ob Ich in Meiner Bethätigung Menſch
oder Unmenſch ſei: es bleibe mir dieſer Geiſt vom Halſe!

Der humane Liberalismus geht radical zu Werke. Wenn
Du auch nur in Einem Punkte etwas Beſonderes ſein oder
haben willſt, wenn Du auch nur Ein Vorrecht vor Andern
Dir bewahren, nur Ein Recht in Anſpruch nehmen willſt,
das nicht ein „allgemeines Menſchenrecht“ iſt, ſo biſt Du ein
Egoiſt.

Recht ſo! Ich will nichts Beſonderes vor Andern haben
oder ſein, Ich will kein Vorrecht gegen ſie beanſpruchen, aber
— Ich meſſe Mich auch nicht an Andern, und will überhaupt
kein Recht haben. Ich will Alles ſein und Alles haben,
was ich ſein und haben kann. Ob Andere Aehnliches ſind
und haben, was kümmert's Mich? Das Gleiche, daſſelbe
können ſie weder ſein, noch haben. Ich thue Ihnen keinen
Abbruch, wie Ich dem Felſen dadurch keinen Abbruch thue,
daß Ich die Bewegung vor ihm „voraus habe“. Wenn ſie
es haben könnten, ſo hätten ſie's.

Den andern Menſchen keinen Abbruch zu thun, darauf
kommt die Forderung hinaus, kein Vorrecht zu beſitzen. Allem
„Voraushaben“ zu entſagen, die ſtrengſte Entſagungs-
Theorie. Man ſoll ſich nicht für „etwas Beſonderes“ halten,
wie z. B. Jude oder Chriſt. Nun, Ich halte Mich nicht für
etwas Beſonderes, ſondern für einzig. Ich habe wohl
Aehnlichkeit mit Andern; das gilt jedoch nur für die Ver¬
gleichung oder Reflexion; in der That bin Ich unvergleichlich,
einzig. Mein Fleiſch iſt nicht ihr Fleiſch, mein Geiſt iſt nicht
ihr Geiſt. Bringt Ihr ſie unter die Allgemeinheiten „Fleiſch,
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[183/0191] hinfort nicht fragen, ob Ich in Meiner Bethätigung Menſch oder Unmenſch ſei: es bleibe mir dieſer Geiſt vom Halſe! Der humane Liberalismus geht radical zu Werke. Wenn Du auch nur in Einem Punkte etwas Beſonderes ſein oder haben willſt, wenn Du auch nur Ein Vorrecht vor Andern Dir bewahren, nur Ein Recht in Anſpruch nehmen willſt, das nicht ein „allgemeines Menſchenrecht“ iſt, ſo biſt Du ein Egoiſt. Recht ſo! Ich will nichts Beſonderes vor Andern haben oder ſein, Ich will kein Vorrecht gegen ſie beanſpruchen, aber — Ich meſſe Mich auch nicht an Andern, und will überhaupt kein Recht haben. Ich will Alles ſein und Alles haben, was ich ſein und haben kann. Ob Andere Aehnliches ſind und haben, was kümmert's Mich? Das Gleiche, daſſelbe können ſie weder ſein, noch haben. Ich thue Ihnen keinen Abbruch, wie Ich dem Felſen dadurch keinen Abbruch thue, daß Ich die Bewegung vor ihm „voraus habe“. Wenn ſie es haben könnten, ſo hätten ſie's. Den andern Menſchen keinen Abbruch zu thun, darauf kommt die Forderung hinaus, kein Vorrecht zu beſitzen. Allem „Voraushaben“ zu entſagen, die ſtrengſte Entſagungs- Theorie. Man ſoll ſich nicht für „etwas Beſonderes“ halten, wie z. B. Jude oder Chriſt. Nun, Ich halte Mich nicht für etwas Beſonderes, ſondern für einzig. Ich habe wohl Aehnlichkeit mit Andern; das gilt jedoch nur für die Ver¬ gleichung oder Reflexion; in der That bin Ich unvergleichlich, einzig. Mein Fleiſch iſt nicht ihr Fleiſch, mein Geiſt iſt nicht ihr Geiſt. Bringt Ihr ſie unter die Allgemeinheiten „Fleiſch, Geiſt“, ſo ſind das eure Gedanken, die mit meinem Fleiſche, meinem Geiſte nichts zu ſchaffen haben, und

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Zitationshilfe: Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigenthum. Leipzig, 1845, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stirner_einzige_1845/191>, abgerufen am 24.11.2024.