als ob eine Straße zwischen ihnen hin ginge. Es führt auch manchmal ein Weg in dieser Richtung hin, der dazu dient, das Holz von den höheren Gegenden zu der Unglüksäule herab zu bringen, der aber dann wieder mit Gras verwächst. Wenn man auf diesem Wege fortgeht, der sachte bergan führt, so gelangt man endlich auf eine freie von Bäumen entblößte Stelle. Dieselbe ist dürrer Haideboden, hat nicht ein¬ mal einen Strauch, sondern ist mit schwachem Haide¬ kraute, mit trokenen Mosen und mit Dürrbodenpflan¬ zen bewachsen. Die Stelle wird immer steiler, und man geht lange hinan; man geht aber immer in einer Rinne gleichsam wie in einem ausgerundeten Graben hinan, was den Nuzen hat, daß man auf der großen baumlosen und überall gleichen Stelle nicht leicht irren kann. Nach einer Zeit erscheinen Felsen, die wie Kirchen gerade aus dem Grasboden aufsteigen, und zwischen deren Mauern man längere Zeit hinan gehen kann. Dann erscheinen wieder kahle fast pflanzenlose Rüken, die bereits in die Lufträume der höhern Ge¬ genden ragen, und gerade zu dem Eise führen. Zu beiden Seiten dieses Weges sind steile Wände, und durch diesen Damm hängt der Schneeberg mit dem Halse zusammen. Um das Eis zu überwinden, geht man eine geraume Zeit an der Grenze desselben, wo es
als ob eine Straße zwiſchen ihnen hin ginge. Es führt auch manchmal ein Weg in dieſer Richtung hin, der dazu dient, das Holz von den höheren Gegenden zu der Unglükſäule herab zu bringen, der aber dann wieder mit Gras verwächst. Wenn man auf dieſem Wege fortgeht, der ſachte bergan führt, ſo gelangt man endlich auf eine freie von Bäumen entblößte Stelle. Dieſelbe iſt dürrer Haideboden, hat nicht ein¬ mal einen Strauch, ſondern iſt mit ſchwachem Haide¬ kraute, mit trokenen Moſen und mit Dürrbodenpflan¬ zen bewachſen. Die Stelle wird immer ſteiler, und man geht lange hinan; man geht aber immer in einer Rinne gleichſam wie in einem ausgerundeten Graben hinan, was den Nuzen hat, daß man auf der großen baumloſen und überall gleichen Stelle nicht leicht irren kann. Nach einer Zeit erſcheinen Felſen, die wie Kirchen gerade aus dem Grasboden aufſteigen, und zwiſchen deren Mauern man längere Zeit hinan gehen kann. Dann erſcheinen wieder kahle faſt pflanzenloſe Rüken, die bereits in die Lufträume der höhern Ge¬ genden ragen, und gerade zu dem Eiſe führen. Zu beiden Seiten dieſes Weges ſind ſteile Wände, und durch dieſen Damm hängt der Schneeberg mit dem Halſe zuſammen. Um das Eis zu überwinden, geht man eine geraume Zeit an der Grenze desſelben, wo es
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als ob eine Straße zwiſchen ihnen hin ginge. Es
führt auch manchmal ein Weg in dieſer Richtung hin,
der dazu dient, das Holz von den höheren Gegenden
zu der Unglükſäule herab zu bringen, der aber dann
wieder mit Gras verwächst. Wenn man auf dieſem
Wege fortgeht, der ſachte bergan führt, ſo gelangt
man endlich auf eine freie von Bäumen entblößte
Stelle. Dieſelbe iſt dürrer Haideboden, hat nicht ein¬
mal einen Strauch, ſondern iſt mit ſchwachem Haide¬
kraute, mit trokenen Moſen und mit Dürrbodenpflan¬
zen bewachſen. Die Stelle wird immer ſteiler, und
man geht lange hinan; man geht aber immer in einer
Rinne gleichſam wie in einem ausgerundeten Graben
hinan, was den Nuzen hat, daß man auf der großen
baumloſen und überall gleichen Stelle nicht leicht
irren kann. Nach einer Zeit erſcheinen Felſen, die wie
Kirchen gerade aus dem Grasboden aufſteigen, und
zwiſchen deren Mauern man längere Zeit hinan gehen
kann. Dann erſcheinen wieder kahle faſt pflanzenloſe
Rüken, die bereits in die Lufträume der höhern Ge¬
genden ragen, und gerade zu dem Eiſe führen. Zu
beiden Seiten dieſes Weges ſind ſteile Wände, und
durch dieſen Damm hängt der Schneeberg mit dem
Halſe zuſammen. Um das Eis zu überwinden, geht
man eine geraume Zeit an der Grenze desſelben, wo es
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/26>, abgerufen am 22.11.2024.
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