zwischen den Gliedern herum gehen, sich nicht in die kriegerischen Anordnungen eindrängen, und etwa da Unordnung anrichten. Sie hatten Befehl, wenn die Dämmerung eingetreten wäre, ihre Wohnungen nicht mehr zu verlassen.
Daß das alles die größte Aufregung unter den Bewohnern hervor brachte, läßt sich denken. Sie gaben ihre Beiträge gerne, sie hätten alles gegeben, wenn sie den Sieg hätten auf unsere Seite bringen können; aber sie waren unruhig, was die Nacht was der kommende Tag bringen könnte. Daß kein einziger an Ruhe dachte, ist begreiflich.
Der Schloßherr hatte seine Vorrathskammer seine Speicher seine Küche und seinen Keller geöffnet, er gab mehr als gefodert wurde, und er sandte unter Tags Knechte mit Wägen an entfernte Stellen seines Gutes, wo er Scheunen und Getreideböden hatte, um Vorrath herbei zu führen, wenn etwa der folgende Tag noch etwas in Anspruch nehmen sollte.
So war die Nacht herein gebrochen. Sie war dunkel, weil es später Herbst war und weil tiefe Wolken den Himmel bedekten.
In den Häusern des Dorfes waren Lichter, weil die Leute nicht schlafen gingen. Es war stille, nur daß ein gedämpfter Ruf der Wachen oder das Klirren
zwiſchen den Gliedern herum gehen, ſich nicht in die kriegeriſchen Anordnungen eindrängen, und etwa da Unordnung anrichten. Sie hatten Befehl, wenn die Dämmerung eingetreten wäre, ihre Wohnungen nicht mehr zu verlaſſen.
Daß das alles die größte Aufregung unter den Bewohnern hervor brachte, läßt ſich denken. Sie gaben ihre Beiträge gerne, ſie hätten alles gegeben, wenn ſie den Sieg hätten auf unſere Seite bringen können; aber ſie waren unruhig, was die Nacht was der kommende Tag bringen könnte. Daß kein einziger an Ruhe dachte, iſt begreiflich.
Der Schloßherr hatte ſeine Vorrathskammer ſeine Speicher ſeine Küche und ſeinen Keller geöffnet, er gab mehr als gefodert wurde, und er ſandte unter Tags Knechte mit Wägen an entfernte Stellen ſeines Gutes, wo er Scheunen und Getreideböden hatte, um Vorrath herbei zu führen, wenn etwa der folgende Tag noch etwas in Anſpruch nehmen ſollte.
So war die Nacht herein gebrochen. Sie war dunkel, weil es ſpäter Herbſt war und weil tiefe Wolken den Himmel bedekten.
In den Häuſern des Dorfes waren Lichter, weil die Leute nicht ſchlafen gingen. Es war ſtille, nur daß ein gedämpfter Ruf der Wachen oder das Klirren
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zwiſchen den Gliedern herum gehen, ſich nicht in die
kriegeriſchen Anordnungen eindrängen, und etwa da
Unordnung anrichten. Sie hatten Befehl, wenn die
Dämmerung eingetreten wäre, ihre Wohnungen nicht
mehr zu verlaſſen.
Daß das alles die größte Aufregung unter den
Bewohnern hervor brachte, läßt ſich denken. Sie
gaben ihre Beiträge gerne, ſie hätten alles gegeben,
wenn ſie den Sieg hätten auf unſere Seite bringen
können; aber ſie waren unruhig, was die Nacht was
der kommende Tag bringen könnte. Daß kein einziger
an Ruhe dachte, iſt begreiflich.
Der Schloßherr hatte ſeine Vorrathskammer ſeine
Speicher ſeine Küche und ſeinen Keller geöffnet, er
gab mehr als gefodert wurde, und er ſandte unter
Tags Knechte mit Wägen an entfernte Stellen ſeines
Gutes, wo er Scheunen und Getreideböden hatte,
um Vorrath herbei zu führen, wenn etwa der folgende
Tag noch etwas in Anſpruch nehmen ſollte.
So war die Nacht herein gebrochen. Sie war
dunkel, weil es ſpäter Herbſt war und weil tiefe
Wolken den Himmel bedekten.
In den Häuſern des Dorfes waren Lichter, weil
die Leute nicht ſchlafen gingen. Es war ſtille, nur
daß ein gedämpfter Ruf der Wachen oder das Klirren
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/243>, abgerufen am 17.02.2025.
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