Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.schaften und Umstände ins Mittel getreten, vollständig Einer dieser Umstände war die Mutter selbst. Sie Ein zweiter Umstand war der Vater. Die größte Stifter, Jugendschriften. II. 15
ſchaften und Umſtände ins Mittel getreten, vollſtändig Einer dieſer Umſtände war die Mutter ſelbſt. Sie Ein zweiter Umſtand war der Vater. Die größte Stifter, Jugendſchriften. II. 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="225"/> ſchaften und Umſtände ins Mittel getreten, vollſtändig<lb/> verzogen.</p><lb/> <p>Einer dieſer Umſtände war die Mutter ſelbſt. Sie<lb/> war eine gelaſſene vernünftige Hausfrau mit einem<lb/> wohlwollenden Herzen. Sie waltete in Reinlichkeit<lb/> Ordnung und Sittſamkeit im Hauſe, und dieſe Eigen¬<lb/> ſchaften verſtand ſie in einem gewiſſen Grade auch<lb/> ihrem Geſinde einzupflanzen und daher auch den<lb/> Kindern. Sie zankte nie, war aber unermüdlich, die¬<lb/> ſelbe Sache ſo oft zu befehlen, und thun zu laſſen,<lb/> bis ſie dem damit Beauftragten zur Geläufigkeit und<lb/> Gewohnheit war. Durch die Gleichheit und Heiter¬<lb/> keit ihres Weſens kam Gleichheit und Heiterkeit in<lb/> die Kinder, durch Abweſenheit jedes Harten Rohen<lb/> und Unziemlichen wurden ſie fein und anſtändig, und<lb/> beſonders war es die Scham, etwas Unrechtes zu thun,<lb/> was ihnen ein Beiſtand war, und das Erröthen war<lb/> eine harte Strafe, weil die Mutter ſelbſt mit großem<lb/> Ernſte allem aus dem Wege ging, was ſich nicht<lb/> ſchikte.</p><lb/> <p>Ein zweiter Umſtand war der Vater. Die größte<lb/> Rechtlichkeit und Biederkeit in ſeinem Weſen verfehlte<lb/> nicht auf die Kinder, ſelbſt da ſie noch ſehr klein<lb/> waren, einen großen Eindruk zu machen. Er war<lb/> ihnen das Bild der Vollkommenheit und des Wiſſens,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Stifter, Jugendſchriften. II. 15<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0236]
ſchaften und Umſtände ins Mittel getreten, vollſtändig
verzogen.
Einer dieſer Umſtände war die Mutter ſelbſt. Sie
war eine gelaſſene vernünftige Hausfrau mit einem
wohlwollenden Herzen. Sie waltete in Reinlichkeit
Ordnung und Sittſamkeit im Hauſe, und dieſe Eigen¬
ſchaften verſtand ſie in einem gewiſſen Grade auch
ihrem Geſinde einzupflanzen und daher auch den
Kindern. Sie zankte nie, war aber unermüdlich, die¬
ſelbe Sache ſo oft zu befehlen, und thun zu laſſen,
bis ſie dem damit Beauftragten zur Geläufigkeit und
Gewohnheit war. Durch die Gleichheit und Heiter¬
keit ihres Weſens kam Gleichheit und Heiterkeit in
die Kinder, durch Abweſenheit jedes Harten Rohen
und Unziemlichen wurden ſie fein und anſtändig, und
beſonders war es die Scham, etwas Unrechtes zu thun,
was ihnen ein Beiſtand war, und das Erröthen war
eine harte Strafe, weil die Mutter ſelbſt mit großem
Ernſte allem aus dem Wege ging, was ſich nicht
ſchikte.
Ein zweiter Umſtand war der Vater. Die größte
Rechtlichkeit und Biederkeit in ſeinem Weſen verfehlte
nicht auf die Kinder, ſelbſt da ſie noch ſehr klein
waren, einen großen Eindruk zu machen. Er war
ihnen das Bild der Vollkommenheit und des Wiſſens,
Stifter, Jugendſchriften. II. 15
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